Unterhaltung

Gangsterfilm als Markenzeichen Berlinale ehrt Regie-Altmeister Martin Scorsese

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Scorsese gehört seit Jahrzehnten zu den stilprägendsten Regisseuren des internationalen Kinos. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen "Taxi Driver", "Die Farbe des Geldes", "Good Fellas" und "Gangs of New York".

Scorsese gehört seit Jahrzehnten zu den stilprägendsten Regisseuren des internationalen Kinos. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen "Taxi Driver", "Die Farbe des Geldes", "Good Fellas" und "Gangs of New York".

(Foto: dpa)

"Good Fellas", "Hexenkessel", "Casino" - Martin Scorsese schuf ikonische Mafiafilme wie kaum ein Zweiter. Sein Faible für das Genre wird ihm schon in die Wiege gelegt, die in Little Italy steht. Auf der Berlinale wird der Regisseur jetzt für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Er ist einer der einflussreichsten Filmemacher der letzten Jahrzehnte: Seit den 1970er-Jahren gilt Martin Scorsese als Ikone des zeitgenössischen Hollywood-Kinos. Von der Berlinale ist der 81-Jährige mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. "Zahlreiche seiner Werke haben Filmgeschichte geschrieben, die Vielseitigkeit seines Schaffens ist einzigartig", beschreiben es die Internationalen Filmfestspiele.

"Deine Aufgabe ist es, das Publikum für deine Obsessionen zu begeistern", wurde Martin Scorsese einmal zitiert. Für eine dieser Obsessionen kann er Publikum und Kritiker immer wieder faszinieren: die Machenschaften der Mafia, ihre Gangster und die Gesetze der Straße, die der schmächtige New Yorker in vielen seiner Streifen schonungslos skizzierte. Scorseses Hang zum Mafia-Genre ist kaum zu übersehen. Doch woher rühren die außergewöhnlichen Porträts dieses Milieus?

Scorsese wurde 1942 als Sohn sizilianischer Arbeiter in New York geboren. Seine Kindheit verbrachte der kleine Junge im Viertel Little Italy - eine damals von mafiösen Strukturen und Straßenkriminalität geprägte Nachbarschaft. "Martin Scorseses Milieu-Erfahrungen verdanken sich seine besten Werke", schreibt die "Neue Zürcher Zeitung" viele Filme und Jahre später, "die Straßen von New York waren es, denen Martin Scorsese seine besten Stoffe abrang".

"Hexenkessel", eine harte Milieustudie über das Leben in den Straßen von New York, brachte ihm 1973 erstmals das Lob vieler Kritiker ein. In den folgenden Jahren flimmerten viele dieser Streifen über die Leinwand, die Leidenschaft Scorseses für das Mafia-Genre wurde mit "Good Fellas", "Casino" oder auch "The Irishman" besiegelt. Seine Erfahrungen und Beobachtungen aus der Kindheit zeigen sich in seiner Filmografie unentwegt.

Faszination für Macht

An der organisierten Kriminalität interessiert den Filmschaffenden vor allem eines: die Frage nach der Macht. "Wie Menschen mit Macht umgehen, wie sie Macht erlangen, wie sie Macht verlieren, wie sie kämpfen, um ihre Macht zu erhalten", sagt Scorsese dem Magazin der "Süddeutschen Zeitung". "Die Frage, die mich interessiert, ist immer: Wer macht das Gesetz? Wer ist das Gesetz?" Macht zeige sich in vielen Institutionen: Staat, Kirche, Dynastien oder Regierungen. Es gebe jedoch nicht nur die Gesetze des Staates, sondern auch die der Straße.

Eigentlich wollte Scorsese Priester werden, selbst dem Gangster-Milieu zu verfallen, war für den gläubigen Katholiken nie eine Option. Stattdessen verfrachtete er seine Geschichten im Regiesessel von der Straße auf den Bildschirm - und wurde mit Verbündeten wie Schauspieler Robert De Niro oder Kameramann Michael Ballhaus zur Hollywood-Legende.

Nun wurde Martin Scorsese von der Berlinale geehrt. "Für jeden, der Film als die Kunst betrachtet, eine Geschichte so zu gestalten, dass sie sowohl ganz persönlich als auch universell ist, ist Martin Scorsese ein unübertroffenes Vorbild", begründete das Berlinale-Leitungsduo Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian die Entscheidung. Scorseses Blick auf die Geschichte und die Menschheit habe geholfen, "zu verstehen und zu hinterfragen, wer wir sind, woher wir kommen".

Mehr zum Thema

Scorsese habe immer für seine Unabhängigkeit und seine künstlerischen Ideen gekämpft, sagte Filmemacher Wim Wenders in einer Laudatio auf den 81-Jährigen. Mit seinen Filmen habe Scorsese im vergangenen mehr als halben Jahrhundert ein Markenzeichen entwickelt. Im Anschluss an die Verleihung des Ehrenbären wurde Scorseses Thriller "Departed - Unter Feinden" aus dem Jahr 2006 gezeigt.

"Vielleicht sieht man einen Film einmal und erinnert sich das ganze Leben daran", sagte Scorsese. "Vielleicht hat sich der Film verändert, wenn man ihn 30 Jahre später wiedersieht." Allerdings gab Scorsese zu bedenken: "Tatsächlich ändert sich nicht der Film, sondern man selbst hat sich verändert." So könne man selbst mit einem Film wachsen. "Es ist wie eine Beethoven-Sinfonie zu hören. Sie verändert sich jedes Mal."

Quelle: ntv.de, ino/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen