"Trage diesen Davidstern immer" Gil Ofarim würde es wieder so machen
19.10.2021, 19:32 Uhr
"Ich trage diesen Davidstern immer", sagt Gil Ofarim.
(Foto: imago images/Future Image)
Gil Ofarim behauptet, in einem Hotel antisemitisch beleidigt worden zu sein. Überwachungsvideos schüren jedoch zunehmend Zweifel an den Aussagen des Sängers. "Ich habe die Wahrheit gesagt", beteuert der 39-Jährige deswegen nun im Interview mit RTL.
Gil Ofarim hat es derzeit nicht leicht. Der Sänger, der behauptet, vor zwei Wochen beim Checkin ins Leipziger Westin Hotel antisemitisch beleidigt worden zu sein, bekommt plötzlich eine Menge Gegenwind für seine Aussagen. Der Grund: Seine Halskette mit dem Davidstern, um die es gegangen sein soll, ist auf den veröffentlichten Überwachungsvideos des Hotels nirgends zu sehen.
Im Interview mit RTL fühlt sich der 39-Jährige deswegen gezwungen, eines ganz deutlich zu machen: "Ich habe die Wahrheit gesagt. Über das Hotel, im Hotel, vor dem Hotel, in dem Video, in der Vernehmung." Ofarim sei an dem besagten Abend zweimal antisemitisch beleidigt worden, von einer Person hinter ihm in der Schlange, die von ihm verlangt habe, er solle den Davidstern einpacken, und von dem Rezeptionisten Herr W., der den Satz wiederholt habe.
Wie Ofarim weiter berichtet, habe er an der Rezeption nach dem Hotelmanager gefragt, der laut Aussage der Mitarbeiter aber an dem Abend nicht vor Ort gewesen sei. Als er daraufhin angekündigt habe, sein eigenes Management anzurufen, da er nicht mehr wusste, was er tun sollte, sei ihm gesagt worden: "Drohen Sie mir etwa?" und man habe ihm das Eincheck-Formular aus der Hand gerissen. "Das ist auf diesen Videos mit drauf", versichert der Sänger.
Dass die Berichterstattung sich in den vergangenen 48 Stunden nun gegen ihn gewendet habe und "eine zweite Welle über mich einbricht", sei "schlimm und schrecklich", sagt er weiter. "Denn mir wird unterstellt, ich habe den Davidstern nicht angehabt. Ich trage diesen Davidstern immer. Ich habe ihn in keinster Weise vorher ausgezogen."
Da nun aber viele Menschen aufgrund dessen "zurecht" Zweifel an seinen Aussagen hätten, hat er eine Bitte: "Wenn man die Bilder, beziehungsweise das Video vom Hotel von der Überwachungskamera zeigt, würde ich gerne bitten, dass man (...) den Moment zeigt, wann ich diesen Davidstern aus irgendeinem Rucksack, aus einer Hosentasche, aus einer Jackentasche rausgeholt haben soll, mir angezogen habe, ihn dann positioniert habe, um das Video zu machen."
Die Frage, wie der Hotelgast, der Ofarim von hinten beleidigt haben soll, darauf kommen konnte, ihn zum Abnehmen der Halskette aufzufordern, beantwortet der Sänger folgendermaßen: Wer sich für ihn interessiere oder ihn schon einmal im Fernsehen gesehen habe, wisse, dass er nun mal einen Davidstern trage. Außerdem: "Ich stand in dieser Schlange, mit meiner Gitarre und in einem Outfit, das ich in den letzten, ich glaube, 20 bis 30 Fernsehshows anhatte." Er resümiert: "Das heißt, wenn man mich gegoogelt oder gesucht hätte, hätte man das gesehen: Mich mit Davidstern."
"Person muss mich erkannt haben"
Gleichzeitig muss der Sänger einräumen, nicht sicher sagen zu können, ob die Person ihn tatsächlich recherchiert hat. Er habe den Mann nicht gesehen und deswegen an der Rezeption nach hinten in die Richtung gezeigt, von wo aus er die Beleidigung gehört habe. Eines steht jedoch für ihn fest: "Die Person, die hinter mir stand, die muss mich erkannt haben."
Er habe "aus allen Lagern positive und negative Nachrichten bekommen", sagt Ofarim weiter. Es gebe aber auch viele Jüdinnen und Juden, "die jetzt verunsichert sind aufgrund dessen, was seit 48 Stunden passiert". Er schäme sich auch dafür, dass die derzeitige Berichterstattung dazu führe, dass diejenigen, die ihn zuletzt unterstützten, auch selbst beleidigt würden.
Er wisse, dass es sich um ein heikles Thema handle. Doch werde jedes kleine Wort in die Waagschale gelegt. Auch werde er oft gefragt, warum er nicht sofort sein Handy gezückt und alles mitgefilmt hätte. Den Menschen könne er nur sagen: "Es ging alles schnell und gleichzeitig war ich wirklich sprachlos."
"Ich habe das nicht gesagt"
Noch eines möchte Gil Ofarim richtigstellen: Die von den Medien aufgestellte Behauptung, er habe bei der Polizei ausgesagt, sich nicht sicher zu sein, ob er den Davidstern im Hotel anhatte oder nicht, sei "falsch", betont der Sänger im Gespräch mit RTL. "Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die ermittelnden Beamten Informationen aus einem laufenden Verfahren rausgeben. Ich war in Anwesenheit meines Anwalts, ich habe das nicht gesagt. Das kann nicht sein."
Dass der Hotelmitarbeiter Herr W. selbst Anzeige gegen den Sänger erstattet hat, wundert Ofarim dagegen nicht. "Ich bin nicht überrascht darüber", sagt er. "Wenn er dazu nicht geradestehen kann, muss er das tun." Es sei "nicht das erste Mal, dass von diesem Hotel so etwas berichtet wird", behauptet der 39-Jährige, ohne näher auf die Anschuldigung einzugehen.
Er hoffe, dass die Menschen, die diskriminiert oder eingeschüchtert werden, aufgrund seiner Geschichte keine Angst haben müssen, was die Konsequenzen angeht, sagt Gil Ofarim. Was der Fall aber bewirken werde, "das kann nur die Zeit zeigen. Ich weiß nur, mir wird gerade versucht, nachzuweisen, ich hätte gelogen und für viele Menschen gibt es schon ein klares Bild. Und das war's. Aber das kann ich nicht so stehen lassen." Eines sagt er jedoch mit Gewissheit: "Ich würde es genauso wieder machen."
Quelle: ntv.de, lpe