Lesen, schreiben, Apps nutzen Das Boox Note Air3 C ist weit mehr als ein E-Book-Reader


Im Gegensatz zu den meisten anderen E-Book-Readern bietet das Boox Note Air3 C einen App-Store und ein Farb-Display.
(Foto: kwe)
Das Boox Note Air3 C ist nicht nur ein großer 10-Zoll-E-Book-Reader mit umfangreichen Schreibfunktionen. Er ist gleichzeitig ein Android-Tablet, das durch den Google Play Store viele weitere unterhaltsame und produktive Möglichkeiten bietet. Trotz kleiner Schwächen überzeugt das Gerät im Praxistest.
Das Onyx Boox Note Air3 C soll eine ideale Kombination aus E-Book-Reader und Android-Tablet sein. Der Praxistest von ntv.de zeigt, dass das rund 550 Euro teure Gerät dem sehr nahe kommt, wenn man nicht zu hohe oder falsche Erwartungen hat.
Schick und hochwertig
Der erste Eindruck ist schon mal sehr positiv. Das Boox Note Air3 C hat eine hochwertige Aluminiumhülle, ist einwandfrei verarbeitet und lediglich 5,8 Millimeter dünn. Mit einem Gewicht von 430 Gramm ist es zwar schwerer als gewöhnliche E-Book-Reader. Durch einen breiten Rand an der linken Seite ist es aber auch längere Zeit recht komfortabel zu halten.
Obwohl das Gerät so schlank ist, hat es im Ein-/Aus-Schalter einen Fingerabdrucksensor, der schnell und präzise reagiert. Links im Rahmen sitzen zwei Lautsprecher. Entsprechende Tasten findet man aber nicht, die Lautstärke wird über den berührungsempfindlichen Bildschirm geregelt.
Neben dem USB-C-Eingang zum Laden des Geräts sitzt ein Einschub für microSD-Karten, um den 64 Gigabyte (GB) großen Flash-Speicher zu erweitern. Mit einem kostenlosen Onyx-Konto erhält man 10 GB Cloud-Speicher, kann Dokumente aber auch über andere Dienste synchronisieren.
Ausreichend Leistung
Angetrieben wird das Note Air3 C von Qualcomms schon etwas älterem Snapdragon-680-Prozessor, der auf 4 GB Arbeitsspeicher zugreifen kann. Als Betriebssystem kommt das ebenfalls nicht mehr ganz taufrische Android 12 zum Einsatz.
Die Leistung ist vollkommen ausreichend. Das Gerät reagiert zwar manchmal etwas gemütlicher als "echte" Tablets, aber wenn es darauf ankommt, ist es schnell genug. Das gilt speziell für Eingaben mit dem Stift, der wie auch ein Schutz- und Stütz-Cover mitgeliefert wird.
Für alle anderen Aufgaben bietet das Gerät Möglichkeiten, die Aktualisierungsrate des Bildschirms den Anforderungen entsprechend anzupassen. Um flüssiger im Browser zu scrollen oder Videos anzuschauen, kann man sie beispielsweise erhöhen und entsprechend auf Details bei der Darstellung verzichten.
Gutes Display
Das 10,3 Zoll große E-Ink-Display macht trotz eines vorübergehenden leichten Ghostings bei Texten insgesamt einen guten und scharfen Eindruck. Durch die Farbdarstellung reduziert sich allerdings die Pixeldichte des Panels von 300 auf 150 Pixel pro Zoll (ppi). Bei Bildern oder Videos sieht man die relativ geringe Auflösung, deren Darstellung gehört aber auch nicht zu den Hauptaufgaben des Note Air3 C.
Das liegt auch am geringen Farbraum, den das E-Ink-Display zu bieten hat. So wirken Farben blass und haben einen Pastellton. Das hat andererseits schon wieder einen gewissen Charme und bei Markierungen, Notizen oder ergänzenden Zeichnungen ist das außerdem kein Problem.
Es kommt eben darauf an, was man von dem Gerät erwartet. E-Mails inklusive Benachrichtigungen kann man darauf problemlos abrufen, die ntv-Nachrichten lassen sich gut lesen und anschauen, Spotify und andere Apps, die grafisch keine hohen Ansprüche stellen, kann man ebenfalls gut nutzen. Sucht man ein vollwertiges Tablet mit E-Book-Eigenschaften, wird man nicht glücklich mit dem Gerät.
Freie Auswahl
Als E-Book-Reader ist es eine Freude, denn da man Apps aus dem Play Store installieren kann, hat man die freie Auswahl des Anbieters. Die benötigt man, denn das Angebot im Hersteller-Buchladen ist im Prinzip auf einige Gratis-Titel beschränkt. Dazu kommt, dass man neben PDF- auch Word- und viele andere Dateien nach Belieben lesen und bearbeiten kann.
Einen Nachteil muss man dabei aber im Auge behalten: Der Akku ist mit 3700 Milliamperestunden für die Tablet-E-Book-Reader-Kombi etwas klein ausgefallen. So darf man je nach Verwendung nur Laufzeiten von etwa acht bis zehn Stunden erwarten. Setzt man bei wenig Licht die Beleuchtung ein oder hört beim Lesen über verbundene Bluetooth-Kopfhörer Musik, lehrt sich die Batterie noch schneller.
Manchmal kompliziert
Die Benutzeroberfläche gewinnt keinen Schönheitspreis, sie ist funktional gehalten. Man kann festlegen, ob man beim Start die Bibliothek, den Onyx-Store, Anmerkungen (Notizen), Dateien, Apps oder Einstellungen sehen möchte. Alle genannten Systemanwendungen lassen sich aber jederzeit auch über eine vertikale Menüleiste auf der linken Seite erreichen.
Man kann Navigationsleisten nutzen oder mit Wischgesten manövrieren. Dabei ist es gewöhnungsbedürftig, dass sie sich von den sonst in Android gebräuchlichen unterscheiden. So wischt man von rechts unten nach oben, wenn man einen Schritt zurückgehen möchte. Üblicherweise geht die Bewegung seitwärts nach links.
Wichtig ist, dass man links unten Schnelleinstellungen für das Display und rechts oben die anderen Schnelleinstellungen findet. Zusätzlich kann man per Tipper ein Rad mit weiteren Optionen aufrufen. Unter anderem kann man so schnell Screenshots, zuletzt verwendete Anwendungen oder die App-Optimierung erreichen. Insgesamt ist die Vielfalt der Menüs etwas verwirrend, was durch teilweise holprige Übersetzungen verstärkt wird. Es gibt zwar online ein gut verständliches Hilfecenter, allerdings nur auf Englisch.
Arbeiten mit dem Stift ist ein Vergnügen
Zunächst ist auch der Einsatz des Stifts kompliziert. Denn er bietet viele Funktionen und Einstellungen. Das Schreibgefühl des Stylus ist auf dem matten Bildschirm ausgezeichnet und ähnelt stark dem auf echtem Papier. Eine deutliche Verzögerung ist hier nicht wahrnehmbar, auch Löschen einzelner Buchstaben, Sätze oder Zeichnungen klappt flüssig. Je nachdem, wie stark man zudrückt, ändert sich die Strichstärke, mit 4096 erkannten unterschiedlichen Druckstufen arbeitet der Stift auf hohem Niveau.
Der Stylus kommt ohne Akku aus und haftet magnetisch am Gerät oder in der Lasche des Covers. Fünf Ersatzspitzen und ein Klammer-Ring zum Abziehen gehören zum Lieferumfang. Der Stift funktioniert in der Onyx-Notizen-App ebenso wie in Anwendungen von Drittanbietern. Schreibt man einigermaßen deutlich in Druckbuchstaben, funktioniert die bordeigene Umwandlung von Handschrift in Text prima. Schön ist auch, dass man in Notizen durch eingebaute Mikrofone Anmerkungen aufnehmen und im Text platzieren kann.
Fazit
Wer einen E-Book-Reader mit Schreibfunktionen und Google Play Store sucht, sollte sich das Onyx Boox Note Air3 C ansehen. Er sieht nicht nur gut aus, sondern hat eine starke Ausstattung und ist vielseitig einsetzbar. Die Laufleistung ist allerdings nicht so toll und mit einem Preis von 550 Euro ist das Gerät ziemlich teuer. Genügt ein Schwarz-Weiß-Display, spart man mit der Standard-Variante 100 Euro.
Quelle: ntv.de