
Waren die drei WM-Vorrundenspiele in Katar womöglich schon Manuel Neuers letzte Länderspiele?
(Foto: IMAGO/Ulmer/Teamfoto)
Kaum ist die DFB-Elf in die Erfolgsspur zurückgekehrt, droht ein Problem sie schon wieder entgleisen zu lassen. Am Wochenende könnte Weltmeister Manuel Neuer ins Tor des FC Bayern zurückkehren. Auch sein Nationalmannschafts-Comeback wird eifrig diskutiert. Doch das wäre mit großen Problemen verbunden.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Thema Manuel Neuer und die Nationalmannschaft medial wieder aufgekocht werden würde. Denn so gerne man die Gesamtproblematik beim DFB verständlicherweise kleinreden möchte ("Das Allerwichtigste ist, dass wir Manu die nötige Zeit geben, wieder gesund zu werden, damit er wieder 100 Prozent Leistung bringen kann", so Julian Nagelsmann), so natürlich liegt das Thema quer in der Magengegend, bis zu dem Moment, in dem es endlich und endgültig ausgeräumt wurde. Bis dahin schwelt ein Konflikt im Dunstkreis der Nationalmannschaft, der den weiteren Erfolg der DFB-Elf nachhaltig beeinflussen wird.
Und so titelte die "Welt" bereits kurz vor dem Comeback des Weltmeistertorwarts im Trikot des FC Bayern und dem zweiten Spiel der deutschen Nationalmannschaft auf ihrer USA-Reise am Mittwoch gegen Mexiko erwartbar: "Nagelsmanns größte Bewährungsprobe heißt Manuel Neuer". Nun könnte man meinen, dass die Thematik aktuell tatsächlich keinen Sinn ergibt, aber damit würde man das Problem, das ganz sicher auf die DFB-Elf zurollen wird, nur kurzfristig beiseiteschieben - doch lösen würde man es so nicht.
Es gibt nur einen Grund, warum das Thema am Ende nicht von Fußball-Deutschland erbittert diskutiert werden sollte - und der wäre in der Tat tragisch. Einzig und allein, wenn Manuel Neuer nicht mehr richtig auf die Beine kommen sollte, wird es die Debatte um ihn als Nationalkeeper nicht geben. Sollte Neuer allerdings in den kommenden Wochen und Monaten im Tor des Rekordmeisters stehen, kommt niemand um die Diskussion drumherum.
Manuel Neuer selbst hat noch ein Ziel: Er möchte unbedingt Europameister werden! Das betont er immer wieder. Denn es ist der einzige Titel, der ihm noch fehlt. Verständlich, dass er dieses Ziel persönlich noch erreichen möchte. Doch es darf bezweifelt werden, ob er damit seine eigenen Wünsche nicht über die Ziele und Träume der gesamten DFB-Elf stellt. Denn er selbst sollte am besten wissen, welche Probleme eine Torwart-Diskussion in den kommenden Tagen und Wochen der Nationalmannschaft bereiten würde.
Es kann nur eine Lösung geben
Und dass diese Diskussion niemals geräuschlos und ohne Kollateralschäden ablaufen wird, steht auch schon fest. Wer daran ernsthaft zweifelt, sollte sich an Neuers denkwürdige Worte nach der Entlassung seines Freundes, dem ehemaligen Torwarttrainer des FC Bayern, Toni Tapalovic, erinnern. Man habe ihm das "Herz rausgerissen", sagte Neuer damals. Es war eine emotionale Aussage, die in Zeiten von mehrfach klinisch reingewaschenen Interviews aufhorchen ließ. Und dass die Forderungen nach einem Comeback von Neuer in der Nationalmannschaft kommen werden, sobald er ein paar Mal im Tor des FC Bayern gestanden hat, ist so sicher wie das Meisterschafts-Abonnement der Münchener.
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Julian Nagelsmann und sein Team können, so tragisch und dramatisch das ist, in dieser Situation gewissermaßen nichts richtig machen. Egal, wie sie sich entscheiden, was sie sagen und tun - es wird am Ende immer ein Problem bleiben.
Und weil das so ist und Deutschland auf der Position des Torwarts aktuell keine Sorgen hat, gibt es für eine saubere und faire Lösung eigentlich nur eins: Manuel Neuer selbst müsste im Sinne und zum Wohl der gesamten deutschen Nationalmannschaft seinen Rücktritt erklären. Es wäre eine große Geste des Verstands und des Teamgeistes. Vielleicht denkt der verdienstvolle und so herausragende Weltmeister-Keeper über diese Möglichkeit einmal ernsthaft nach. Er kann sicher sein: Fußball-Deutschland würde ihm für diese symbolische Tat aus tiefstem Herzen dankbar sein.
Jetzt aber erst einmal alles Gute für ein erfolgreiches und gesundes Comeback im Kasten des FC Bayern München, lieber Manuel Neuer!
Quelle: ntv.de