WM-Mega-Party, Saudis - Mars? Die schmutzigste Idee, die Infantino je hatte
04.10.2023, 19:51 Uhr
Ein Macher: Gianni Infantino.
(Foto: IMAGO/Starface)
Drei Kontinente, sechs Länder - mit der WM 2030 dringt der Fußball-Weltverband FIFA in völlig neue Dimensionen vor. Dass der Weltverband damit eigene Leitideen verrät, scheint Boss Infantino völlig egal. Wieder einmal. Das offenbart auch der Blick auf 2034.
Gianni Infantino hat wieder zugeschlagen. Er schickt die Fußball-WM auf Reisen, 2030 wird sie in sechs Ländern und auf drei Kontinenten ausgetragen. Ja, das klingt wuchtiger als es ist. Die Hauptgastgeber Spanien, Portugal und Marokko liegen näher beieinander als die Ausrichter bei der Pandemie-EM 2021, die über den gesamten Kontinent verstreut waren. Und vermutlich wird der allmächtige FIFA-Boss auch viel Applaus dafür erhalten, dass Südamerika in sieben Jahren Spiele austragen darf, als romantische Hommage an die erste WM vor dann 100 Jahren. Doch Infantino wäre nicht Infantino, wenn er sich mit seinen Plänen für die Inszenierung des Fußballs nicht über alles hinwegsetzen würde, was die Welt gerade mit großen Sorgen beschäftigt.
Eine Hürde muss allerdings noch genommen werden: Die Auswahl des Councils muss im kommenden Jahr vom FIFA-Kongress abgenickt werden. Eine Routinesache. Alles andere wäre eine Sensation. Eigentlich hätte dann erst über die Gastgeberschaft beraten werden sollen. Aber sicher ist sicher. Infantino kennt keine Kompromisse.
Willkommen in der absurden Welt der FIFA! Aber was heißt schon Welt? Sepp Blatter, der reichlich seltsame Vorgänger von Infantino, hatte einst gemutmaßt, dass das schöne Spiel eines Tages seinen Heimat-Planeten verlassen könnte: "Dann werden wir nicht nur eine WM haben, sondern auch interplanetare Wettbewerbe. Warum nicht?" Ja, warum eigentlich nicht? Für den Planeten wäre das eine gute Nachricht. Erstmal aber will sich der Boss den weltlichen Problemen annehmen. "In einer geteilten Welt vereinen sich FIFA und Fußball", sagt Infantino. Das 100-jährige Jubiläum der WM solle auf die angemessenste Weise gefeiert werden. "Das erste dieser drei Spiele wird natürlich im Stadion ausgetragen, wo alles begann, im mythischen Estádio Centenário von Montevideo", sagte Infantino. Die eigenen Werte? EGAL!
Ein CO₂-Feuerwerk!
Das ist vor allem das Klima-Thema, die Nachhaltigkeit. Auf seiner Homepage rühmt sich der Weltverband mit seinem Engagement für den Umweltschutz. Wörtlich heißt es da: Aufgrund dieses Bekenntnisses (Anmerk. d. Red.: Ziele des Pariser Klimaabkommens) hat die FIFA konkrete Schritte zum Schutz der Erde unternommen, insbesondere bei ihren wichtigsten Turnieren. Die Treibhausgasemissionen sollen bei allen Turnieren gesenkt, sogar kompensiert werden. Wie passt das mit einer WM zusammen, die in Europa/Nordafrika und Südamerika ausgetragen wird? Selbst wenn es nur jeweils ein Spiel wird, dass die Länder Uruguay, Argentinien und Paraguay bekommen, was ist das für ein absurder Aufwand? Zumal die großen Feierlichkeiten anlässlich des Jubiläums in Südamerika stattfinden werden. Bedeutet: Vertreter der Teams hin, Funktionäre hin, vermutlich unzählig viele Gäste aus der Geschichte des Fußballs hin und natürlich Fans aus der gesamten Welt. Ein CO2-Feuerwerk! Ein klimaneutrales Kerosin (oder so) wird es dahin zum flächendeckenden Einsatz sehr wahrscheinlich nicht geben.
Und dann? Die ausgewählten Nationalmannschaften fliegen hin und wieder zurück. Denn nach den drei Partien soll es in Europa und Afrika weitergehen. Stand jetzt. Der FIFA und ihrem von allen Realitäten entrückten Boss Infantino ist mindestens zuzutrauen, dass auch ein Halbfinale vor Ort gespielt werden wird. So oder so greift dieser Plan schon jetzt in den Wettbewerb ein, angesichts von Flugzeiten und Jetlags. Bereits derzeit kann jeder Bundesliga-Fan beobachten, wie gerädert Spieler von Amerika- oder Asien-Teams nach Trips mit ihren Nationalmannschaften zurückkehren. Auch dem DFB-Team steht solche eine Herausforderung bevor, in gut einer Woche brechen Bundestrainer Julian Nagelsmann und seine Spieler zu einem US-Trip auf.
FIFA setzt Zyklus der WM-Zerstörung
Und als würde sich die FIFA mit ihrem aberwitzigen Plan, die ganze Welt 2030 an der Geburtstagsparty der WM teilhaben lassen zu wollen, nicht schon angreifbar genug machen, öffnete sie an diesem Mittwoch auch noch Saudi-Arabien die Tür zur Gastgeberschaft 2034. Ein Land aus Asien und Ozeanien soll es sein. Denn mit dem hinterlistigen Drei-Kontinente-Geniestreich (Obacht, Ironie) sind die Gastgeber-Optionen Europa, Afrika und Südamerika erstmal wieder abgefrühstückt. Saudi-Arabien giert in seiner Sportwashing-Offensive nach dem international wohl aufmerksamkeitsträchtigsten Sportereignis der Welt (noch vor den Olympischen Spielen). Und die FIFA spielt da gerne mit, denn mit dem Königreich, das wegen Menschenrechtsverletzungen international heftig in der Kritik steht, lässt sich sehr, sehr viel Geld verdienen. Die Haupttriebfeder aller Pläne von Infantino und seinen Mitstreitern. Wie moralbefreit dabei agiert wird, hat das Beispiel Katar offengelegt.
Das Netzwerk von Fußballfans in Europa fasst das so zusammen: "Die FIFA setzt ihren Zyklus der Zerstörung des größten Turniers der Welt fort. Es ist schrecklich für die Fans, missachtet die Umwelt und rollt einem Gastgeber für 2034 den Roten Teppich aus, der eine erschreckende Menschenrechtsbilanz aufweist." Gianni Infantino hat wieder zugeschlagen. Und pfeift auf alles.
Quelle: ntv.de