Fußball

Droht Aus bei FC Bayern und DFB? Sommer bringt unantastbaren Neuer ins Wanken

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Die beiden Torhüter beim Länderspiel zwischen DFB-Elf und der Schweizer Nati im Jahr 2020.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Der FC Bayern München verpflichtet Yann Sommer als Ersatz für Manuel Neuer - und läutet damit vielleicht den Beginn einer neuen Zeitrechnung zwischen den Pfosten des Rekordmeisters ein. Denn die Chancen stehen gut, dass der Neuzugang von Borussia Mönchengladbach auch in der neuen Saison Stammtorhüter sein wird.

Für Yann Sommer bietet sich eine einmalige Chance: Er kann mit dem FC Bayern München nicht nur innerhalb weniger Monate zahlreiche Titel gewinnen, sondern sich darüber hinaus auch einen Stammplatz im Tor eines Topklubs sichern. Die Geschichte ist bekannt: Manuel Neuer verletzte sich nach der WM 2022 in Katar schwer.

Wie schwer, ist bis heute noch ein kleines Mysterium. Zuletzt gab es Spekulationen, dass sich der mehrfache Welttorhüter keinen Unterschenkelbruch, sondern einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen habe. Das würde die Ausfallzeit nochmal verlängern und auch eine Rückkehr auf das bisherige Niveau erschweren. Eine offizielle Mitteilung gibt es dazu aber noch nicht.

Zum Autor
  • Justin Kraft ist freier Autor und Blogger bei miasanrot.de.
  • Als Jahrgang 1993 durch die "Generation Kahn" mit dem FC Bayern in Kontakt gekommen.
  • Fußball-sozialisiert mit der "Generation Lahmsteiger", der er 2019 sogar ein nach ihr benanntes Buch widmete.

Trotzdem ist die Unsicherheit Neuers nun die ganz große Gelegenheit für Sommer, der seit Jahren chronisch unterschätzt wird. Mit 1,83 Metern zählt der Schweizer zu den kleineren Torhütern im Weltfußball. Eine Oberflächlichkeit, wegen der er sich schon oft mit Skepsis konfrontiert sah. Obwohl Sommer über Jahre hinweg in der Bundesliga gezeigt hat, dass er einer der besten Torhüter der Bundesliga ist, wurde er nur selten ernsthaft in etwaige Debatten einbezogen.

Manuel Neuer war schon vor der WM unsicher

Dabei ist der 34-Jährige womöglich sogar der Beste, den die deutsche Spitzenliga derzeit hat - trotz Neuer. Denn der Bayern-Keeper glänzte in den vergangenen Monaten nicht gerade mit Konstanz. Schon zu Saisonbeginn patzte er beim 6:1-Sieg in Frankfurt schwer, verschuldete so das einzige Gegentor. In den Wochen danach wirkte er mehrfach etwas unsicher - vor allem mit dem Ball am Fuß. Ungewöhnlich für ihn.

Neuer hat an Glanz verloren. Er kassiert mittlerweile Gegentore, die ihm zwar nicht als klarer Fehler ausgelegt werden können, die er früher aber verhindert hätte. Beispielsweise der Anschlusstreffer von Youssoufa Moukoko beim 2:2 in Dortmund, den der Bayern-Keeper auch deshalb nicht parieren konnte, weil er einen schlechten Stand hatte und so zu träge war. Ähnlich die Situation in Berlin, wo Dodi Lukebakio mit einem strammen Schuss zum 1:3 vollendete. Ebenfalls ein Abschluss, der nicht unhaltbar schien. Erst recht nicht für jemanden wie Neuer.

In beiden Spielen, so fair muss man sein, hatte der 36-Jährige bereits mit gesundheitlichen Problemen zu tun. Doch auch das ist eben Teil der Geschichte: Neuer fiel in der jüngeren Vergangenheit immer häufiger aus und wenn er fit war, war er nur selten der absolute Ausnahmeathlet, der er einst war.

Nun kommt mit Sommer jemand, der die Qualität hat, den ehemaligen Schalker zu beerben. Vielleicht nicht auf dem Niveau, das Neuer einst hatte. Gewiss aber auf jenem, das er zuletzt hatte - und vielleicht sogar ein bisschen darüber. Und genau da liegt die Gefahr für Neuer, der mit der Europameisterschaft 2024 noch ein großes Ziel vor Augen hat.

Nicht nur Yann Sommer könnte von Verletzung profitieren

Schafft es Sommer, seine bisher gezeigten Leistungen auch beim FC Bayern zu präsentieren, gibt es kaum einen Grund, ihn nicht auch in der kommenden Saison als Nummer eins aufzustellen. Der große Profiteur wäre dann neben dem Schweizer auch Marc-André ter Stegen. Seine Geschichte beim DFB ist eine überwiegend unglückliche, doch mit 30 Jahren bietet sich auch ihm dann die Chance, sich von Neuer zu emanzipieren und mittelfristig die Nummer eins im DFB-Tor zu werden.

Bisher äußerte sich der Verband zurückhaltend zu dieser Geschichte. Noch gibt es auch keinen Grund zur Panik. Doch das Szenario, dass sich Sommer in München gegen einen Neuer durchsetzt, der nach einer weiteren langen Verletzung nicht mehr sein Niveau findet, ist nicht unwahrscheinlich.

Hansi Flick würde dann kaum etwas anderes übrigbleiben, als den Torwart aufzustellen, der bei seinem Klub regelmäßig spielt. Und falls das aus irgendwelchen Gründen nicht ter Stegen ist, gibt es mit Kevin Trapp in Frankfurt noch eine weitere Alternative. Sommer dürfte dementsprechend auch über München hinaus ein paar Fans gewonnen haben.

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Zugegeben: In diesem Szenario stecken einige Konjunktive. Jetzt, im Januar, ist kaum absehbar, wie es Neuer nach seiner Verletzung gehen wird. Der Bayern-Kapitän hat in der Vergangenheit oft genug bewiesen, dass er mit Verletzungen umgehen kann, hat zudem ein riesiges Standing beim Rekordmeister und wird seine Chance auf eine Rückkehr erhalten. Und doch hat der FC Bayern eben acht Millionen Euro für Sommer bezahlt und ihm einen Vertrag bis 2025 gegeben. Wohl wissend, dass die Rückkehr Neuers kein sicheres Ding ist.

Immerhin hat der zweifache Champions-League-Sieger mit Oliver Kahn einen Mann an seiner Seite, der genau weiß, wie es ist, den Stammplatz beim DFB vor einem großen Heim-Turnier zu verpassen. Noch ist es nicht so weit, aber für den Ernstfall sind jetzt wohl alle vorbereitet.

Quelle: ntv.de

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