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Weniger Übertragungen auf Menschen Mers-Impfstoff für Kamele getestet

Vor allem junge Dromedare infizieren sich mit Mers.

Vor allem junge Dromedare infizieren sich mit Mers.

(Foto: imago/BE&W)

Mers-Viren verursachen beim Menschen schwere Infektionen der Atemwege und der Nieren. Bisher gibt es keine Therapie. Aus diesem Grund wollen Forscher die Infektionen bei den Herkunftstieren - Kamelen und Dromedaren - verhindern.

Erstmals haben Forscher einen Mers-Impfstoff erfolgreich an Kamelen getestet. Die Tiere entwickelten daraufhin nach einer Infektion weniger Symptome und waren weniger ansteckend. Kamele, vor allem Dromedare, gelten als das Hauptreservoir, von dem aus der gefährliche Mers-Erreger immer wieder auf den Menschen überspringt und Ausbrüche verursacht. Der Bonner Virologe Christian Drosten bezeichnet die in der Zeitschrift "Science" vorgestellte Studie als Durchbruch.

Mers (Middle East Respiratory Syndrome)

Beim Mers-Virus handelt sich um einen seit 2012 bekannten neuen Stamm aus der Gruppe der Coronaviren. Zu denen zählen auch viele Erkältungsviren und der Sars-Erreger. Allerdings ist Mers nicht so leicht zwischen Menschen übertragbar wie etwa die Atemwegserkrankung Sars, an der in Asien 2003 hunderte Menschen starben.

Die Erkrankung geht häufig mit grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Husten und Kurzatmigkeit einher. Bei schweren Verläufen kann sich eine Lungenentzündung entwickeln, auch kann es zu Nierenversagen kommen.

Das Mers-Virus (Middle East Respiratory Syndrome-Coronavirus; Mers-CoV) wurde erstmals im Jahr 2012 bei einem 60-jährigen Mann in Saudi-Arabien gefunden, der bald darauf an einer Lungenentzündung starb. Seitdem wurde der Erreger bei 1400 Menschen nachgewiesen. Mehr als ein Drittel dieser Patienten starben – die meisten davon im arabischen Raum. Aufsehen erregte im Sommer ein Ausbruch in Südkorea, bei dem mehr als 180 Menschen infiziert wurden. Die Epidemie ging auf einen Mann zurück, der sich im Nahen Osten angesteckt hatte.

Jungtiere besonders betroffen

Als Reservoir des Erregers gelten Dromedare (Camelus dromedarius), die zwar selbst nur leichte Symptome entwickeln, von denen das Virus aber auf den Menschen überspringen kann. Eine zweite in "Science" vorgestellte Studie, bei der mehr als 1300 Dromedare in Saudi-Arabien durch einen nasalen Abstrich getestet wurden, ergab, dass mehr als 12 Prozent der Tiere das Virus tragen. Besonders stark betroffen sind demnach Jungtiere.

"Der kürzliche Mers-Ausbruch in Korea zeigt eindeutig, dass das Mers-CoV große Ausbrüche auch jenseits des Nahen Ostens zu verursachen vermag", betont das Team um Jamal Sabir von der King Abdulaziz Universität in Dschidda. Um dies zu verhindern, müsse man die Übertragung des Erregers von Tieren auf den Menschen vermeiden.

Impfstoff kann Übertragung verhindern

Dies könnte mit dem Impfstoff gelingen, den ein Team um Albert Osterhaus von der Universität Rotterdam und Gerd Sutter vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) der Universität München in "Science" vorstellen. Dabei verabreichten sie vier Dromedaren den Impfstoff MVA-Mers-S – ein mit einem Mers-Gen ausgestattetes abgeschwächtes Pockenvirus – auf zwei Wegen: als Aerosol durch die Nase sowie zusätzlich als Injektion in die Nackenmuskulatur.

Drei Wochen später infizierten sie die Tiere – ebenso wie vier ungeimpfte Dromedare – mit dem Mers-Erreger. "Durch die Impfung hatten die Tiere bereits ausreichend Antikörper entwickelt, so dass eine Virusvermehrung und Erkrankung geblockt werden konnten", wird Ko-Autorin Asisa Volz von der Universität München in einer Mitteilung der Uni zitiert. Die geimpften Tiere entwickelten Antikörper und litten – im Vergleich zu ihren umgeimpften Artgenossen – deutlich weniger unter Symptomen wie etwa einer laufenden Nase.

Impfung reduziert Anzahl der Mers-Viren

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Impfung mit MVA-Mers-S die Anzahl ansteckender Mers-Erreger in der Nasenschleimhaut von Kamelen deutlich reduziert", sagt Osterhaus. Nun müsse man die günstigste Dosis ermitteln und klären, wie lange der Impfschutz anhält. Der Impfstoff soll auch an Menschen getestet werden. Er könnte etwa bei Personen zum Einsatz kommen, die engen Kontakt zu Kamelen haben oder die Mers-Patienten pflegen, schreibt das Team.

"Die Studie zeigt klar, dass der Impfstoff Kamele sehr effizient schützt", sagt der Virologe Christian Drosten von der Universitätsklinik Bonn. "Das könnte Infektionen von Menschen verhindern." Gut sei zudem, dass die Grundlage des Impfstoffs, das abgeschwächte Pockenvirus, schon seit Langem für Impfungen eingesetzt werde, so dass es schon viele Daten gebe. Dies könne die Zulassung der Vakzine deutlich beschleunigen.

Quelle: ntv.de, jaz/dpa

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