
Thomas Müller, Tabellenführer.
(Foto: IMAGO/Sven Simon)
Am Wochenende schaut die ganze Bundesliga nach Berlin. Sollte der FC Bayern München bei Union Berlin tatsächlich ins Straucheln kommen, bestünde noch einmal Hoffnung für den Titelkampf. Ansonsten wird es das wohl bereits mit der Spannung gewesen sein!
Nächsten Samstag gegen 17.20 Uhr kann schon alles vorbei sein - oder die Bundesliga erlebt einen nicht mehr für möglich gehaltenen Stimmungsumschwung. Das Spitzenspiel zwischen dem Tabellenzweiten Union Berlin und dem Rekordmeister FC Bayern München, der fast schon wie gewohnt von der Pole Position nach hinten ins Feld der Verfolger grüßt, ist - und das bereits am fünften Spieltag - eine echte Vorentscheidung im Titelkampf. Sollte den Männern von der Alten Försterei ein kleines oder großes Wunder gelingen, dann könnte die Spielzeit tatsächlich noch einmal einen neuen Spannungsbogen verpasst bekommen und einen Verlauf nehmen, den eigentlich niemand mehr so recht erwartet hatte. Doch wie realistisch ist ein solches Szenario eigentlich?
Als die Köpenicker am Samstag nach dem höchsten Sieg in ihrer noch recht jungen Bundesligageschichte auf Schalke vom Platz trabten, gab es Stimmen aus dem Umfeld der Königsblauen, die Union mit dem englischen Überraschungsmeister des Jahres 2016, Leicester City, verglichen. Sofort hielten die Offiziellen des aktuellen Tabellenzweiten energisch dagegen und sprachen von einer "Momentaufnahme", die man festhalten und genießen solle.
Eigentlich gibt's kaum Hoffnung ...
Und tatsächlich sollte man die Platzierung nach einem vierten Spieltag mit Vorsicht genießen - auch wenn es am Ende nicht immer so grausam ausgeht wie beim SC Paderborn in der Saison 2014/15, als der Verein nach vier Spielen an der Tabellenspitze stand und schließlich als Schlusslicht sang- und klanglos abstieg. Schließlich ist die Mannschaft von Union Berlin mit der damaligen Truppe des Aufsteigers aus Paderborn in keiner Weise zu vergleichen.
Das, was die Berliner in den letzten Jahren Stück für Stück auf die Beine gestellt und etabliert haben, verlangt allerhöchsten Respekt. Es hat den Anschein, dass der Klub von der Alten Försterei mit viel Weitsicht und Augenmaß operiert. Doch sind die Berliner tatsächlich schon so weit dem großen FC Bayern München über eine gesamte Spielzeit lang Paroli zu bieten? Eine äußerst hypothetische Frage, die ohnehin Quatsch ist, wenn man den Äußerungen der Union-Offiziellen folgt.
Jetzt müssen sie sich aber sowieso erst einmal in einem einzigen Spiel gegen den Rekordmeister beweisen - und das wird schwer genug, wenn man die bisherigen Auswärtspartien der Bayern in dieser Saison betrachtet. 13:1 Tore in den zwei Spielen in Frankfurt und Bochum sprechen da ihre ganz eigene Sprache. Und auch die letzte Begegnung der Münchener am Wochenende zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach sollte den Unionern im Grunde nicht allzu viel Hoffnung machen - denn die Rekordwerte des Gladbacher Torhüters Yann Sommer kamen schließlich nicht von ungefähr zustande.
"Man spielt pauschal da nicht gerne"
Ohne den kämpferischen und auch taktischen Erfolg der Borussia zu schmälern: Dass die Bayern bei 35 Torschüssen nur zu einem Treffer kommen, ist ein Rekordwert, den es so nicht noch einmal geben wird. Oder anders ausgedrückt: Auch wenn die Bayern am Ende gegen Gladbach nur einen Punkt in den Händen hielten, so hatten sie zuvor wieder einmal eine furiose Partie abgeliefert.
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Und dennoch schauen die Fans der Bundesliga mit viel Vorfreude und Spannung auf die Begegnung am kommenden Samstag um 15.30 Uhr in der Alten Försterei. Denn bei allen einschüchternden Statistiken aus dieser Spielzeit besteht tatsächlich Hoffnung, dass die Saison am Wochenende doch noch einmal eine nicht mehr erwartete Kehrtwendung erfährt. Schließlich ist das Stadion des 1. FC Union Berlin nicht unbedingt ein Lieblingsort der Bayern, wie Thomas Müller bereits kurz nach der Partie gegen Mönchengladbach verriet. "Man spielt pauschal da nicht gerne", sagte der deutsche Nationalspieler und ließ dabei tief in die Gefühlswelt der Bayern blicken.
Denn die verlorenen Punkte zu Hause gegen die Borussia haben mehr an den erfolgsverwöhnten Münchenern genagt, als sie es vermutlich selbst zugeben würden. Und so werden die Bayern am Samstag mit viel Respekt nach Berlin fahren und die Union-Fans zusammen mit den Anhängern der Bundesliga auf eine Sensation spekulieren. Schließlich ist allen zusammen eins bewusst: Der Ausgang dieses Spitzenspiels wird den Verlauf dieser Saison maßgeblich beeinflussen!
Quelle: ntv.de