Wirkmacht von Bosch und Siemens?"In der Startup-Welt schlägt die Stunde der Nerds"
Von Janna Linke
Eine neue Generation von Unternehmern krempeln die Startup-Szene um: sogenannte Deeptech-Gründer. Was unterscheidet sie von der alten Garde? Und was treibt sie an? Das beleuchten die Tech-Journalistinnen Janna Linke und Hannah Schwär in der neuen Podcast-Folge von "Startup - Jetzt ganz ehrlich".
Pleiten, Entlassungen, Finanzierungsflaute: Die deutsche Startup-Szene hat harte Monate hinter sich. Aktuelle Zahlen zeigen jedoch: Es gibt auch Anlass für Optimismus - besonders für Gründer aus der Wissenschaft. "Viele junge Physiker, Chemiker oder Materialwissenschaftler starten aktuell Unternehmen, um die ganz großen Probleme anzugehen", sagt Tech-Reporterin Hannah Schwär im ntv-Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich".
Fast jeder zweite Dollar an Wagniskapital ist im vergangenen Jahr in sogenannte Deeptech-Startups geflossen, also bahnbrechende, forschungsintensive Technologien wie Künstliche Intelligenz, Robotik oder Kernfusion. Laut dem Datendienst Dealroom summierten sich die Investitionen insgesamt auf rund 20 Milliarden Dollar.
Eine Trendwende - schließlich haben sich deutsche Forscher mit der Startup-Gründung bisher eher schwergetan. Entweder fehlten die Mittel, der Mut oder die Vorbilder. Das scheint sich jedoch zu drehen. Spätestens seit dem Erfolg des Mainzer Impfstoffherstellers Biontech stehen forschungsintensive Gründungen bei Investoren hoch im Kurs.
Fokus auf Energie und Klima
"Die harten Forschungsthemen, die auf Energie und Klima einzahlen, werden immer wichtiger", sagt "Capital"-Journalistin Hannah Schwär. Ein Grund für den Boom: Investoren suchen zunehmend nach alternativen Wachstumsstorys. Seit der Ukraine-Krieg und Inflation die Boomjahre des billigen Geldes beendet haben, stecken viele Apps und Softwarefirmen in der Dauerkrise. Technologielastige Erfindungen versprechen hingegen krisenresistente Geschäftsmodelle.
Die Berater und BWLer, die die Startup-Landschaft viele Jahre lang geprägt haben, scheinen deshalb aus der Mode zu kommen. Nach den Copycat-Gründern der 2000er- und den reiferen Software-Entrepreneuren der 2010er-Jahre entstehe aus diesem Momentum eine neue Generation: Es schlägt die Stunde der Nerds - der Physiker, Chemiker und Ingenieure.
"Der Deeptech-Boom wird die Gründerszene verändern", sagt Schwär. Und nicht nur das: Er könnte eine neue Gründerzeit einläuten, bei der Techunternehmen entstehen, die an die Wirkmacht der Firmen aus der ersten deutschen Gründerzeit heranreichen, an Siemens, Bosch oder Daimler. Weltmarktführer, die für Jahrzehnte an der Spitze bleiben können.
Mit Hannah Schwär sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.