Charles empfängt Staatsgäste Biden nimmt Abschied am Sarg der Queen
18.09.2022, 19:21 Uhr
Biden und seine Frau nahmen in Westminster Hall Abschied von der Queen.
(Foto: via REUTERS)
Aus Hunderten Staaten reisen Vertreter nach London, um am Begräbnis von Elizabeth II. teilzunehmen. US-Präsident Biden nimmt in Westminster Hall persönlich Abschied von der Queen. Später wird er wie andere Staatsgäste von König Charles empfangen. Zudem gibt es eine Schweigeminute.
US-Präsident Joe Biden und seine Ehefrau Jill haben von Elizabeth II. an deren im britischen Parlament aufgebahrten Sarg persönlich Abschied genommen. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie der demokratische Politiker und die First Lady der USA am frühen Abend von einem Podest am Rande der Westminster Hall schweigend auf den Sarg blickten. Der US-Präsident bekreuzigte sich. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Spaniens König Felipe VI. und die sichtlich bewegte ukrainische Präsidenten-Ehefrau Olena Selenskain erweisen der Queen in Westminster Hall die letzte Ehre.
Begleitet wurde das US-Präsidentenpaar von der US-Botschafterin in Großbritannien, Jane Hartley. Beide trugen sich anschließend in das Kondolenzbuch im Lancaster House ein. Biden würdigte die Queen als "anständig" und "ehrenhaft". "Es ist ein Verlust, der ein riesiges Loch hinterlässt", sagte er. Manchmal denke man, dass man den Verlust nie überwinden werde, sagte Biden weiter, der im Zusammenhang mit der Queen erneut von seiner Mutter sprach. "Aber wie ich dem König gesagt habe, wird sie bei jedem Schritt bei ihm sein." Der Queen sei es immer darum gegangen, Menschen mit Würde zu behandeln. Sie habe immer den "Gedanken des Dienens" vermittelt.
Zum Staatsbegräbnis für die Queen am Montag in der Westminster Abbey waren am Wochenende Staats- und Regierungschefs aus aller Welt nach London gereist. Deutschland wird durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vertreten. Am Sonntagabend empfing König Charles III. Biden, Japans Kaiser Naruhito und Hunderte andere Amts- und Würdenträger im Buckingham-Palast. Am Abend verharrte das Land in einer Schweigeminute für die Monarchin, die am 8. September im Alter von 96 Jahren gestorben war.
Ardern: Neuseeland wird Monarchie abschaffen
Der Sarg der Queen ist seit Mittwoch im Parlament aufgebahrt. Hunderttausende nutzen die Gelegenheit, um ihrer Monarchin die letzte Ehre zu erweisen, und nahmen dafür stundenlanges Anstehen in einer kilometerlangen Warteschlange in Kauf. Die öffentliche Aufbahrung sollte erst am Montag in den Morgenstunden enden. Allerdings konnten sich bereits am frühen Sonntagnachmittag keine neuen Trauernden anstellen, weil sie nicht rechtzeitig Westminster Hall erreichen würden.
König Charles empfing zunächst die australische Premierministerin Jacinda Ardern zu einer Audienz. "Man merkt, dass es ihm viel bedeutet, das schiere Ausmaß der Gefühle der Leute für die verstorbene Königin zu sehen", sagte Ardern dem Sender BBC. Gleichzeitig deutete sie die Herausforderungen an, die auf das Königshaus zukommen: Sie erwarte, dass Neuseeland "noch zu meinen Lebzeiten" die Monarchie abschaffen werde.
Rund um Westminster Abbey kampierten bereits die ersten Neugierigen, um sich einen guten Platz zu sichern, wenn der Sarg durch London gefahren wird. Die Lehrerin E.J. Kelly aus Nordirland ergatterte mit Freundinnen einen Platz in der ersten Reihe an der Prozessionsstrecke zwischen Westminster Abbey und Schloss Windsor. "Es ist wunderbar, das im Fernsehen zu sehen, aber hier zu sein, ist nochmal etwas ganz Anderes", sagte die mit Campingstuhl, warmer Kleidung und einem Paar Extra-Socken ausgerüstete 46-Jährige.
Beisetzung auf Schloss Windsor
Am Samstag hatten Charles und sein Sohn Prinz William in der kilometerlangen Schlange vor Westminster Hall stehende Menschen mit einem Besuch überrascht. Die Menge jubelte dem König und seinem ältesten Sohn zu, als diese sich bei den Trauernden für ihre Anteilnahme bedankten. Auch die Königsfamilie erschien erneut in Westminster Hall, um Totenwachen abzuhalten - am Freitagabend der König und seine drei Geschwister, am Samstagabend die acht Enkel von Elizabeth II.
Charles' Ehefrau Camilla, die nun den Titel der Königsgemahlin trägt, würdigte derweil die Lebensleistung der Königin. Sie sei ihren Weg als einzige Frau in einer von Männern dominierten Welt gegangen und habe ihre Rolle in einer Zeit, als es noch keine weiblichen Regierungschefinnen oder Präsidentinnen gab, selbst ausgestalten müssen, sagte sie einem Fernsehsender.
Nach der Trauerfeier in der Westminster Abbey am Montagmittag wird der Sarg mit den sterblichen Überresten der Queen in einer letzten feierlichen Prozession nach Schloss Windsor gebracht. Dort findet die Beisetzung im Kreis der königlichen Familie statt. Die Trauerfeierlichkeiten für die Königin finden unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt - für die Londoner Polizei ist es der größte Einsatz ihrer Geschichte.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP