Nüchtern betrachtet Ist das iPhone 11 Pro ein großer Wurf?
11.09.2019, 17:35 Uhr
Das iPhone 11 Pro hat auch nur eine Kamera mehr als das einfache iPhone 11.
(Foto: Apple)
Das iPhone 11 Pro sei das erste iPhone, das den Beinamen "Pro" verdient habe, sagt Apple. Aber ist das Smartphone tatsächlich so viel besser als das einfache iPhone 11?
Das günstigste iPhone 11 Pro kostet 1150 Euro. Realistisch gesehen muss man aber mindestens 1320 Euro hinblättern, da die günstigere Variante mit lediglich 64 Gigabyte (GB) internem Speicher ausgestattet ist. Das ist für ein Gerät mit dem Beinamen Pro geradezu lächerlich. Vor allem, wenn Nutzer viele "Videos mit der höchsten Qualität in einem Smartphone" in 4K-Auflösung machen. Auch sonst hat Apples neues Top-Smartphone das Pro nicht unbedingt verdient. Denn dafür müsste es sich deutlicher vom gewöhnlichen iPhone 11 unterscheiden und die Android-Konkurrenz richtig alt aussehen lassen - tut es aber nicht.
A13 kein Alleinstellungsmerkmal
Das, was das iPhone 11 Pro am meisten von den Flaggschiffen anderer Hersteller abhebt, ist der enorm leistungsfähige A13-Chip. Apple darf wohl zu Recht schreiben, es handele sich um den "schnellsten Smartphone-Chip" aller Zeiten. Doch der A13 Bionic werkelt auch im einfachen iPhone 11. Außerdem ist Leistung nicht alles. Huawei hat im Rahmen der IFA in Berlin seinen Kirin 990 vorgestellt, der ein integriertes 5G-Modem hat. So ein System on a Chip (SoC) hat noch kein anderer Hersteller und Apple springt sogar erst im kommenden Jahr auf den 5G-Zug auf.
Die Triple-Kamera des iPhone 11 Pro macht einen sehr starken Eindruck. Gut möglich, dass sie die Konkurrenz bei den Video-Qualitäten hinter sich lässt. Das muss sich aber erst noch herausstellen, hier wird vor allem ein Vergleich mit dem Samsung Galaxy Note 10+ interessant. Ansonsten ist eine Weitwinkel-Kamera kombiniert mit Superweitwinkel- und Tele-Objektiv nichts Besonderes - das gibt es in der Android-Welt schon länger.
Nachtmodus nicht neu
Auch der neue Nachtmodus ist zwar eine tolle Sache, aber keine Sensation. Apple schreibt daher auch selbst, das iPhone 11 Pro könne bei schlechten Lichtverhältnissen Bilder machen, "die noch nie mit einem iPhone möglich waren". Und das zweifache optische Zoom der Tele-Kamera schlägt das Huawei P30 Pro mit seinem fünffachen optischen Zoom. Da hilft es auch nicht, dass Apple eine vierfache optische Vergrößerung hinbekommt, indem es die beiden anderen Objektive hinzunimmt. Und: Bis auf das Tele-Objektiv bietet die Dual-Kamera des iPhone 11 praktisch die gleichen Eigenschaften.
Der größte Unterschied zwischen Pro und nicht Pro ist wahrscheinlich das Display. Das iPhone 11 hat wie sein XR-Vorgänger nur ein LCD, während das Pro-Duo OLED-Bildschirme besitzt, die noch etwas besser sind als bei den aktuellen XS-Modellen. Diesen Unterschied gab es allerdings auch schon bei der Vorgänger-Generation und kann daher kaum als Begründung herhalten, das iPhone 11 Pro sei das erste iPhone, das den Beinamen Pro verdiene. Und was die Android-Konkurrenz betrifft, muss man sich nur das großartige OLED-Panel des Galaxy Note 10+ anschauen, das die aktuelle Nummer 1 bei Displaymate ist.
Display wieder von Samsung?

Das LCD des iPhone 11 ist voraussichtlich sehr gut und Nutzer werden den Unterschied zu den OLEDS wohl nur im direkten Vergleich sehen.
(Foto: Apple)
Gut möglich, dass auch der Bildschirm des iPhone 11 Pro aus Samsungs Fabriken stammt. Das war schon in vergangenen Jahren so und die Südkoreaner haben Apple sogar das etwas bessere Display gegönnt. Aber: Im Frühjahr holte sich Samsung die Spitzenposition dann mit seinen Smartphones nach ein paar Monaten wieder zurück - zuletzt mit dem Galaxy S10.
Immerhin sind die Laufzeiten der Pro-Geräte jetzt länger als die des günstigen iPhone. Aber mit 18 Stunden zu 17 Stunden Videowiedergabe ist der Unterschied nicht besonders groß. Und ob das iPhone 11 Pro so ein Dauerläufer wie beispielsweise das Huawei P30 Pro ist, muss sich auch erst noch zeigen.
Immerhin legt Apple seinem Spitzen-Duo jetzt ein 18-Watt-Netzteil bei, das den Akku in 30 Minuten zur Hälfte füllen kann, während das einfache Modell nur mit dem üblichen 5-Watt-Netzteil kommt. Das ist allerdings eher eine Selbstverständlichkeit bei Top-Smartphones und die iPhone-11-Käufer dürfen sich mit ihrem Ladegerätchen durchaus veräppelt fühlen.
Starkes Update, aber kein echtes Pro
Weitere "einzigartige" Pro-Eigenschaften hat Apples teures Flaggschiff-Duo ebenfalls nicht zu bieten. Nicht mal das zuvor vermutete induktive Laden der Airpods oder anderer Geräte hat Apple umgesetzt - andere können das.
Zumindest beim Max-Modell hätte eine Pencil-Unterstützung ein echtes Pro-Feature sein können, aber auch da blieb es letztendlich bei den Gerüchten. So sind die iPhone-11-Pro-Geräte zwar sehr starke Updates zu ihren Vorgängern, mehr aber auch nicht.
Quelle: ntv.de