Studienleiter im Interview Curevac-Daten sehen "sehr gut" aus
09.03.2021, 15:28 Uhr
Bisher sind für den Curevac-Impfstoff keine nennenswerten Nebenwirkungen dokumentiert.
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Mit dem Curevac-Impfstoff könnte schon bald ein weiteres mRNA-Vakzin eingesetzt werden. Derzeit läuft die Phase-3-Studie. Der Tübinger Infektiologe Kremsner testet den Wirkstoff. Im ntv-Interview äußert er sich zuversichtlich - auch was die Wirksamkeit gegen Mutationen angeht.
ntv: Sie erproben derzeit in Tübingen den Curevac-Impfstoff. Wann wird er die Zulassung erhalten?
Peter Kremsner: Wir haben das rollierende Zulassungsverfahren vor etwa drei Wochen beantragt. Dabei werden laufend Daten eingespeist, die gesamte Präklinik und auch die Phase 1 liegen damit schon bei der europäischen Zulassungsbehörde. Die Daten, die wir jetzt aus der laufenden Phase-3-Studie generieren, werden ständig übermittelt. Insgesamt sieht das sehr gut aus.
Gibt es denn schon einen Termin für die mögliche Zulassung?

Peter Kremnser ist Infektiologe an der Universität Tübingen. Er leitet die Zulassungsstudie für das Curevac-Vakzin.
(Foto: picture alliance / Pressebildagentur ULMER)
Es hängt jetzt sehr davon ab, wie unsere Studie läuft. Was die Sicherheit und die Verträglichkeit des Impfstoffes angeht, haben wir, das würde ich jetzt salopp sagen, schon genug. Wir haben praktisch 20.000 auswertbare Impfungen in der Studie. Es sind keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten, die dem Impfstoff zugeordnet werden können. Was die Wirksamkeit betrifft, fehlen uns noch Daten.
Wirkt Curevac auch gegen die britische, die brasilianische und all die möglichen Varianten, die noch auftreten könnten?
Das ist schwer vorherzusagen. Also ich nehme an, dass die Wirksamkeit gegen die Varianten auch sehr gut sein wird. Abgeleitet von den Daten, die wir von den anderen mRNA-Impfstoffen kennen, schaut es gut aus.
In Großbritannien oder in Israel wird alles, was da ist, sofort verimpft. Sollte Deutschland das auch machen?
Das ist sehr sinnvoll, das habe ich von Anfang an gesagt. Es ist natürlich besser, wenn man zwei Impfungen hat. Aber man sollte bitte alle wenigstens mit einer Dosis impfen und vor allem die alten Menschen. Sehr wahrscheinlich hat man einen sehr guten Schutz vor einer schweren Erkrankung schon nach einer einzigen Impfung.
Ihr Kollege Hans-Georg Kräusslich von der Uni Heidelberg sagt, lange Impfabstände bergen das Risiko, dass sich Mutationen schneller ausbreiten könne. Was sagen sie dazu?
Es gibt ein solches Restrisiko, aber das haben wir noch nie im größeren Maßstab gesehen. Es gibt solche Beispiele bei den Pneumokokken, aber das sind letztlich schon ganz andere Erreger. Aber ansonsten haben wir das kaum gesehen bei Impfstoffen. Der schnelle Schutz der Bevölkerung ist viel wichtiger, als jetzt solche hypothetischen Dinge zu besprechen.
Wer eine Covid-19-Erkrankung hinter sich hat, soll nur eine Impfdose benötigen. Was weiß man darüber?
Das schaut sehr danach aus, ja. Wir haben dazu auch mit dem Curevac-Impfstoff Untersuchungen gemacht und da sieht es so aus, dass schon nach einer Dosis und nach zwei erst recht, eine sehr gute Immunogenität entsteht. Das bedeutet, dass das Immunsystem eine Reaktion zeigt. Bei Menschen, die schon Covid-19 durchgemacht haben, ist diese Immunogenität hervorragend. Da hat man schon nach einem Schuss eine sehr gute Auffrischwirkung.
Quelle: ntv.de, jog