Praxistest

Ist das noch ein Opel? Opel Mokka - etwas heißer wäre schön

Schnittig sieht der neue Opel Mokka schon aus. Aber ist er auch noch unverwechselbar?

Schnittig sieht der neue Opel Mokka schon aus. Aber ist er auch noch unverwechselbar?

(Foto: Opel)

Mit dem neuen Opel Mokka präsentieren die Rüsselsheimer erstmals ihre neue Designsprache. Herausgekommen ist ein ganz anderes Auto als das, was man noch unter diesem Namen kennt. Nicht alles ist stimmig, wie der Praxistest von ntv. de zeigt.

"Oh, dein neuer Testwagen ist ein Peugeot", sagte ein Freund zum Autor dieses Textes, als der mit dem Opel Mokka vorfuhr. Die Wahrnehmung ist zum einen irgendwie richtig, zum anderen aber auch ein bisschen traurig. Denn in Rüsselsheim hatte man sich nach der Übernahme durch den französischen PSA-Konzern, der auch Peugeot überdacht, vorgenommen, seine Eigenständigkeit zu wahren. Gerade bei der Außenhaut wollte sich Opel mit einer neuen und starken Designsprache von den Franzosen absetzen, dessen Plattform, Motoren und Technik man jetzt unter dem Blechkleid nutzen muss.

Der angedeutete Unterfahrschutz gehört zur GS-Line des Opel Mokka.

Der angedeutete Unterfahrschutz gehört zur GS-Line des Opel Mokka.

(Foto: Opel)

Bei Opel will man den optischen Abstand mit dem sogenannten Vizor-Design erreichen, wobei sich über die Front wie bei einem Integralhelm ein Visier zu legen scheint. Im Zusammenspiel mit den kurzen Überhängen und dem breiten Stand gibt es dem neuen Mokka, anders als seinem Vorgänger, der schon etwas pummelig war, ein wirklich schnittiges Aussehen und eine visuelle Größe. Aber da sind wir schon beim ersten Problem: Der Mokka verspricht dem Betrachter mehr, als er den Insassen am Ende bieten kann. Selbst für einen mit 1,75 Meter wirklich nicht sehr große Fahrer fühlt sich der Mokka beengt an. Hinzu kommt das sparsame Angebot an Stauflächen.

Etwas wenig Platz

Das unter der in Längsrichtung verschiebbaren Mittelarmlehne befindliche Staufach kann zwei Brillenetuis aufnehmen, dann ist es randvoll. In die Türinnenverkleidungen passt wenigstens eine größere Trinkflasche, aber mit einer zusätzlichen Warnweste ist dann auch hier das Platzangebot ausgereizt. Bleibt noch das tatsächlich üppig dimensionierte Ablagefach für das Smartphone mit induktiver Ladefläche und ein recht großes Handschuhfach. Letztgenanntes dürfte dann auch der Ort werden, in dem die meisten Sachen verschwinden.

Die rote Dachdesignlinie der GS-Line des Opel Mokka ist ein Blickfang.

Die rote Dachdesignlinie der GS-Line des Opel Mokka ist ein Blickfang.

(Foto: Opel)

Eng geht es auch in der zweiten Reihe zu. Als Erwachsener möchte man auf der Rückbank keine längeren Fahrten unternehmen und der Kofferraum ist mit 350 Litern Stauraum auch überschaubar bemessen. Wohlgemerkt, das alles mit Blick auf die äußere Größe, die der Mokka mit einer Länge von 4,15 Metern vermittelt.

Ein echter Hingucker ist jedenfalls die GS-Line, die Opel für den Mokka anbietet. Die ist zu Preisen ab 25.670 Euro zwar kein Schnäppchen mehr, umfasst aber auch 18-Zoll-Leichtmetallräder in Tricolor-Schwarz, ein schwarzes Dach, schwarze Außenspiegel sowie Unterfahrschutz-Optik vorn und hinten, den Opel-Blitz, den Mokka-Schriftzug und den Opel-Vizor-Rahmen in Hochglanzschwarz. Dazu charakteristische rote Dach-Designlinien, die wohl der eigentliche Blickfang sind. Ein Äußeres jedenfalls, das für den Praxistest geradezu nach der stärksten Motorisierung schreit.

Ganz bestimmt kein Sportwagen

Nun gut, stärkste Motorisierung heißt hier ein Dreizylinder, der seine Kraft von 130 PS aus 1199 Kubikzentimetern Hubraum schöpft und ein maximales Drehmoment von 230 Newtonmetern, verteilt durch eine Achtgangautomatik, auf die Vorderräder schaufelt. Hört sich eigentlich super an, denn der Mokka ist mit 1,3 Tonnen fast noch ein Leichtgewicht. Auch die Datenblattwerte für die Beschleunigung sind lesenswert. Lediglich 9,2 Sekunden dauert der Sprint auf Tempo 100 und in der Spitze sind 200 km/h drin. Also, kein Zweifel, Letztgenanntes kann hier eindeutig bestätigt werden. Mit genügend Anlauf fährt der Mokka 200 Sachen. Ob man das will, ist eine ganz andere Frage, denn das kleine SUV wirkt in diesen Gefilden nicht mehr besonders stabil.

Auch die roten Applikationen im Interieur sind eine Beigabe des GS-Line im Opel Mokka.

Auch die roten Applikationen im Interieur sind eine Beigabe des GS-Line im Opel Mokka.

(Foto: Opel)

Überhaupt ist der Mokka nicht wirklich auf Sport ausgelegt, obgleich das sehr straffe Fahrwerk, das die Insassen immer punktgenau über die Straßenverhältnisse auf dem Laufenden hält, das suggerieren könnte. Aber bereits in schnell gefahrenen Kurven kommt das SUV durch den für den Radstand doch etwas höheren Aufbau an seine Grenzen und zwingt den Fahrer vermehrt zur Mitarbeit. Das ist über die recht präzise Lenkung kein Problem, überrascht aber dennoch, denn der alte Mokka zeigte sich hier etwas stabiler.

Überraschend souverän ist der Rüsselsheimer aber dafür auf der Langstrecke. Zum einen punktet er mit seinen Polstern, zum anderen glänzt er mit einer vorbildlichen Laufruhe und einem fantastischen Abrollkomfort, was irgendwie den harten Schlägen bei Querfugen, Gullydeckeln und Kopfsteinpflaster widerspricht.

Souverän auf der Langstrecke

Auf der Langdistanz ist der Rüsselsheimer dann auch recht genügsam im Verbrauch. Immer vorausgesetzt, man strebt nicht die oben angezeigte Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h an. Dann weist die digitale Verbrauchsanzeige nämlich schnell mal 20 Liter über 100 Kilometer aus. Ist auch kein Wunder, denn der kleine Dreiender kann Leistung nur durch Drehzahl schaffen und das braucht Benzin. Apropos Leistung: Was der Treibsatz auch nicht kann, ist spontan reagieren. Wer plötzlich von der Kreuzung stürmen möchte und dazu den Pin ins Blech prügelt, der wird überrascht sein, wie lange der Turbo braucht, bis er die Beatmung der Brennräume übernimmt. Ein Übel, das auch bei schnellen Überholvorgängen auf Autobahn oder Landstraße als störend empfunden wurde. Insgesamt vermittelt der Motor auch nicht wirklich das Gefühl, dass er mit 130 Pferdchen gesegnet ist. Es fühlt sich nach deutlich weniger an.

Das angezeigte Bild auf dem Zentralbildschirm im Opel Mokka wirkt recht klein.

Das angezeigte Bild auf dem Zentralbildschirm im Opel Mokka wirkt recht klein.

(Foto: Opel)

Dafür macht die Achtgang-Automatik einen recht unauffälligen Job. Lediglich bei den spontanen Beschleunigungsprozessen wird ihre Arbeit für die Insassen des Mokka spürbar. Kommen wir noch mal zum Verbrauch. Wer den Mokka nicht über Gebühr im Hochgeschwindigkeitsbereich bewegt, sondern auf der Autobahn flott, auf der Landstraße sinnig und in der Stadt mit Bedacht unterwegs ist, wird sich bei gut 7 Litern wiederfinden. Zugegeben, das ist im Vergleich zu einem Vierzylinder kein Gewinn und entspricht auch nicht dem von Opel im Datenblatt vermerkten Drittelmix von 4,9 Litern, geht aber mit Blick auf das Gesamtpaket in Ordnung. Wobei im Test am Ende sogar 8,2 Liter auf der Uhr standen.

Es fehlt ein leistungsstarker Prozessor

Natürlich hat Opel auch versucht, im Mokka für beste Vernetzung zu sorgen, indem man ein 12 Zoll großes volldigitales Fahrerinfodisplay und das Top-Infotainment-System Multimedia Navi Pro mit 10-Zoll-Farb-Touchscreen sowie OpelConnect und Live Navigation im Testwagen verbaut hat. Während die Live-Navigation von TomTom recht gut funktioniert, stürzte AppleCarplay immer ab und es wäre wohl eine gute Idee gewesen, das ganze System mit einem leistungsstärkeren Prozessor auszustatten. Denn wer nach einem Tastendruck zum Beispiel vom digitalen Radioempfang zum Navigationsbildschirm wechselt, sieht sich einem Bildaufbau der Straßenkarte gegenüber, wie er ihn vielleicht noch von Windows 3.11 kennt. Hinzu kommt, dass der mit einem dicken schwarzen Rahmen umgebene Bildausschnitt ungewöhnlich klein wirkt.

Ablagefächer sind im Opel Mokka Mangelware.

Ablagefächer sind im Opel Mokka Mangelware.

(Foto: Opel)

Auch bei den Assistenzsystemen hat Opel dem Mokka einiges mit auf den Weg gegeben. Bereits in der Standardausstattung ist eine Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeitsregelung enthalten. Es gibt einen Berganfahrassistenten, eine Müdigkeitserkennung, einen Frontkollisionswarner mit automatischer City-Gefahrenbremsung und Fußgängererkennung. Und natürlich ist auch ein Spurhalte-Assistent an Bord. Alles sehr nützliche Helfer, lediglich Letztgenannter bereitet dem Fahrer ab und an Ungemach. Nämlich immer dann, wenn er in der Baustelle vehement gegen die durch gelbe Fahrbahnlinien vorgegebene Spur arbeitet. Dummerweise lässt sich der Spurhalter auch nicht komplett deaktivieren. Was nicht nur in der geschilderten Situation, sondern auch auf engen Landstraßen und zu Teilen auf der Autobahn sehr hilfreich sein könnte. Ein richtig gute Investition ist der Staupilot, der während des Tests gute Arbeit geleistet hat.

Werfen wir noch einen Blick auf den Preis des Opel Mokka. Klar - einsteigen kann man ab knapp 20.000 Euro. Wer aber eine Modell wie den Testwagen bevorzugt, also mit dem stärksten Dreizylinder und 8-Gang-Automatik, der sollte schon mal 29.635 Euro bereithalten. Will man dann noch die vielen netten Begehrlichkeiten, angefangen vom Navigationssystem bis hin zu der ganzen Armada an hilfreichen Assistenten, steigert sich der Preis auf 32.950 Euro. Eine Summe, die mit Kleinwagen eigentlich nichts mehr zu tun hat.

DATENBLATTOpel Mokka 1.2 Turbo GS-Line
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)4,15 / 1,80 / 1,55 m
Leergewicht (DIN)1295 kg
Sitzplätze5
Ladevolumen350 / 1105 Liter
MotorDreizylinder-Benziner mit Turboaufladung, 1199 ccm Hubraum
Getriebe8-Gang-Automatik
Leistung96 kW/130 PS
KraftstoffartSuper
AntriebFrontantrieb
Höchstgeschwindigkeit200 km/h
max. Drehmoment230 Nm bei 1750 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h9,2 s
Normverbrauch (innerorts, außerorts, kombiniert) NEFZ5,9 / 4,3 / 4,9 l
Testverbrauch8,2 l
Tankinhalt45 Liter
CO2-Emissionen
(Normverbrauch)
113 - 111 g/km
EmissionsklasseEU 6 (AP)
Grundpreis29.635 Euro
Preis des Testwagens32.950 Euro

Fazit: Opel hat mit dem Mokka einen sehr schnittigen Nachfolger des pummeligen GM-Bruders erschaffen. Der ist zwar selbst in seiner höchsten Ausbaustufe keine Sportskanone, aber in jedem Fall ein sehr guter Langläufer mit einigen echten Qualitäten. Auch was die Ausstattung und die möglichen Optionen betrifft, muss sich der Mokka nicht verstecken. Allerdings wird dann auch der Preis des ohnehin nicht billigen Mokka auf ein Niveau gehoben, auf dem man durchaus einen Kompakten gleichen Kalibers ins Auge fassen könnte.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen