Fußball

Rauswurf bei Barça - na und? Warum Dembélé machen kann, was er will

Ousmane Dembélé wird nach seinem Aus beim FC Barcelona weich fallen.

Ousmane Dembélé wird nach seinem Aus beim FC Barcelona weich fallen.

(Foto: imago/AFLOSPORT)

Ousmane Dembélé hat keine Zukunft beim FC Barcelona. Auch, wenn der Spieler offenbar gerne geblieben wäre. Ein Streit über offenbar unangemessene Verhandlungen führt zum Knall. Dem extravaganten Franzosen wird das kaum schaden. Das ist durchaus kurios.

Das letzte Tor, das Ousmane Dembélé für seinen FC Barcelona geschossen hat, reicht nicht, um in den Kreis der Klublegenden aufzusteigen. Ein wichtiger Treffer war es dagegen allemal. Denn er verhinderte die Pokalblamage gegen Linares Deportivo. Diesen Verein kennt man vermutlich eher nicht, er spielt in Liga drei. Dembélé hatte das 1:1 erzielt, Barça schließlich mit 2:1 gewonnen. 15 Tage ist das her. 15 Tage, in denen Dembélé vom Retter zur unerwünschten Person degradiert wurde. Nun hat die Geschichte einen langen Vorlauf. So richtig verliebte sich der Klub nie in diesen Spieler, der sich im Sommer 2017 für ursprünglich 105 Millionen Euro vom BVB weggeekelt hatte. Diese Summe ist mittlerweile auf 135 Millionen Euro angewachsen.

Die Geschichte des 24-Jährigen bei den Katalanen ist geprägt von einer Begeisterung für dessen Spiel und einem ständigen Zorn über die Eskapaden des Flügelstürmers. Diese gipfelten jetzt offensichtlich in einem absurden Poker um einen neuen Vertrag ab Sommer. Völlig ignorant gegenüber den finanziellen Folgen und der ohnehin dramatischen monetären Lage des Klubs mit Schulden von rund 1,3 Milliarden Euro hatten der Spieler und seine Berater wohl verhandelt und die Verantwortlichen des Vereins mit ihren Forderungen provoziert. Das führte zum Knall: Barça jagt den Spieler weg. Dembélé soll den Klub sofort verlassen - und noch eine Ablöse einspielen, ehe sein Vertrag ablösefrei aufläuft.

"Es ist offensichtlich, dass der Spieler nicht bei Barcelona bleiben will und sich nicht für Barças Zukunftsprojekt engagiert", schimpfte Fußballdirektor Mateu Alemany. Die Seite des Franzosen sieht die Sache natürlich anders. Wohl wissend, dass dieser Abgang dem Image des umstrittenen Profis nicht förderlich ist. Im Interview mit dem französischen Radiosender "RMC" hatte Berater Moussa Sissoko das Verhalten der Katalanen kritisiert: "Wenn Barcelona hätte verhandeln wollen, hätten sie versuchen können, sich mit uns zusammenzusetzen und zu sprechen. Aber es gibt kein Gespräch, nur Drohungen, nicht mehr in ihrer Mannschaft zu spielen. Und das ist verboten." Mehrere Medien aus Spanien hatten zuletzt berichtet, dass Dembélé eigentlich gerne bleiben wollte. Coach Xavi hatte das bestätigt. Der Spieler selbst sprach kurz nach seinem "Rauswurf" sogar von Erpressung. "Ich bin kein Mann, der betrügt, geschweige denn ein Mann, der sich erpressen lässt", schrieb er auf Instagram. Allerdings, so heißt es in den Medienberichten, sei das Angebot, künftig eben weniger Gehalt zu zahlen, nicht attraktiv genug gewesen.

Die Superreichen sind dann dran

Sorgen um seine sportliche Zukunft muss sich der 24-Jährige nicht machen. Die Superreichen von Newcastle United, Abstiegskandidat mit Mega-Ambitionen aus der englischen Premier League, sollen ihm bereits Ende November ein sehr ordentliches Angebot (15 Millionen Handgeld und 15 Millionen Euro Gehalt) unterbreitet haben. In ähnlichen Sphären dürfte auch Paris St. Germain verhandeln. Rund um den Jahreswechsel kamen Gerüchte auf, dass es zu Gesprächen gekommen sei. Dembélés Ruf scheint weder durch den peinlichen und "charakterlich katastrophalen" (so Borussia-Boss Hans-Joachim Watzke) Streikabgang beim BVB nachhaltig beschädigt zu sein noch durch seine kleinen und großen Eskapaden beim FC Barcelona. Von wilden Partyausflügen über verspätete oder gar verpasste Trainings und schlechte Ernährung bis hin zu jenen entrückten Vertragsverhandlungen. Dass immer noch die Klubs mit den größten Ambitionen um den Spieler buhlen, ist ein Vertrauen in die herausragenden Qualitäten, die den Eklats gegenüberstehen.

Ob Dembélé im Winter tatsächlich wechselt und nur degradiert bleibt, ist allerdings längst keine ausgemachte Sache. Denn für den Weltmeister von 2018 wird der FC Barcelona noch eine ordentliche Summe einstreichen wollen. Auf 30 Millionen Euro wird sein Marktwert aktuell geschätzt. Laut dem US-Sender ESPN will Barcelona den Franzosen nun einfach nur loswerden, beinahe verschenken. Auch seine Verbannung aus dem Kader dürfte eher den Verhandlungspartnern in die Karten spielen. Es ist übrigens eine kuriose neue Entwicklung, Spieler, die ihre Arbeitspapiere nicht verlängern wollen, zu degradieren. In der Bundesliga erfährt das gerade etwa Nationalspieler Matthias Ginter. Das Risiko für die Klubs ist groß. Wenn es blöd läuft, ignorieren sie sportliche Qualität und werden mit einem Null-Euro-Abgang bestraft, sollte es keinen Transfer geben. Allerdings passt der erzürnte Aktionismus auch zum FC Barcelona. Seit Jahren verbrennt der Klub mit wilden Ablösen und Gehältern ohne Ende Geld. Die Quittung liegt oben auf dem Schuldenberg.

Ungeachtet dessen versucht sich der Klub für eine sportlich erfolgreiche Zukunft aufzustellen. Mit Ferrán Torres kam schon ein teurer Hoffnungsträger von Manchester City (rund 55 Millionen Euro). Noch teurer wäre Borussia Dortmunds Sturmbüffel Erling Haaland. Er ist der wilde Fiebertraum der Katalanen. Wie das alles überhaupt geht und finanziert werden soll? Über künftig reduzierte Gehälter und über Abgänge.

Das sportliche Potenzial ein Leistungsträger zu werden, hätte auch Dembélé gehabt. Die Bilanz, mit der er den Klub verlassen muss, liest sich noch recht manierlich. Trotz vieler Verletzungen kommt der schnelle und dribbelstarke Offensivspieler auf 129 Spiele, auf 31 Tore und 23 Vorlagen. Man kann sich für diesen Spieler schon begeistern. Was sie sowohl in Dortmund als auch in Barcelona getan haben. Klubikone Xavi sagte in seiner Rolle als neuer Trainer: "Er kann auf seiner Position der beste Spieler der Welt sein. Er kann den Unterschied machen. Wir müssen ihm dabei helfen." Geklappt hat das augenscheinlich nicht. Die ewigen Extravaganzen verhindern seinen Aufstieg in die höchste Kategorie des Weltfußballs - daran ändert auch das wichtige Tor gegen Linares Deportivo nichts. Natürlich nicht.

Quelle: ntv.de

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