Unterhaltung

Oscar-Film "Der Rausch" Wenn Mads Mikkelsen konstant betrunken ist

231073527.jpg

Lehrer Martin (Mads Mikkelsen) wagt ein Trinkexperiment.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

In Sachen Alkohol ist Deutschland trotz rückläufiger Zahlen immer noch ein Hochkonsumland. Wer trinkt nicht gern mal einen Schluck zum Feierabend? Der Film "Der Rausch" widmet sich dem Thema mit einer sehr frei interpretierten These.

Geschichtslehrer Martin (wunderbar vielschichtig von Mads Mikkelsen gespielt) steckt in einer Midlife-Crisis. Mit den Jahren ist er in allem, was er sagt und macht, langsam geworden. Langweilig sogar, wie er selbst über sich sagt. Seine Schüler scheinen ihn nicht mehr wahrzunehmen und von seiner Ehefrau Anika (Maria Bonnevie) entfremdet er sich von Tag zu Tag mehr. Seinen Kollegen und Freunden Tommy (Thomas Bo Larsen), Nikolaj (Magnus Millang) und Peter (Lars Ranthe) geht es, jedem natürlich auf seine Weise, ganz ähnlich.

Einen Ausweg sehen die vier Männer in einer von ihnen sehr frei interpretierten These des norwegischen Psychiaters Finn Skårderud, wonach der Mensch mit einem um 0,5 Promille zu geringen Blutalkoholwert auf die Welt kommt. Dass Skårderud diesen Satz in einem anderen Kontext dargestellt hat, ist den Protagonisten aus Thomas Vinterbergs Sozialsatire "Der Rausch" (Originaltitel: "Druk", also "Komasaufen") egal.

Fortan bewegen sich Martin und seine Freunde getragen von einem leichten Alkohol-Rausch durch ihr Leben. Beruf, Familie und Alltag wirken von einem Tag auf den anderen gar nicht mehr so kompliziert. Martin findet wieder Anschluss an seine Mitmenschen und seine Frau Anika. Bis er eines Tages zu der Annahme kommt, dass 0,5 Promille in seinem speziellen Fall vielleicht nicht ausreichend sind.

Eingebettet in kleine Nuancen und Gesten

"Oscars & Himbeeren"

Immer freitags präsentiert Ronny Rüsch "Oscars & Himbeeren", den ntv-Podcast rund ums Streamen. Diesmal neben der ausführlichen Kritik zu "Der Rausch": die Shakespeare-Adaption "Macbeth" von Joel Coen, die vierte Staffel der Netflix-Serie "Ozark" und der Superhelden-Thriller "Glass".

"Oscars & Himbeeren" - Informativ. Unterhaltsam. Kompakt. In der ntv-App, bei Audio Now, Spotify und Apple Podcasts.

"Der Rausch", der 2021 den Oscar für den "Besten internationalen Film" erhielt und jetzt bei Prime Video verfügbar ist, ist neben seinen lustigen Momenten vor allem aber eine Kritik an einer Gesellschaft, die den Kern ihrer eigentlichen Funktion aus dem Fokus verloren hat. Isolation, Einsamkeit und Drogenmissbrauch werden - obwohl allgegenwärtig - gern ignoriert, kleingeredet oder als Normalität akzeptiert. Dem dänischen Regisseur und Drehbuchautor Vinterberg gelingt dies alles, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben. Martin, Tommy, Nikolaj und Peter könnte jeder von uns sein.

Dass der Film sich zum Ende hin einer eindeutigen Position verweigert, macht ihn nicht nur gut, sondern großartig. Wie bei vielen guten Filmen oder Werken der Literatur findet man die Antworten nicht im Gesagten oder im Offensichtlichen - sie liegen zwischen den Zeilen, in kaum sichtbaren Momenten, eingebettet in kleine Nuancen und Gesten.

Mehr zum Thema

Eine ausführliche Kritik zu "Der Rausch" von Ronny Rüsch und Axel Max - jetzt in einer neuen Folge des ntv-Podcasts "Oscars & Himbeeren". Außerdem dabei: die Shakespeare-Adaption "Macbeth" von Joel Coen, die vierte Staffel der Netflix-Serie "Ozark" und der Superhelden-Thriller "Glass".

"Oscars & Himbeeren" - der ntv-Podcast - wo sich jeden Freitag alles rund um Streamingdienste wie Netflix, RTL+, Amazon Prime & Co. dreht.

Quelle: ntv.de

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen