Technik

Messenger wird Plattform für alles Facebook will das Internet übernehmen

An Mark Zuckerbergs Imperium kommt heute kaum noch jemand vorbei.

An Mark Zuckerbergs Imperium kommt heute kaum noch jemand vorbei.

(Foto: REUTERS)

Facebook weitet seine Einflusssphäre weiter aus, Mark Zuckerberg will den Facebook Messenger zu einer breit aufgestellten Plattform ausbauen. Doch das ist nur Teil eines größeren Plans.

Wer über sein Smartphone Nachrichten bei Facebook verschicken will, braucht seit einiger Zeit neben der Facebook-Anwendung noch eine Extra-App, den Messenger. Von rund 1,4 Milliarden Facebook-Kunden weltweit nutzen rund 600 Millionen die Nachrichten-App - ein gewaltiges Potenzial, das Facebook nicht ungenutzt lassen will. Deshalb soll der Messenger zu einer breit aufgestellten Plattform ausgebaut werden. Das hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg auf der Entwicklerkonferenz F8 erklärt.

Unternehmen sollen Messenger nutzen

Der Ausbau gliedert sich in zwei Bereiche: Erstens sollen Dritt-Apps künftig noch enger mit dem Messenger verknüpft werden. Innerhalb des Facebook-Dienstes können dann andere Apps ausgeführt werden, zum Beispiel zum Teilen von Fotos, Videos oder anderen Inhalten. Hat einer der Nutzer die entsprechende App noch nicht, kann er sie direkt aus dem Messenger installieren. Die Idee dahinter ist ein effektives und subtiles Empfehlungssystem: Nutzer werden "ganz natürlich" aus Unterhaltungen heraus dazu verleitet, neue Apps zu installieren, die ihre Freunde bereits nutzen. Aktuell werden 46 Anwendungen unterstützt.

Außerdem sollen in Zukunft auch Unternehmen den Messenger nutzen, um mit ihren Kunden zu kommunizieren - gelegentliche Werbebotschaften wahrscheinlich inklusive. In den "Unterhaltungen" sollen sie Kunden nicht nur über Bestellungen oder den Lieferstatus informieren, sondern auch direkt Fragen beantworten können. Damit fiele die bisher übliche Kommunikation via E-Mail weg, Nutzer hätten einen Grund mehr, im Messenger zu bleiben, der für viele im privaten Bereich ohnehin schon an die Stelle von E-Mails getreten ist. Das Ziel: Nutzer sollen so viel Zeit wie möglich innerhalb des Facebook-Ökosystems verbringen und so viele Dinge wie möglich direkt über die Facebook-Plattform regeln. Bereits jetzt können Freunde im Messenger nicht nur Nachrichten austauschen, sondern sich auch Geld hin und her schicken.

Facebook = Internet

Mit Internet.org will Facebook die Welt vernetzen.

Mit Internet.org will Facebook die Welt vernetzen.

(Foto: Internet.org)

Doch der Ausbau des Messengers ist nur ein Teil eines größeren Plans, wie "The Next Web" in einem aktuellen Beitrag ausführt. Der Internet-Konzern wolle jeden Bereich des Internets unter seine Kontrolle bringen. Bereits jetzt gehören zum Zuckerberg-Imperium nicht nur das weltweit größte soziale Netzwerk, die meistgenutzte Messaging-App (Whatsapp) und die beliebteste Foto-Plattform (Instagram). Facebook bietet kostenlose Geldtransfers und Online-Spiele, dient als Shopping-Plattform, spielt mit Oculus im Virtual-Reality-Geschäft mit und will Videos in Zukunft verstärkt direkt und nicht mehr über den Umweg über Youtube einbinden. Und mit "internet.org" bietet Facebook in Zusammenarbeit mit Mobilfunkanbietern seit August 2013 in Schwellen- und Entwicklungsländern kostenlosen Internetzugang zu ausgewählten Diensten - unter anderem natürlich zu Facebook selbst.

In den nächsten Jahren wird die Zahl der aktuell rund 3 Milliarden Internetnutzer rasant ansteigen, die meisten der neuen Nutzer stammen dabei aus Schwellenländern und gehen mobil ins Netz. Mit internet.org erreicht der Konzern viele Erstnutzer, die oft gar nicht wissen, dass sie im Internet sind, so das Ergebnis mehrerer Studien in Indonesien und Afrika. Für sie ist Facebook das Internet. Wenn ein Großteil dieser Nutzer sich vor allem in Zuckerbergs Ökosystem bewegt, müssen Politiker, Unternehmen, Verlage und andere Interessenvertreter reagieren und ihre Inhalte ebenfalls im sozialen Netzwerk platzieren, um überhaupt gehört zu werden - und sich damit den Regeln des Internet-Giganten unterwerfen.     

Der Vorteil: große Reichweite und Zielgenauigkeit. Kein anderer kann Inhalte so gezielt platzieren und Nutzer so gezielt ansteuern wie Facebook. Außerdem bietet keine andere Plattform derartige Möglichkeiten zur Interaktion und zum Engagement der Nutzer, die Inhalte kommentieren, teilen und "liken" können. Das macht Facebook für Werbekunden sowie für Anbieter von Nachrichten so attraktiv. Die "New York Times" berichtet, das Unternehmen verhandele aktuell mit zahlreichen Verlagen und Medienunternehmen darüber, dass diese ihre Inhalte direkt bei Facebook platzieren, anstatt auf externe Seiten zu verlinken.

Doch die Macht von Facebook mit seinen 1,4 Milliarden Nutzern hat auch Nachteile: Wer nicht mitmacht, wird nicht mehr gehört und verliert im Zweifelsfall Kunden, Leser und Einfluss. Und Facebook stellt nicht nur die Plattform bereit, sondern kann auch kontrollieren, wer wann welche Inhalte zu sehen bekommt. Jeder, der sich darauf einlässt, Leser wie Geschäftskunden, unterwirft sich den Spielregeln eines Internet-Konzerns, der vor allem wirtschaftliche Interessen verfolgt.

Quelle: ntv.de, jwa

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