Mysteriöse Art bereits bedroht Forscher entdecken neues Schuppentier
26.09.2023, 16:57 Uhr Artikel anhören
Im August beschlagnahmten thailändische Behörden mehr als eine Tonne Schuppentierschuppen im Wert von rund 1,32 Millionen Euro.
(Foto: picture alliance / Sakchai Lalit/AP/dpa)
Schuppentiere sind die am häufigsten illegal gehandelten Säugetiere der Welt. Über eine Gen-Analyse geschmuggelter und beschlagnahmter Schuppen identifizieren Wissenschaftler nun eine neue Art. Wie ihre acht bekannten Verwandten ist auch die neue Schuppentierart vom Aussterben bedroht.
Wissenschaftler haben eine neue Art des vom Aussterben bedrohten Schuppentiers entdeckt. Die bislang unbekannte Art des intensiv bejagten Säugetiers, dessen Körper mit braunen Hornschuppen bedeckt ist, wurde durch die Analyse geschmuggelter und beschlagnahmter Schuppen aufgespürt, wie aus einer in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlichten Studie hervorgeht.
Tierschützern zufolge ist das Schuppentier das am häufigsten illegal gehandelte Säugetier der Welt. Die traditionelle chinesische Medizin schreibt den Schuppen eine heilende Wirkung zu, obwohl sie wie menschliche Fingernägel ausschließlich aus Keratin bestehen. In China und anderen asiatischen Ländern gilt das Fleisch des Schuppentiers zudem als Delikatesse. Es steht auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN und gilt als vom Aussterben bedroht.
Bei Gefahr rollt sich das insektenfressende und nachtaktive Schuppentier zu einer Kugel zusammen. Wilderer können die scheuen Tiere dann einfach aufheben. Nach Angaben von Tierschützern wurden in den zehn Jahren bis 2014 mehr als eine Million Schuppentiere von Wilderern getötet. Seit 2016 stehen Schuppentiere international unter Schutz.
Bisher unbekannte Abstammungslinie ermittelt
Die Analyse von 27 Schuppen, die 2012 und 2013 in Hongkong beschlagnahmt wurden, deutete schon vor Jahren auf eine neue Abstammungslinie hin. Damals stand jedoch nicht genug Genmaterial zur Verfügung, um endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen. Nun untersuchten die Forscher Schuppen aus zwei Beschlagnahmungen in der chinesischen Provinz Yunnan in den Jahren 2015 und 2019 und verglichen die Daten mit dem Genom der bisher bekannten Arten.
Sie entdeckten eine Abstammungslinie, die "sich von allen acht derzeit bekannten Schuppentierarten unterscheidet", wie es in der Studie heißt. Die Forscher vermuten, dass die neue Art zur Gattung Manis gehört, dem asiatischen Zweig der Schuppentierfamilie. Sie gaben ihr daher den vorläufigen wissenschaftlichen Namen Manis mysteria.
Wie alle anderen Schuppentier-Arten ist auch die neue Art nach Einschätzung der Forscher stark gefährdet: Sie fanden demnach genetische Merkmale "einer schrumpfenden Population", etwa eine relativ geringe genetische Vielfalt und ein hohes Maß an Inzucht.
Der genaue Lebensraum von Manis mysteria bleibt den Forschern zufolge aber vorerst ein Mysterium: Schuppentier-Schuppen, die in Hongkong und Yunnan beschlagnahmt werden, stammen meist aus Südostasien. Da sich die neue Art optisch kaum von ihren asiatischen Verwandten unterscheidet, wurde sie in freier Wildbahn möglicherweise übersehen. Sie könnte aber auch deshalb unbemerkt geblieben sein, weil sie in einer wenig erforschten Region lebt oder weil Schuppentiere generell scheu und nur schwer zu finden sind. Die Forscher fordern nun "dringend" weitere Studien und wirksame Schutzmaßnahmen "für diese mysteriöse Art".
Quelle: ntv.de, rwe/AFP