Insekten bauen lebendes Floß Ameisen verteilen Plätze an Bord mit System
23.02.2014, 09:35 Uhr
Die Ameisen verhaken sich mit ihren Hinterbeinen und Mundwerkzeugen ineinander und bauen so ein lebendes Floß.
(Foto: D. Galvez/PLOS ONE)
Wenn eine Überschwemmung droht, schließen sich Ameisen zu einem Floß zusammen. Die Positionierung erfolgt dabei nicht zufällig. Die kleinen Krabbeltiere gehen gezielt vor. Je nach Wichtigkeit werden sie geschützt oder müssen stundenlange Tauchgänge aushalten.
Ameisen sind nicht unbedingt bekannt für ihre begnadeten Schwimmkünste. Wenn es nach starken Regenfällen zu Überschwemmungen kommt, wird es eng für die Waldbewohner - könnte man meinen. Doch die kleinen Krabbeltiere haben eine Strategie gefunden, um den Fluten zu trotzen: Sie schließen sich zu einem Floß zusammen. Einzelne Tiere verhaken sich dabei mit ihren Hinterbeinen und den Mundwerkzeugen ineinander. Dass die Ameisen lebende Flöße bauen, war schon länger bekannt. Ob bei diesem Floßbau einige Tiere bewusst auf ungünstigen Positionen "geopfert" werden, oder ob bestimmte Koloniemitglieder bestimmten Aufgaben zugeordnet werden, war bislang nicht bekannt.
Jessica Purcell von der Universität Lausanne und ihre Mitarbeiter prüften dies nun bei Waldameisen der Art "Formica selysi". Diese Ameisen sind in Flussauen der Alpen und der Pyrenäen weit verbreitet. Während eines Hochwassers liegen die Nester der Insekten teils tagelang unter Wasser. Die Ameisen retten sich dann mit dem Bau eines lebenden Floßes ins Trockene. Im Labor stellten die Forscher nun solche Überschwemmungen nach.
Die Insekten bilden ihr Floß nach dem Prinzip Brut nach unten, Königin in die Mitte, erklären die Forscher im Fachblatt "PLOS One". Die Larven und Puppen haben einen größeren Auftrieb als die anderen Mitglieder der Ameisenkolonie. Sie bilden eine "schwimmende Plattform", auf der die anderen Ameisen sich versammeln können. Die Königin wird dabei immer im Zentrum platziert – dem trockensten Platz auf dem Floß. Trotz ihres unvorteilhaft erscheinenden Platzes ist die Überlebensrate einer solchen Floßfahrt auch bei der Brut hoch.
Brut übersteht stundenlange Tauchgänge
Die Forscher beobachteten, dass die Arbeiterameisen die Larven und Puppen zunächst an der Basis des Floßes platzierten. Darauf versammelten sie sich dann in etwa drei übereinanderliegenden Schichten. Die Königin bekam stets den Platz in der Mitte, so dass sie von unten und oben bedeckt und vor Wasser geschützt war. Weitere Experimente zeigten, dass die Brut einen höheren Auftrieb besitzt als die anderen Mitglieder der Kolonie. Zudem überstanden sie auch lange Zeit unter Wasser unbeschadet.
Ohne Brut bildeten die Arbeiter selbst die Grundlage des Floßes, berichten die Forscher weiter. Auch sie überlebten selbst stundenlanges Untergetauchtsein, ohne Schaden zu nehmen. Allerdings benötigten sie etwa eine Stunde, um sich zu erholen, nachdem sie Land erreicht hatten. Aus diesem Grund sei es aus Sicht der Kolonie sinnvoller, die Brut als Plattform einzusetzen. Dadurch werde sichergestellt, dass die Arbeiter schnell wieder einsatzfähig sind, wenn das Floß auf dem Trockenen ankommt. Der Nachwuchs werde geschützt und die Kolonie zusammengehalten.
Quelle: ntv.de, lkl/dpa