So läuft der achte Olympia-Tag Eiskanal bleibt die deutsche Goldgrube
11.02.2022, 20:22 Uhr
Hannah Neise ist überraschend die beste Deutsche.
(Foto: AP)
Dabei sein ist alles, das gilt für Joel Dufter, nachdem er nach seiner Corona-Infektion gerade rechtzeitig ankommt. Mehr wollen bei den Olympischen Spielen derweil die deutschen Biathleten - und auch die Skispringer hoffen auf die erste Medaille. Die deutschen Skeleton-Fahrerinnen wollen es den Männern nachmachen.
Langlauf: Der starke fünfte Platz von Skilangläuferin Katharina Hennig wirkt noch nach, er verleiht den Frauen Aufschwung. Denn nun steht die Staffel über 4x5 Kilometer an. Neben Hennig starten Katherine Sauerbrey, Victoria Carl und Sofie Krehl für die Mannschaft von Teamchef Peter Schlickenrieder. Los geht es um 8.30 Uhr MEZ. "Ich denke, es ist viel drin", hatte Hennig am Donnerstag nach dem Rennen in der klassischen Technik mit Blick auf das Kräftemessen der Nationen gesagt. Zu den Favoritinnen zählen die Deutschen nicht. Wenn alles perfekt läuft, ist eine Medaille aber möglich. Über die 4 x 5 Kilometer hatte es 2014 das bis dato letzte Edelmetall bei Winterspielen für das deutsche Langlauf-Team gegeben.
Eisschnelllauf: Es war wahnsinnig eng, aber es hat gereicht: Joel Dufter ist rechtzeitig in Peking angekommen, um im Wettbewerb über 500 Meter (ab 9:50 Uhr MEZ) mitzusprinten. Es war wahnsinnig eng, weil eine Corona-Infektion seinen Olympia-Traum fast zerstört hätte. Als die kleine deutsche Eisschnelllauf-Delegation am 29. Januar aufbrach, blieb Dufter daheim in Inzell. Nach seiner Genesung passte der CT-Wert noch nicht. Erst am Mittwoch stieg er in den Flieger - mit Herzklopfen, "weil ich nicht genau wusste, was herauskommt. Die Erleichterung kam dann doch relativ schnell. Der Test wurde schnell ausgewertet", sagte Dufter. Und er war negativ. In Bestform ist er noch nicht. "Die Vorbereitung war für die Katz", sagte Dufter, der wegen seiner Infektion zwischenzeitlich mit Halsschmerzen, einer verstopften Nase und Kopfschmerzen flachgelegen hatte. "Die Statik auf dem Eis geht doch schnell ein bisschen flöten", erklärte Dufter: "Die allgemeinen Bewegungsabläufe auf dem Eis werden schwerer. Es braucht ein bisschen Zeit, bis man da reinkommt." Entscheidender ist für ihn ohnehin das Rennen über 1000 Meter, das am 18. Februar ansteht.
Biathlon: Wer wird der Nachfolger von Arnd Peiffer? Während der Sprint-Olympiasieger von 2018, der seine Karriere vor der Saison beendet hat, daheim in Corona-Isolation festsitzt, gehen seine ehemaligen Kollegen auf Medaillenjagd über zehn Kilometer. Sein guter Freund Erik Lesser allerdings muss ebenfalls zusehen, zu weit abgeschlagen war er im Einzel ins Ziel gekommen. Ran dürfen aus deutscher Sicht Benedikt Doll, Johannes Kühn, Philipp Nawrath und Roman Rees ab 10 Uhr MEZ. Doll, der im Einzel die Silbermedaille aufgrund eines Fehlschusses zuviel als Sechster verpasst hatte, benötigte einige Zeit zur Erholung: "Die physische Belastung aus den Knochen zu bekommen, das ging jetzt mindestens zwei Tage." Die Strafminute sei "natürlich ärgerlich" gewesen, "aber die konnte ich jetzt abhaken."
Roman Rees, der im Einzel starker Siebter geworden war, wusste nach eigener Aussage lange gar nicht, dass er ein weiteres Mal antreten darf. "Ich freue mich, dass ich nochmal ran darf. Ich fühle mich gut", sagte der 28-Jährige. Philipp Nawrath, der in der Mixed-Staffel beim Olympia-Auftakt mit nur zwei Nachladern und der drittbesten Laufzeit überzeugt hatte, will im Sprint erstmals in einem olympischen Einzel-Rennen angreifen. "Es ist wahrscheinlich ganz gut, dass man diesen langen Wettkampf nicht in den Beinen hat", sagte Nawrath, der beim Einzel ausgesetzt hatte.
Skispringen: Skispringer Markus Eisenbichler hat mit einer starken Qualifikation leise Hoffnungen für die Olympia-Entscheidung von der Großschanze ab 12 Uhr MEZ geweckt. Der ehemalige Weltmeister landete mit einem Flug auf 129,0 Meter auf Rang sechs und war damit bester der zuletzt so enttäuschenden DSV-Adler. Hoffnungsträger Karl Geiger kam an seinem 29. Geburtstag mit 128,0 Meter auf den zwölften Platz. "Ich bin auf dem richtigen Weg, es macht wieder mehr Spaß", sagte Eisenbichler. Teamkollege Geiger war dagegen weniger zufrieden. "Es sind sehr zähe Spiele für mich bis jetzt. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer von der Hand geht, weil ich das ganze Jahr nie solche Probleme hatte. Ich muss wieder von vorne und von ziemlich weit unten anfangen", sagte er. Ebenfalls mit dabei sind Constantin Schmid und Pius Paschke. "Wir haben heute noch einen Schritt nach vorne gemacht. Es ist noch nicht optimal, aber es war in Ordnung. Die Jungs kriegen langsam ein Gefühl für die Schanze", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. Und dann ist vielleicht doch noch was drin.
Skeleton: Zur Halbzeit sieht es sehr nach Medaillen aus für die deutschen Frauen: Juniorenweltmeisterin Hannah Neise ist als Zweite überraschend auf Medaillenkurs, mit 0,21 Sekunden Rückstand auf die führende Australierin Jaclyn Narracott fährt die Olympia-Debütantin um Gold mit. Eher zu erwarten war das von Weltmeisterin Tina Hermann, die nur zwei Hundertstel hinter Neise folgt. Jacqueline Lölling, die Olympia-Zweite von Pyeongchang, liegt im bislang engen Rennen auf der fünften Position (+0,38 Sekunden). "Ich bin wirklich sehr happy, ich hab erst gar nicht gecheckt, wie weit ich tatsächlich vorgefahren bin", sagte die 21-jährige Neise, die nach Durchgang eins noch den achten Platz belegt hatte. Die zwei entscheidenden Läufe (ab 13.20 Uhr MEZ) geht sie möglichst "entspannt" an: "Ich will mich nicht verrückt machen." Hermann formulierte dagegen offensiv: "Morgen heißt es: volle Attacke." Eine deutsche Olympiasiegerin gab es bislang noch nie.
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid