Unterhaltung

"The Slap" debattiert Züchtigung Die Ohrfeige, die alles verändert

Anouk, Harry, Rosie, Hector und Aisha müssen sich entscheiden, ob und wie sie Position beziehen.

Anouk, Harry, Rosie, Hector und Aisha müssen sich entscheiden, ob und wie sie Position beziehen.

(Foto: Twitter/NBCTheSlap)

Niemand hat es gerne, wenn Dritte am eigenen Kind herumerziehen. Wenn ein Freund den Nachwuchs schlägt, kann man das dann verzeihen? Bei "The Slap" entscheidet eine einzige Ohrfeige über die Zukunft eines Freundeskreises.

Hugo tickt aus. Es ist eigentlich ein nettes Beisammensein von Freunden und Familie, aber dem Kind gefallen die Spielregeln nicht. Herausfordernd schwingt er einen Baseballschläger. Niemand regt sich, bis Harry schließlich eingreift. Er packt den Jungen, der tritt und Harry schlägt zu. Nun ist Harry nicht Hugos Vater. Der hat das Szenario von der Terrasse aus beobachtet und schäumt vor Wut.

Die amerikanische Version des TV-Formats "The Slap" ist eine Adaption der gleichnamigen australischen Serie von 2011, die wiederum auf einem Roman von Christos Tsiolkas basiert. Die Show ist eine spannende, anspruchsvolle Komödie über krankes Verhalten, über familiäre Beziehungen und die kleinen Stolperfallen des Alltags. "The Slap" ist nicht süß, sondern schmerzhaft. Es schmeichelt seinen Charakteren nicht, behandelt sie zynisch statt einfühlsam. In der vergangen Nacht lief in den USA die erste Folge.

Wie wertfrei geht Gewalt?

Rosie und Gary können Harry ohnehin nicht leiden. Nachdem der ihren Sohn geschlagen hat, eskaliert die Situation.

Rosie und Gary können Harry ohnehin nicht leiden. Nachdem der ihren Sohn geschlagen hat, eskaliert die Situation.

(Foto: Twitter/NBCTheSlap)

Disziplinierung von Kindern durch ein mehr oder weniger geringes Maß an Gewalt: das Thema ist nicht neu, mit "The Slap" wird einer durchaus tabuisierten Debatte neue Öffentlichkeit geschaffen. Das Format macht Vorschläge, wie Eltern heute sein können und wie ihre Kinder. Aber es erhebt nicht den Anspruch, die doch extrem gezeichneten Protagonisten als Status quo zu zementieren. Um aufkeimender Kritik zuvorzukommen: Die Show bagatellisiert Gewalt weder, noch verherrlicht sie sie.

In acht Folgen begleitet "The Slap" eine Gruppe Erwachsener durch eine Krise. Dabei erzählt die achtteilige Mini-Serie ihre Geschichte jede Folge aus der Sicht eines anderen Charakters. Der Cast ist nicht nur hochkarätig, sondern großartig. "Blue Jasmines" Peter Sarsgaard ist Hector, ein kluger, sanftmütiger Stadtangestellter, dem gerade die Beförderung flöten gegangen ist und der anlässlich seines 40. Geburtstag schwer mit seiner Midlife-Crisis zu kämpfen hat. Thandie Newton spielt seine Frau Aisha, eine Ärztin, die über der Partyplanung keinen Blick für die Gefühlslage ihres Mannes hat und massiv unter dessen erdrückenden griechischen Eltern leidet.

Geldadel trifft Boheme

Hectors Ehrentag begeht das Paar mit Kindern, Großeltern und Freunden. Hectors Cousin Harry (Zachary Quinto aus "Star Track"), der mit dem Verkauf schicker Autos zu Geld gekommen ist und seine Frau sind gekommen, die hippe Freundin Anouk (Uma Thurman) hat ihren jungen Lover ("Gossip Girls" Penn Badgley) im Schlepptau und Hippie-Eltern Rosie (Melissa George aus "Hunted") und Gary (Thomas Sadoski aus "The Newsroom") sind ebenfalls mit von der Partie. Der Zusammenstoß von reichen, materialistischen Vorstädtern und der bourgeoisen Boheme Brooklyns, nicht zuletzt aber der Konflikt ums Kind erinnert streckenweise an die Konflikte aus Yasmina Rezas Stück "Der Gott des Gemetzels".

"The Slap" untersucht, inwieweit das Leben verschiedener Personen durch eine einzige Tat durcheinandergebracht werden kann. Dabei illustriert die Show, dass ein scheinbar spontaner Fehltritt sich klar zurückführen lässt auf erlernte Verhaltensmuster und individuelle Charakterfehler. Trotzdem verwehrt "The Slap" ein Urteil über richtig und falsch. Weder Harry noch Hugos Eltern sind im Recht. In ihrer jeweiligen Verbohrtheit liegen beide Seiten richtig und doch kann keine die absolute Wahrheit für sich beanspruchen. Die Protagonisten verhalten sich grausam, doch sind sie keine Monster. Sie sind bloß kompliziert und voller Widersprüche.

Einziger Wehmutstropfen: Eine Art Erzählstimme kommentiert aus dem Off immer wieder das Gezeigte und untergräbt damit gewissermaßen die Autorität der Schauspieler, die doch gerade dafür verantwortlich sein sollten, Emotionen zu transportieren. Eigentlich müsste "The Slap" sich und seinen Zuschauern etwas mehr Subtext zutrauen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen