
Besonders in der Ausführung als GS-Line macht der Opel Corsa nach außen eine echt sportliche Figur.
(Foto: Holger Preiss)
Mit dem Corsa hat Opel seit Jahren einen Dauerbrenner unter den Kleinwagen im Programm, der die Kunden anzieht wie die Motten das Licht. Doch der Markt ist hart umkämpft und der Rüsselsheimer mit französischen Genen schon wieder zwei Jahre alt. ntv.de wollte rausfinden, ob er es immer noch draufhat.
Der Corsa ist für Opel eine Bank. Im Jahr 2020 war er sogar der meistverkaufte Kleinwagen in Deutschland. Aber auch europaweit erfreut sich der Rüsselsheimer größter Beliebtheit.
Mit der Neuauflage im Jahr 2019 hat der 4,06 Meter lange Fünftürer aber nichts mehr mit seinem Vorgänger zu tun, der noch komplett in Opel-Regie entwickelt wurde. Noch vor der Übernahme durch PSA wurde der Corsa auf die Common Modular Platform (CMP) aufgesetzt, die seinerzeit für Fahrzeuge des B- und C-Segments entwickelt wurde und auf die auch der Peugeot 208 oder der DS3 aufsetzen.
Knurrig, aber flott
Insofern war Opel auch gezwungen, die in Frankreich entwickelten Motoren für den Corsa zu nutzen. Da gibt es Benzin- und Dieselaggregate in den Leistungsstufen von 75 bis 130 PS und natürlich auch einen mit Elektroantrieb. Für den Test bei ntv.de fiel die Wahl auf die Topmotorisierung mit dem 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbo-Benziner mit 130 PS und einem maximalen Drehmoment von 230 Newtonmetern. Ein Treibsatz, der mit den 1,2 Tonnen kein Problem haben sollte. Und das hat er tatsächlich nicht. Wenn auch nicht wirklich spontan auf Gasbefehle ansprechend, schiebt der Dreiender etwas knurrig, aber flott an. Lediglich 8,7 Sekunden dauert es, bis der Corsa auf Landstraßentempo beschleunigt ist.
Auch die im Testwagen verbaute 8-Gang-Automatik macht hier einen guten Job, arbeitet unmerklich und ohne großen Verzug. So gesehen ist die Annahme gerechtfertigt, - noch dazu, wenn der Corsa im sportlichen GS-Kleid vorfährt - dass der Franzose aus Rüsselsheim eine echter Dynamiker ist. Leider stimmt das nur bedingt. Wer versucht, die im Datenblatt ausgezeichnete Spitzengeschwindigkeit von 208 km/h zu erreichen, muss schon etwas Geduld mitbringen. Während es bis Tempo 180 noch zügig vorangeht, wird es darüber hinaus zäh. Und irgendwie will in diesem Bereich dann auch keine rechte Fahrfreude aufkommen.

Es gibt so Kleinigkeiten, die den Opel Corsa gegenüber der Konkurrenz alt aussehen lassen: In der Seitenansicht ist es die Dachantenne.
(Foto: Holger Preiss)
Überraschend ist, dass der Dreizylinder, anders als im Opel Mokka, hier nicht wirklich durstig wird. Klar laufen da schon mal über 9 Liter durch die Schläuche, aber im Drittelmix kann man mit dem Corsa flott unterwegs sein und hat am Ende lediglich 7,5 Liter auf der Uhr. Wer sich sogar in sanften Gaspedalbewegungen übt, sollte sogar mit Werten unter 6 Litern belohnt werden und ist so mit einer Tankfüllung von 44 Litern durchaus in der Lage, 600 Kilometer zurückzulegen.
Gepflegter Langlauf
Und so ist es nicht nur für den Verbrauch besser, wenn man mit dem Corsa auf den offenen Strecken der Autobahn mit 150 oder 160 km/h dahingleitet. Denn je nach Straßenbelag übertragen sich auch die Rollgeräusche hörbar in den Innenraum, was auf manchen Abschnitten tatsächlich überrascht, weil so nicht erwartet. Dennoch zeigt sich der kleine Rüsselsheimer erstaunlich langstreckentauglich. Hier stört auch das recht straffe Fahrwerk nicht, das vor allem auf Kopfsteinpflaster die Leidensfähigkeit der Insassen prüft. Anders die straffen und sehr angenehmen Polster, die eben auch ein Garant für langes Verweilen sind.

Mit seinen 309 Litern Kofferraumvolumen ist der Opel Corsa auch in seinem Segment kein Lademeister.
(Foto: Holger Preiss)
Doch kommen wir nochmal aufs Fahrwerk zu sprechen. Ob der Tatsache, dass es einen recht straffen Eindruck macht, der Corsa neben den Fahrmodi Eco und Normal auch eine Sport-Stufe hat, könnte der Gedanke, auch mal flott um die Kurven zu schießen, in den Vordergrund rücken. Davon sollte man allerdings ablassen. Ja, der Kleinwagen kann auch mal schneller ums Eck, neigt dann aber dazu, arg über die Vorderräder zu schieben und vermittelt nicht mehr wirklich das Gefühl von hundertprozentiger Stabilität. Aber so ein Corsa ist eben auch als GT kein Sportwagen; er hat seine Vorzüge in anderen Bereichen.
Fürs Stadtabenteuer gerüstet
Zum Beispiel darin, dass man eigentlich keine Parkprobleme in der Stadt hat und in jede auch noch so kleine Lücke kommt. Noch dazu, wenn die Rückfahrkamera und die Parkpiepser an Front und Heck dabei behilflich sind. Überhaupt ist und bleibt der Corsa ein ganz famoser Stadtflitzer. Für die ausgedehnte Familienreise fehlt es ihm an Platz. Leider auch an Platz für Kleinigkeiten. Zwar hat der Kleinwagen ein wirklich riesiges Handschuhfach, dessen Ende man kaum mit ausgestreckten Armen erreicht, aber nur ein klitzekleines Fach unter der Mittelarmlehne, das mit zusätzlich 100 Euro berechnet wird, und viel zu schmale Fächer in den Türinnenverkleidungen. In der zweiten Reihe geht es selbst für nicht wirklich große Erwachsene eng zu und der Kofferraum lädt mit 309 Litern Stauraum auch nicht zur Weltreise ein. Für einen Ausflug zu zweit oder die täglichen Erledigungen des Alltags reicht das aber allemal. Zumal die Rückbanklehne auch geteilt umgelegt werden kann und sich der Stauraum so auf 1081 Liter erweitern lässt.

Viel Platz gibt es in der zweiten Reihe des Opel Corsa nicht, aber wer auf den Vordersitzen Platz nimmt, hat nichts zu meckern.
(Foto: Holger Preiss)
Nun hat der digitale Fortschritt natürlich auch in den Opel Corsa einige Neuheiten gebracht, die natürlich nicht allen gefallen müssen. Dazu gehört das volldigitale Cockpit, dessen Bildschirm aber fast quadratisch ist und damit die Anzeige gewöhnungsbedürftig. Die Aufteilung in Tacho und Drehzahlmesser gibt es nicht mehr, dafür hat man die Geschwindigkeit immer zentral als Zahlenwert im Blick und kann sich auch - wenn das optionale Navi gewählt wurde - dessen Daten ins direkte Fahrerblickfeld projizieren lassen. Natürlich gibt es auch eine Anbindung des Smartphones, die es ermöglichen soll, Android Auto oder Apple CarPlay auf dem Zentralmonitor zu aktivieren. Wie schon im Opel Mokka funktionierte das im Testwagen nicht. Die Verbindung brach regelmäßig zusammen und ließ sich dann auch nicht mehr aktivieren. Hier muss man sagen, dass die US-amerikanischen Systeme von GM, die noch im Vorgänger verbaut waren, das deutlich besser konnten.
Viel im Angebot und dennoch zu wenig
Ebenfalls wie im Mokka ist auch beim Corsa zu bemängeln, dass der Bildaufbau des Navis oder die Umschaltprozesse zum Beispiel zum DAB-Radio-Programm ob eines extrem müden Prozessors etwas sehr zögerlich vonstattengehen. Dafür bietet Opel mit dem neuen Corsa auch feine technische Highlights an, wie zum Beispiel eine Verkehrsschilderkennung, einen Totwinkelwarner, einen automatischen Geschwindigkeits-Assistenten, ein automatisches Notbremssystem und einen aktiven Spurhalte-Assistenten. All dieses Beigaben funktionierten im Test tadellos, wobei der immer aktive Spurhalter mit seinen rigiden Eingriffen ins Lenkrad nicht nur nervte, sondern an der einen oder anderen Stelle echt keine Hilfe, sondern eine Gefahr darstellte. Nämlich immer dann, wenn in Baustellenbereichen mehrere Fahrbahnmarkierungen das System überfordern oder wenn ein Radfahrer die eigene Spur Richtung Auto verlässt und der Fahrer ein spontanes Ausweichmanöver in Richtung Mittelstreifen einleiten muss.
Nun ist natürlich zu bedenken: All diese Beigaben, angefangen bei der GS-Line über den potenten Motor, das Automatikgetriebe, die Helferlein bis zum wirklich genialen LED-Matrix-Licht sind nicht umsonst. Während man also in einem puren Corsa für 13.990 Euro einsteigen könnte, muss man für ein Fahrzeug, wie es zum Test genutzt wurde, mindestens 27.500 Euro auf den Tisch des Opelhändlers legen. Das ist für einen Kleinwagen eine Menge Geld und könnte Interessenten veranlassen, sich mal unter ähnlichen Bewerbern von Fremdmarken umzusehen.
DATENBLATT | Opel Corsa 1.2 Direct Injection Turbo |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,06 / 1,76 / 1,43 m |
Leergewicht (DIN) | 1233 kg |
Sitzplätze | 5 |
Ladevolumen | 309 / 1081 Liter |
Motor | Dreizylinder-Benziner mit Turboaufladung, 1199 ccm Hubraum |
Getriebe | 8-Gang-Automatikgetriebe |
Leistung | 96 kW/130 PS |
Kraftstoffart | Super |
Antrieb | Frontantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 208 km/h |
max. Drehmoment | 230 Nm 1750 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 8,7 s |
Normverbrauch (kombiniert) WLTP | 6,0-5,6 l |
Testverbrauch | 7,2 l |
Tankinhalt | 44 Liter |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 136-128 g/km |
Emissionsklasse | EU 6 (AP) |
Grundpreis | 19.880 Euro |
Preis des Testwagens | 27.505 Euro |
Fazit: Der Opel Corsa war im Jahr 2020 der meistverkaufte Kleinwagen in Deutschland. Ob das so bleibt, muss abgewartet werden, denn die Konkurrenz drängt von hinten und hat ebenfalls einige attraktive Angebote in den Schauräumen zu stehen. Dennoch bietet der Corsa auch in seiner jetzigen Version ein schlüssiges Gesamtpaket. Das ist vielleicht nicht in allen Belangen bis zum Ende durchdacht und man sieht an der einen oder anderen Stelle die Kreuze, die der Rotstift der französischen Mutter hinterlassen hat, aber wirklich falsch machen kann man mit dem Kleinen aus Rüsselsheim nichts.
Quelle: ntv.de