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Auch in abgekühlten Kartoffeln Kann resistente Stärke beim Abnehmen helfen?

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Resistente Stärke entsteht auch beim Abkühlen von gekochten Kartoffeln.

Resistente Stärke entsteht auch beim Abkühlen von gekochten Kartoffeln.

(Foto: IMAGO/glasshouseimages)

Der Frühling steht vor der Tür. Ein guter Grund, ein paar Pfunde loszuwerden. Bei einer Diät könnte die zusätzliche Einnahme sogenannter resistenter Stärke indirekt behilflich sein, wie ein Forschungsteam aktuell berichtet.

Der regelmäßige Konsum sogenannter resistenter Stärke (RS) könnte im Rahmen einer Diät beim Abnehmen helfen. Darauf deuten die Ergebnisse eines deutsch-chinesischen Forschungsteams hin, die im aktuellen Fachjournal "Nature Metabolism" veröffentlicht wurden. Bisher gab es zur Gewichtsreduktion mithilfe resistenter Stärke keine einheitlichen Studienergebnisse. Die Effekte, über die berichtet werden, könnten den Autorinnen und Autoren zufolge durch eine positive Strukturveränderung des Darmmikrobioms entstehen.

Das Team um Huizhen Li aus Peking gewann für die insgesamt 20 Wochen dauernde klinische Studie 37 Menschen. Alle hatten zu Beginn des Experiments einen Body-Mass-Index (BMI) von über 24, waren also übergewichtig oder sogar adipös. Die Studienteilnehmer erhielten während dieser Zeit eine Diät, die aus drei ausgewogenen Mahlzeiten pro Tag bestand, die den Richtlinien zur Prävention und Behandlung von Übergewicht und Adipositas entsprachen. Innerhalb dieses Zeitraums wurden die Mahlzeiten acht Wochen lang um täglich 40 Gramm RS in Form von Maisstärke ergänzt.

Das Ergebnis: Während der RS-Diät reduzierten die Studienteilnehmenden ihr Körpergewicht im Durchschnitt um 2,8 Kilogramm und die Insulinempfindlichkeit erhöhte sich. Die Forschenden sahen zudem, dass sich während der Einnahme der RS das Mikrobiom und der Stoffwechsel veränderten. Die zur Gewichtsreduktion beitragenden Effekte verschwanden jedoch relativ schnell wieder, nachdem die Gabe der RS ausgesetzt wurde.

Es sei davon auszugehen, dass der Hauptteil des festgestellten Effektes über Änderungen im Darmmikrobiom und einer Reduktion der Fettaufnahme zustande kämen, sagt Dr. Siegfried Ussar, Direktor der Abteilung Adipozyten und Metabolismus (ADM) am Institut für Diabetesforschung des Helmholtz-Zentrums München, laut Science Media Center dazu. "Leider haben die Autoren nicht beschrieben, ob es durch die RS-Diät auch zu einer Änderung im Trinkverhalten kommt, was an sich auch einen Einfluss auf die Körpergewichts-Entwicklung haben kann."

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Das Besondere an resistenten Stärken

RS werden zu den Ballaststoffen gezählt, die wiederum als wichtige Bestandteile einer ausgewogenen Ernährung gelten und gut für die Verdauung sind. RS sind nicht wasserlöslich und können deshalb nicht wie andere Stärken bereits im Dünndarm in kleine Einheiten, die der Energiegewinnung dienen, zerlegt werden. RS gelangen deshalb unverdaut bis in den Dickdarm. Erst dort werden sie durch bestimmte Darmbakterien aufgespalten. Die Stämme dieser Darmbakterien gelten allgemein als gesundheitsförderlich, denn sie verringern die Population von Krankheitserregern, stärken die Darmbarriere und verringern Entzündungsreaktionen.

Verschiedene Formen der RS:

· Die physikalisch resistente Stärke ist in Hülsenfrüchten wie Erbsen, Bohnen oder Linsen zu finden. Sie befindet sich innerhalb der Pflanzenzellen und kann deshalb durch Verdauungsenzyme nicht aufgespalten werden.

· Die sogenannten resistenten Stärkekörnchen befinden sich in Maisstärke, unreifen Bananen und rohen Kartoffeln. Auch diese speziellen Stärkeketten können vom Körper nicht aufgespalten werden.

· Die retrogradierte Stärke entsteht in gekochten Nudeln, Kartoffeln, Reis und in Brot. Die kristallisierten Stärkebestandteile entstehen beim Abkühlen dieser Lebensmittel und auch sie können erst im Dickdarm zersetzt werden.

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"Die von den Autoren verwendeten 40 Gramm RS pro Tag sind sicherlich nicht natürlich über die Nahrung aufzunehmen, da hierfür deutlich mehr als ein Kilogramm Reis, Kartoffeln oder Möhren pro Tag konsumiert werden müsste. Die Menge könnte man aber als Nahrungsergänzungsmittel in Form eines Shakes oder Ähnlichem zu sich nehmen. Wie hoch die Menge an RS tatsächlich sein muss, um einen Effekt zu erzielen, ist jedoch noch unklar", erklärt Dr. Siegfried Ussar, der nicht an der Untersuchung beteiligt war, weiter.

Auch wenn die Untersuchung starke Hinweise auf die positiven Effekte durch RS im Rahmen einer Diät liefert, wird die Aussagekraft der Ergebnisse sowohl durch die Autorinnen und Autoren der Studie selbst als auch durch verschiedene Fachleute relativiert. Einerseits handelt es sich um eine ziemlich geringe Anzahl von Studienteilnehmenden, andererseits um eine relativ kurze Studiendauer insgesamt. Weitere, größere Untersuchungen in diesem Bereich sind deshalb nötig.

Quelle: ntv.de

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