Ratgeber

Auszahlpläne selber machen So hat man länger was vom Geld

Wer genug Kapital hat und keine allzu große Extra-Rente braucht, kann so anlegen, dass das Geld nie ausgeht.

Wer genug Kapital hat und keine allzu große Extra-Rente braucht, kann so anlegen, dass das Geld nie ausgeht.

Zigtausend Euro auf dem Tagesgeldkonto herumliegen lassen, damit man jederzeit herankommt? Keine gute Idee. Wer dauerhaft von seinem Kapital leben möchte, braucht einen vernünftigen Auszahlplan. Die besten Lösungen bieten nicht die Versicherungen.

Ein Erbe, eine Lebensversicherung oder eine Abfindung – es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass einem im Laufe des Lebens ein mehr oder weniger großer Geldsegen ereilt. Klar kann man den Betrag dann einfach anlegen, doch dann kommt man in der Regel nicht an das Geld heran. Viele wollen aber genau das: ein monatliches Zusatzeinkommen, das für einen bestimmten Zeitraum, oder auch bis zum Lebensende reicht. Nachdem die Zeitschrift Öko-Test in der Vergangenheit bereits die Lösungen der Versicherungsbranche für dieses Problem unter die Lupe genommen hat, beschäftigt sie sich in der Mai-Ausgabe mit den Entnahmeplänen von Banken und Fondsgesellschaften. Das Ergebnis: Wer hier die richtigen Produkte kombiniert, bekommt deutlich mehr heraus als bei einer Versicherung.

Versicherer mit magerer Rendite

Versicherer bieten sogenannte Sofortrenten gegen Einmalbetrag. Hier soll das eingezahlte Geld in der Regel bis zum Lebensende reichen. Weil die Versicherer vorsichtig kalkulieren und von einer sehr hohen Lebenserwartung ausgehen, fallen die Renten recht mager aus. Wer 100.000 Euro einzahlt, bekommt laut "Öko-Test" im Moment höchstens 325 Euro garantiert, dazu kommt noch die Überschussbeteiligung. Ohne Todesfallschutz für die Angehörigen sind es bis zu 40 Euro mehr. Besonders viel ist das nicht, aus steuerlichen Gründen haben Sofortrenten aber ihren Charme: Nur der Ertragsanteil der Rente zählt zum steuerpflichtigen Einkommen.

Für die Entnahmepläne der Banken und Fondsgesellschaften muss man dagegen 25 Prozent Abgeltungssteuer auf die Gewinne einkalkulieren. Liegt der persönliche Steuersatz darunter, kann man sich die Differenz aber über die Steuererklärung zurückholen und Rentner mit entsprechend wenig Einkommen können sich die Zusatzrente auch steuerfrei auszahlen lassen. Entnahmepläne eignen sich aber nicht nur für Rentner, sondern für alle, die sich auf gewisse Zeit ein Zusatzeinkommen sichern möchten. Das kommt beispielsweise für Selbstständige oder Unternehmensgründer infrage oder auch, um Einkommenseinbußen bei der Altersteilzeit auszugleichen.

Wenn eine kleine Rente reicht – oder sehr viel Kapital vorhanden ist – kommt ein Vertrag ohne Kapitalverzehr infrage. Man lebt dann nur von den Zinsen und bekommt die Anlagesumme am Ende der Laufzeit wieder ausgezahlt. Häufiger ist aber die Variante, bei der auch das Kapital verbraucht wird. Beim Bank-Auszahlplan muss man von vornherein festlegen, wie lang das Geld fließen soll, Fonds-Entnahmepläne bieten hier mehr Flexibilität, auch was die Höhe der monatlichen Rate angeht. Für beide Arten gilt: Wenn der Kunde stirbt, ist das restliche Geld nicht verloren, sondern wird an die Hinterbliebenen ausgezahlt. Das Langlebigkeitsrisiko ist dagegen – anders als bei der Versicherung – nicht abgesichert. Sprich: Wenn man 20 Jahre Rentenzahlung vereinbart, aber 90 Jahre alt wird, muss man die letzten Lebensjahre ohne Zusatzeinkommen verbringen. Oft ist das aber zu verschmerzen, weil die Ausgaben für Konsum- und Freizeit im Alter eher weniger werden.

Brauchbare Zinsen nur bei kurzer Laufzeit

255 Auszahlpläne von 45 Banken, Sparkassen, Bausparkassen, Fondsvermittlern und Direktbanken sowie von einer Versicherung haben die Ökotester analysiert. Bei den Banken sind gute Angebote demnach eher die Ausnahme als die Regel. Die meisten Institute bieten kaum bessere Zinsen als ein Tagesgeldkonto. Es gibt aber Lichtblicke: die besten Anbieter im Test garantierten Zinsen zwischen 1 und 2,3 Prozent. Der Haken: Solche Konditionen wollen die Banken nicht langfristig garantieren, die Laufzeiten liegen meist nur zwischen fünf und zehn Jahren. Das reicht nicht, wenn man sich für die gesamte Rentenzeit absichern möchte. Im aktuellen Zinstief ist es aber ohnehin nicht sinnvoll, sich so lange zu binden, zumal sich die Bankpläne auch nicht kündigen lassen.

Man kann mehrere Banksparpläne hintereinander abschließen. Man kann aber auch eine Fondsrente vereinbaren. Laufzeiten von 20 Jahren oder länger sind hier kein Problem und die Renditeaussichten sind besser als bei der Banken- oder Versicherungsvariante. In den letzten 20 Jahren brachte ein Entnahmeplan auf Basis von Aktien- und Rentenfonds rund vier Prozent Rendite. Bei einem kostengünstigen Fondsvermittler gebe es dafür schon eine Zusatzrente von gut 520 Euro über 25 Jahre, so Öko-Test.

Einige Direktbanken und Fondsvermittler haben auch Entnahmepläne mit börsennotierten Indexfonds – den sogenannten ETFs -  im Angebot. Eigentlich sind ETFs eine kostengünstige Geldanlage, weil die Aufwendungen für das Fondsmanagement minimal ausfallen. Doch die Gebühren für die regelmäßige Auszahlung machen diesen Vorteil zunichte. Bei Entnahmeplänen bringen ETFs also nicht unbedingt einen Vorteil. Das grundsätzliche Problem an Fonds: Es gibt keine Renditegarantie. Wer absolut sicher sein will, wie hoch die Rente künftig ausfällt, bleibt also beim Banksparplan.

Von den Zinsen leben

Weil beide Varianten ihre Vorzüge haben, empfiehlt "Öko-Test" das Kapital aufzuteilen. Im einfachsten Fall investiert man jeweils die Hälfte in einen Bank- und in einen Fondssparplan mit 25 Jahren Laufzeit. Aus 100.000 Euro lässt sich bei den beiden Top-Anbietern in den jeweiligen Kategorien (Debeka Bausparkasse und Consorsbank) eine Rente von rund 465 Euro herausholen. Aufwendiger, aber auch lukrativer, wird die Sache, wenn man die Teilbeträge für kürzere Zeiträume festlegt und dann umschichtet.

Das Prinzip funktioniert zum Beispiel so: Im Bank-Auszahlplan liegen 50.000 Euro, die aufgebraucht werden sollen. Weitere 50.000 Euro bleiben unangetastet in einem Fondsdepot und wachsen dort weiter. Nach zehn Jahren ist das Geld aus dem Bankplan aufgebraucht, auf dem Fonds haben sich bei vier Prozent Rendite rund 24.000 Euro angesammelt. Diesen Gewinn lässt man wiederum in den Fonds und steckt die restlichen 50.000 Euro in einen neuen Bank-Auszahlplan. Auch hier lassen sich nach derzeitigem Stand bis zu 465 Euro Rente herausholen – und das nicht nur für 25 Jahre, sondern sogar bis zu 30 Jahre lang. Wer sich mit weniger Rente begnügt, kann den Teil im Bank-Auszahlplan auf ein Drittel reduzieren. Bei vier Prozent Fondsrendite holt man den Kapitalverlust in den zehn Jahren wieder herein, sodass man wieder mit knapp 100.000 Euro dasteht – dann kann der Anlagezyklus erneut beginnen.

Wichtig bei dieser Strategie ist die Streuung: Ein einzelner Fonds kann vor die Wand fahren, deshalb sollte man das Kapital unbedingt auf mehrere internationale Aktien- und Renten- oder Mischfonds verteilen. Natürlich kommen hier auch ETFs infrage. Die Strategie ist nichts für Rentner, die mit dem Thema Geldanlage nichts zu tun haben wollen. Aber wer sich den Entnahmeplan auf diese Weise selber bastelt, steht weitaus besser da als mit jeder Lösung von der Stange.

Quelle: ntv.de, ino

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