Wissen

Gesund oder schädlich? Wie sich Fasten auf den Körper auswirkt

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die Effekte auf molekularer Ebene setzen laut der Studie erst ab dem dritten Tag des Fastens ein.

Die Effekte auf molekularer Ebene setzen laut der Studie erst ab dem dritten Tag des Fastens ein.

(Foto: picture alliance / FotoMedienService)

Fasten wird eine heilsame Wirkung nachgesagt und liegt deshalb auch abseits religiöser Traditionen zurzeit im Trend. Doch was genau passiert im Körper, wenn man ihm über einen längeren Zeitraum die Nahrung verweigert? Dieser Frage ist nun ein Forschungsteam nachgegangen - und hat Überraschendes entdeckt.

Es ist Fastenzeit: Der Ramadan beginnt am Sonntag, Christen fasten bereits seit Aschermittwoch. Doch auch abseits der Religionen erfreut sich der bewusste Verzicht auf Nahrung immer größerer Beliebtheit. Schließlich soll Fasten auch gut für die Gesundheit sein. So wurde es schon in der Antike zur Behandlung von Epilepsie und Rheuma eingesetzt. Doch was passiert im Körper, wenn ihm über einen längeren Zeitraum die Nahrungszufuhr verwehrt wird? Ein Forschungsteam hat sich das nun genauer angeschaut. Denn im Gegensatz zum Intervallfasten ist das tagelange Fasten wenig erforscht.

Für die Studie, die im Fachmagazin "Nature Metabolism" erschienen ist, nahmen fünf Frauen und sieben Männer freiwillig an einem siebentägigen reinen Wasserfasten teil. Das bedeutet, sie haben in dem Zeitraum nichts gegessen und nur Wasser getrunken. Dabei überwachten die Forschenden die Probanden täglich engmaschig, stellten sie auf eine Körperanalyse-Waage und nahmen ihnen regelmäßig Blut ab. Die Veränderungen in den Konzentrationen von rund 3000 Proteinen in ihrem Blut glichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit großen genetischen Studien ab, um mögliche Konsequenzen für die Gesundheit vorherzusagen.

Das Ergebnis: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verloren beim Fasten im Schnitt 5,7 Kilogramm an Gewicht. Das meiste davon war Muskel-, Organ- oder Bindegewebemasse. Diese Masse hatten die Probanden jedoch nach drei Tagen mit normalem Essen wieder vollständig ersetzt, berichten die Forschenden. Aber die rund 1,5 Kilogramm Fett, die sie darüber hinaus verloren haben, setzten nicht wieder an. Damit sei belegt, dass Fasten beim Abnehmen nachhaltig helfen könne, heißt es in der Studie. "Fasten ist, wenn es sicher durchgeführt wird, eine wirksame Maßnahme zur Gewichtsabnahme", sagt Studienautorin Claudia Langenberg vom Berlin Institute of Health (BIH) an der Charité laut Mitteilung.

Veränderung der Proteinzusammensetzung

Der Gewichtsverlust war jedoch nicht die einzige Veränderung, die die Forschenden feststellen konnten. Sie beobachteten, dass sich die Proteinzusammensetzung im Blut der Testpersonen nach drei Tagen Fasten deutlich veränderte. Bei jedem dritten der gemessenen Proteine nahm die Konzentration während des Fastens ab oder seltener auch zu.

Darunter waren zum einen erwartbare Biomoleküle, die zum Beispiel anzeigen, dass der Stoffwechsel beim Fasten Körperfett statt Zucker als Energiequelle nutzt. Zum anderen kamen im Blut aber auch verstärkt bestimmte Proteine vor, die Nervenzellen und Synapsen stabilisieren. Das könnte dem Forschungsteam zufolge erklären, warum Fasten gegen neurologische Erkrankungen wie Epilepsie bei Kindern hilft. Außerdem waren weniger Proteine im Blut zu finden, die bestimmte Krankheiten wie Rheuma auslösen.

Aus den Ergebnissen schließen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass der gesamte Körper auf die strikte Kalorienbeschränkung reagiert und seinen Stoffwechsel anpasst, einschließlich aller wichtigen Organe. "Unsere Ergebnisse zeigen nicht nur eindeutig den Gewichtsverlust, sondern auch andere weitreichenden Veränderungen im Körper", sagt Langenberg. "Letztere sind allerdings erst nach drei oder mehr Tagen ganz ohne Kalorienaufnahme sichtbar - deutlich später als bisher vermutet." Beim Intervallfasten würden diese Effekte daher nicht auftreten.

*Datenschutz

Fasten ist nicht für jeden geeignet

Mehr zum Thema

"Zum ersten Mal können wir sehen, was auf molekularer Ebene im Körper passiert, wenn wir fasten", resümiert Langenberg. "Unsere Ergebnisse tragen zum molekularen Verständnis von Behandlungsmethoden bei, die schon im alten Griechenland erfolgreich eingesetzt wurden", sagt Co-Autor Maik Pietzner. Gleichzeitig warnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Fasten ist nicht für jeden Menschen gesundheitsfördernd.

Demnach tritt beim Fasten zum Beispiel verstärkt ein Blutgerinnungsfaktor im Blut auf, der Thrombosen fördern kann. Andere Veränderungen des Proteinhaushalts könnten langfristig die Knochen oder das Herz schwächen, berichten die Forschenden. "Auch wenn Fasten für die Behandlung einiger Krankheiten von Vorteil sein kann, kommt es für Patientinnen und Patienten mit Vorerkrankungen häufig nicht infrage", sagt Pietzner. In welchen Fällen Fasten förderlich oder schädlich ist, müssten Folgestudien mit mehr Probanden bestätigen.

Quelle: ntv.de, hny

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen