Redelings Nachspielzeit

Wunderstürmer war "sauer" Als Haaland dem Schiri anbot, ihn "wegzustoßen"

Erling Haaland überzog die Liga mit seinem norwegischen Humor.

Erling Haaland überzog die Liga mit seinem norwegischen Humor.

(Foto: imago images/ActionPictures)

Am Ende der Saison 2021/22 beteiligte sich ein einziger Wagen am Autokorso zu Ehren des neuen deutschen Meisters auf der Münchener Leopoldstraße. Mehr Spektakel gab es dafür von Max Kruse - und einem Trainer, den man seit vielen Jahren "Quälix" nennt. Und dann war da ja auch noch Erling Haaland.

Gegen Ende der Saison 2021/22 saß Max Kruse mal wieder mit der Shisha in der Hand und Ehefrau Dilara an seiner Seite zu Hause vor der Laptop-Kamera und grinste seinen Zuschauern auf "Twitch" entgegen: "Ich gehe überall hin. Aber niemals zu Magath. Der ist ein Scheucher! Der ist krank. Der macht Medizinbälle, bis die Leute kotzen!" Für den bekennenden Schokopasten-Liebhaber Kruse, der morgens "gefühlt eine Million Nutella-Brötchen" verspeist, wohl tatsächlich keine ganz so gute Alternative - wie Ex-Kollege Christopher Lenz über den Pfundskerl auch schon einmal erzählte: "Mit dem Bauch würde kein anderer Spieler überhaupt zwei Kilometer laufen können." Einen neuen Verein sucht Kruse unterdessen immer noch.

Ende April war der FC Bayern mal wieder Meister geworden, doch zum Autokorso auf der Leopoldstraße erschien nur ein Wagen - und ein Kamerateam: "Wo habt ihr denn die anderen Feierwütigen gelassen?" Antwort aus dem Wagen: "Ich bin nicht der Einzige. Wir haben noch drei, vier Feierwütige im Auto. Die Stimmung ist der Hammer. Zehnte Meisterschaft - wir lieben es!"

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Immerhin. Dieses Mal lief der FC Bayern München erst am 31. Spieltag durch einen 3:1-Heimsieg gegen den hartnäckigsten Verfolger, den BVB, über die Ziellinie zur Meisterschaft. Für den Rekordmeister war es der zehnte Bundesliga-Titelgewinn in Folge. Und während die einen von "gähnender Langeweile" sprachen, erinnerten andere daran, dass angehende Abiturienten noch nie einen anderen Deutschen Meister als die Bayern erlebt haben.

Julian Nagelsmann foult das Ehrenamt

Dabei konnte in dieser Saison nun wahrlich nicht von einer Dominanz der Münchner die Rede sein. Eher war es so, dass die Verfolger des "Meisters aus Routine" (Deutschlandfunk) zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in das Rennen um den Titel einsteigen konnten. Bereits am fünften Spieltag übernahm der FC Bayern die Tabellenführung und gab sie anschließend nicht mehr aus der Hand.

Trainer Julian Nagelsmann griff - in Anlehnung an seinen Amtsvorläufer Franz Beckenbauer - ganz tief in den Sprüchekasten, um den Fußballfans in Deutschland zu erklären, dass man auch nach dem Gewinn der Meisterschaft weiter die Spannung hochhalten werde: "Wir verdienen viel Geld hier und dafür wollen wir Leistung zeigen. Wir sind hier nicht bei der Freiwilligen Feuerwehr Südgiesing." Natürlich meldete sich anschließend die Feuerwehr und beschwerte sich über das "grobe Foulspiel gegenüber jeglichem Ehrenamt" - Nagelsmann entschuldigte sich. Doch noch viel wichtiger war in diesem Zusammenhang etwas anderes: Den Spruch lieferte der Bayern-Coach bereits vor der entscheidenden Partie gegen den "Konkurrenten" aus Dortmund!

Apropos. Beim BVB lief unter dem neuen Trainer Marco Rose auch in dieser Saison wenig zusammen. Vorne gab es viel Theater um Erling Haaland - weil der entweder verletzt draußen saß oder ein Wechselgerücht das nächste jagte - und hinten erspielte sich die BVB-Verteidigung zwischenzeitlich fast einen neuen Negativrekord, der nur durch die Ergebnisse aus dem Relegationsjahr 1986 getoppt wird. Verständlich, dass Mats Hummels irgendwann genervt meinte: "Wir spielen sehr viel unsinnigen und unlogischen Fußball und machen den Gegner damit unnötig stark."

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Eine Bestleistung, die etwas Hoffnung für die kommende Saison gab, durften die Dortmunder dennoch für sich verbuchen. Mit seinem Treffer gegen den VfL Wolfsburg im ersten Bundesligaspiel seiner Karriere holte sich Tom Rothe den Rekord als jüngster Debüt-Torschütze der Geschichte beim BVB. Mit seinen erst 17 Jahren, 5 Monaten und 18 Tagen übertraf er die 44 Jahre alte Bestmarke des Vereinskameraden Ralf Augustin.

Eine der Mannschaften der Saison war der Aufsteiger aus Bochum. VfL-Spieler Gerrit Holtmann sicherte sich schon im zweiten Spiel mit seinem Slalomtreffer gegen Mainz 05 den Titel des "Tor des Jahres". Nach einem spektakulären 4:3-Auswärtssieg bei Borussia Dortmund am 32. Spieltag feierten die einst "Unabsteigbaren" den Nichtabstieg. VfL-Coach Thomas Reis war es mit viel Augenmaß gelungen, eine echte Mannschaft mit Herz und Leidenschaft zu formen: "Es nützt ja nix, wenn ich Tiki-Taka spielen will und nur Backsteinstoßer im Kader habe."

Eine fantastische Spielzeit gelang auch dem SC Freiburg. Das Team aus dem Breisgau qualifizierte sich beinahe für die Champions League - musste sich aber aufgrund von zwei Niederlagen am Saisonschluss letztendlich mit dem sechsten Platz und der Europa League zufriedengeben. Und wurde dorthin begleitet von Union Berlin. Die "Eisernen" krönten eine wieder einmal herausragende Spielzeit - die nur kurzfristig nach dem Abgang von Max Kruse zum VfL Wolfsburg in der Winterpause aus dem Ruder lief.

Aytekin und Haaland gehen ins Gigantenduell

Im Abstiegskampf zeigte sich schon früh, dass für den Aufsteiger aus Fürth die erste Liga eine Nummer zu groß war. Überraschend rutschte die Hertha aus Berlin nach und nach ganz tief in den Tabellenkeller - und sorgte mit der Verpflichtung des alten Hasen Felix Magath für eine der Überraschungen der Saison. Und "Quälix" hatte auch schon früh eine Idee, wie die Spielzeit enden könnte: "Als ich diesen Job übernommen habe, war ich sicher, dass wir in der Relegation gegen den HSV spielen. Darauf arbeite ich nicht hin. Aber es würde mich auch nicht überraschen, wenn es zu dieser Konstellation käme." Und tatsächlich: So kam es! Der VfB Stuttgart hingegen rettete sich in buchstäblich allerletzter Sekunde durch den Treffer zum 2:1 gegen den 1. FC Köln vor der Relegation. Und die Arminia aus Bielefeld? Die durfte in der neuen Saison den Anlauf zum neunten Aufstieg in die Bundesliga starten. Wie wir heute wissen, endete dieser Versuch im Desaster.

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Einer war übrigens nicht so optimistisch, dass sich dort ganz oben an der Tabellenspitze sobald etwas ändern werde. Uli Hoeneß musste sich ein Lächeln verkneifen, als er über die handzahme Konkurrenz der Bayern im Kampf um die Meisterschaft sprach: "Das versuchen sie jetzt zehn Jahre lang. Warum sollten sie es im nächsten Jahr schaffen?"

Eine lustige Anekdote zum Schluss: Schiedsrichter Deniz Aytekin erzählte nach dem BVB-Auswärtsspiel in Hoffenheim folgende Geschichte über den norwegischen Wunderstürmer Erling Haaland: "Gestern hat er seinen Gegenspieler leicht weggestoßen, und dann habe ich ihm gesagt, dass er das ja eigentlich gar nicht nötig hätte. Dann hat er gemeint, er wäre sauer. Dann habe ich gesagt, ich bin auch manchmal sauer. Dann hat er mir angeboten, dass ich ihn wegstoßen darf. Und dann haben wir beide gelacht und es ging weiter."

Quelle: ntv.de

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