Technik

Klasse, aber noch zu teuer Galaxy S10 wird der Kauftipp 2020

Samsung Galaxy S10 Test 01.jpg

Das Galaxy S10+ und das Galaxy S10 haben auf der Rückseite eine Triple-Kamera. Neben dem Fotolicht sitzt ein Pulsmesser.

(Foto: kwe)

Das Galaxy S10 ist vom Display bis zur Kamera ein hervorragendes Smartphone, an dem man seine Freude hat. Mit dem Kauf sollte man aber besser noch ein paar Monate warten.

Wer erwartet hat, das Samsung in diesem Jahr eine völlig überarbeitete S-Klasse mit vielen Veränderungen und neuen Funktionen herausbringt, wird vom Galaxy S10 und dem größeren S10+ vielleicht enttäuscht sein. Doch dazu gibt es eigentlich keinen Grund, denn die Evolution seines Flaggschiffs ist Samsung sehr gut gelungen. Allerdings ist die Weiterentwicklung auch nicht so weit vom Vorgänger entfernt, dass man für die Geräte jetzt schon sehr tief in die Tasche greifen sollte.

Loch statt Notch

Die auffallendste Neuerung ist das Display, das von 5,8 auf 6,1 Zoll beziehungsweise von 6,2 auf 6,4 Zoll beim Plus-Modell angewachsen ist. Trotzdem sind die Geräte selbst kaum größer geworden. Das liegt daran, dass der Bildschirm jetzt länger gezogen an der Oberseite bis fast an den Rahmen reicht. Möglich wurde das, indem Samsung die Frontkamera durch ein kleines Loch im Display blicken lässt. Das ist unauffälliger als eine breite Notch, auch beim Plus-Modell, das zwei Frontkameras hat.

Samsung Galaxy S10 Test 02.jpg

Das größere Modell hat zwei Frontkameras.

(Foto: kwe)

Das AMOLED-Display selbst ist eine Wucht. Es zeigt kräftige, aber natürliche Farben, die Kontraste sind hervorragend und der Bildschirm kann sehr hell leuchten. Samsung hat es erneut geschafft, sich selbst zu schlagen und im Test bei Displaymate neue Bestwerte zu setzen. Die gebogenen Seiten bleiben Geschmackssache. Man löst zwar nur selten ungewollte Reaktionen aus, weil ein Finger versehentlich den Bildschirm berührt. Aber Inhalte, die bis nahe an den Rand reichen, werden ebenfalls gekrümmt.

Ultraschall-Sensor im Display

Was man nicht sehen kann, ist der Fingerabdrucksensor, der unter dem Display sitzt. Er arbeitet mit Ultraschall und damit zuverlässiger als die optischen Sensoren im Huawei Mate 20 Pro oder Oneplus 6t. Wenn man ihn korrekt trifft, entsperrt ein Finger das Gerät auch sehr flott, ohne größere Verzögerung. Damit das gelingt, wird die Stelle angezeigt, wenn man das Galaxy S10 anhebt oder mit zwei Klopfern auf das Display aufweckt.

Der Fingerabdrucksensor funktioniert so gut, dass man Samsung verzeihen kann, dass es dafür auf den Iris-Scanner verzichtet hat. Eine Gesichtserkennung gibt es zwar immer noch, aber diese ist genauso unsicher wie bei allen Geräten, die dafür lediglich die Frontkamera verwenden.

Nicht ganz so gut gelungen ist die Anordnung der Tasten im Rahmen. Passend sind sie nur, wenn man das Gerät mit der rechten Hand hält. Aber auch dann ist der zu weit oben angebrachte Ein-/Aus-Schalter ohne Umgreifen nur mit sehr langen Fingern zu erreichen. Mit der linken Hand verändert man immer wieder ungewollt die Lautstärke oder drückt die Bixby-Taste, wenn man das Display abschaltet. Man gewöhnt sich daran, aber das hätte besser gelöst werden können.

Bixby-Taste nicht nur für Bixby

Samsung Galaxy S10 Test 03.jpg

Auch die neue Galaxy-S-Klasse hat noch eine Klinkenbuchse

(Foto: kwe)

Apropos Bixby-Taste. Samsungs digitaler Assistent versteht jetzt endlich auch Deutsch. Nützlich ist er vor allem, wenn man mit Sprachbefehlen das Gerät steuern möchte. Das klappt prima, da kann ihm die Konkurrenz nicht das Wasser reichen. Bei allgemeinen Fragen und Informationen ist Googles Assistent aber klar besser.

Wenn man auf Bixby verzichten möchte, hat man nach einem Software-Update nicht mehr eine nutzlose Taste am Gerät. Man kann in den Einstellungen festlegen, dass der Assi erst auf zweimal drücken reagiert und ansonsten einer frei wählbaren App den Vortritt lässt. Den Google-Assistenten oder Amazons Alexa darf man so aber immer noch nicht aufrufen.

Starke Triple-Kamera

Auf der Rückseite hat die neue Galaxy-S-Klasse eine Triple-Kamera. Samsung hat da diesmal auch keinen Unterschied zwischen Standard- und Plus-Modell gemacht. Was Haupt- und Tele-Knipse betrifft, erzielt das S20 sehr ähnliche Resultate wie der Vorgänger. Kein Wunder, schließlich sind auch die grundsätzlichen Spezifikationen gleich geblieben. So gelingen in nahezu allen Situationen sehr schöne Aufnahmen, auch im Dämmerlicht. Verantwortlich dafür sind unter anderem die beiden verschiedenen Blendenöffnungen F/1.5 und F/2.4 der Hauptkamera, die das Gerät je nach Lichtverhältnissen selbst wählt.

Lediglich nachts kann das Galaxy S10 nicht mit dem Huawei Mate 20 Pro oder P20 Pro mithalten. Es gibt zwar einen Nachtmodus, aber nur in der Automatik. Manuell kann man ihn nicht aktivieren. Außerdem macht die Kamera lediglich mit Stativ bei Dunkelheit 17 Serienbilder zur Optimierung, freihand sind's nur sieben. Bei Huawei benötigt man für klarere Resultate kein Stativ.

Weiche Superweitwinkel-Fotos

Technische Daten
  • System: Android 9.0
  • Display S10: 6,1 Zoll, AMOLED, WQHD+, 550 ppi
  • Display S9 Plus: 6,4 Zoll, AMOLED, WQHD+, 438 ppi
  • Display S10e: 5,8 Zoll, AMOLED, FHD+, 522 ppi
  • Prozessor: Exynos 9820
  • Arbeitsspeicher: 6 (S10e)/8/12 GB (S10+)
  • Interner Speicher: 128/512 GB /1 TB (S10+)+ microSD
  • Kamera S10/S10+: Weitwinkel (12 MP) + Tele (12 MP) + Superweitwinkel (16 MP)
  • Kameras S10e: Weitwinkel (12 MP) + + Superweitwinkel (16 MP)
  • Frontkamera S10/S10e: 10 MP, F/1.9
  • Frontkamera S10+: 10 MP, F/1.9, 8 MP, F/2.2
  • WLAN ax, LTE Cat. 18
  • Stereo-Frontlautsprecher
  • USB-C, Bluetooth 5.0, NFC
  • IP68
  • Akku S10e: 3100 mAh, Qi Drahtlosladen
  • Akku S10: 3400 mAh, Qi Drahtlosladen
  • Akku S10+: 4100 mAh, Qi Drahtlosladen
  • Maße S10e: 69,9 x 142,2 x 7,9 mm
  • Maße S10: 70,4 x 149,9 x 7,8 mm
  • Maße S10+: 77,1, x 162,6 x 7,94 mm
  • Gewicht S10e: 150 g
  • Gewicht S10: 157 g
  • Gewicht S10+: 175/198 (Keramik)

Das neue Superweitwinkel-Objektiv kann größtenteils überzeugen. Es liefert wunderbar kräftige Kontraste und Farben und liegt auch bei der Belichtung meist goldrichtig. In der Sonne sehen mit dem Superweitwinkel geschossene Fotos oft sogar besser aus als mit der Hauptkamera gemachte Bilder. Zoomt man hinein, erkennt man aber, dass die Software zu sehr weichzeichnet.

Ob man die zweite Frontkamera des S10+ braucht, hängt davon ab, wie viel Wert man auf schöne Selfies legt. Obwohl sie vor allem zur Tiefenmessung da ist, ist der Bokeh-Effekt beim Plus-Modell nur etwas besser. Grundsätzlich sind beide Frontkameras sehr gut, wobei die Aufnahmen des S10+ natürlichere Farben haben.

Großzügige Ausstattung

Das Innenleben des S10 ist mehr als standesgemäß. Der hauseigene Exynos-Prozessor ist zwar nicht Benchmark-König, aber bärenstark. Er kann auf satte 8 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher zugreifen, beim Plus-Modell wahlweise sogar 12 GB. Der interne Speicher ist mit 128 oder 512 GB ebenfalls großzügig bemessen, beim S10+ ist sogar 1 Terabyte (TB) möglich. Wahlweise kann man zusätzlich eine microSD-oder eine zweite SIM-Karte einstecken. Zukunftssicher: Die neuen Flaggschiffe beherrschen bereits WLAN 6.

Die Ausdauer der Geräte ist ausgezeichnet, vor allem beim Plus-Modell, dessen Akku 4100 Milliamperestunden (mAh) fasst. Bei normaler Nutzung ist die Batterie am Ende des Tages oft noch zur Hälfte gefüllt, aber auch bei intensivem Gebrauch geht dem Gerät nicht so schnell die Puste aus. Das kleinere S10 mit 3400 mAh war bei n-tv.de erst wenige Tage im Betrieb. Bisher bietet es zwar nicht ganz so gute Laufzeiten wie das Plus-Modell, über den Tag schafft es das Smartphone aber locker. Verantwortlich dafür ist auch eine intelligente Ressourcenverwaltung.

Die Galaxy-S10-Handys kann man nicht nur kabellos laden, sie können huckepack auch andere Geräte induktiv mit Strom versorgen. Wie beim Mate 20 Pro ist die Funktion eigentlich nur dann interessant, wenn man entsprechende Wearables hat, beispielsweise eine Samsung Watch oder die neuen kabellosen Ohrhörer Galaxy Buds. Bei Smartphones ist die Ladeleistung eher als freundliche Geste zu verstehen.

Warten oder Alternativen kaufen

Samsung Galaxy S10 Test 04.jpg

Das abgespeckte S10e ist eine handliche und günstigere Alternative zum teuren Top-Duo.

(Foto: kwe)

Insgesamt gehören Galaxy S10 und S10+ zu den besten Smartphones, die derzeit zu haben sind, vielleicht sind sie sogar die neue Doppel-Spitze. Allerdings sind die Geräte sehr teuer. Das S10 kostet 900 Euro, mit 512 GB Speicher 1150 Euro. Fürs Plus-Modell muss man mindestens 1250 Euro hinblättern.

Betrachtet man den Preisverfall des Vorgängers, lohnt es sich wohl nur dann zuzugreifen, wenn man ein S10 als Vertragshandy bekommt. Ansonsten wartet man besser mindestens bis zum Sommer, wo das S9 im vergangenen Jahr bereits rund 300 Euro günstiger zu haben war. Und in zehn Monaten ist das Galaxy S10 wahrscheinlich schon ein Preis-Leistungs-Sieger.

Wenn man auf das Teleobjektiv verzichten kann, ein flaches 5,5-Zoll-Display, 6 GB Arbeitsspeicher und ein Fingerabdrucksensor im Einschalter genügen, sollte man auch die abgespeckte Variante Galaxy S10e für 750 Euro im Blick behalten. Sie wirkt zwar etwas pummeliger, weist aber sonst die gleichen Vorzüge wie die beiden hochpreisigen Geräte auf. Doch auch hier gilt: Wer noch wartet, spart Geld. Soll es jetzt sofort ein neues Top-Smartphone sein, kauft man entweder ein Galaxy S9 für 470 Euro oder das Huawei Mate 20 Pro, das inzwischen bereits für 775 Euro zu haben ist.

Quelle: ntv.de

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen