Netta begeistert mit "Toy" Israel gewinnt den ESC, Deutschland Vierter
13.05.2018, 00:41 Uhr
Dank Netta gewinnt Israel zum vierten mal den ESC.
(Foto: imago/ITAR-TASS)
Der Bann ist gebrochen, Deutschland erlebt einen überaus erfolgreichen Eurovision Song Contest. Michael Schulte landet mit seinem Titel "You let me walk alone" auf dem vierten Platz. Die Gewinnerin heißt Netta und kommt aus Israel.
Der Gewinner des Eurovision Song Contest 2018 kommt aus Israel. Beim großen Finale in Lissabon siegte die Sängerin Netta mit dem Titel "Toy" vor Zypern und Österreich. Deutschland feiert den größten Erfolg seit Jahren: Michael Schulte belegte mit seinem Song "You let me walk alone" den vierten Platz. In der ARD sagte er: "Platz vier, oh mein Gott, was soll ich sagen? Das ist so verrückt!"
Die 25-jährige Netta bekam für ihr schrilles, von Korea-Pop beeinflusstes Lied 529 Punkte von Jurys und Publikum. Ihre Botschaft an junge Frauen: Nehmt Euch an, so wie ihr seid und seid stolz auf euch selbst. "Wenn die junge Netta mich zur Primetime hätte sehen können, wäre die junge Netta weniger unglücklich gewesen", sagte sie nach ihrem Triumph. "Ich musste nie eine Botschaft transportieren, ich musste einfach ich sein. Ich feiere mich, egal, was meine Größe ist."
Es ist der vierte Sieg von Israel in der Geschichte des ESC. Zuletzt gewann vor 20 Jahren die Sängerin Dana International. Sensationell auf Platz drei kam der Österreicher César Sampson mit seinem Titel "Nobody but you". Lange sah es sogar so aus, als ob er den Wettbewerb gewinnen würde. Am Ende standen für ihn 342 Zähler zu Buche. Vor ihm platzierte sich Eleni Foureira mit "Fuego" für Zypern. Sie holte 436 Punkte.
Schulte schnitt mit seinem vierten Platz so gut ab wie kein deutscher Kandidat seit dem Sieg von Lena Meyer-Landruth im Jahr 2010 mehr. Er beendete die Serie der Misserfolge der vergangenen drei Jahre, als Deutschland jeweils immer nur Letzter oder Vorletzter geworden war. Die ersten zwölf Punkte kamen aus den Niederlanden - ebenfalls die Höchstzahl gab es aus Dänemark und der Schweiz. Ingesamt bekam Schulte 340 Punkte, nur zwei weniger als das drittplatzierte Österreich.
Der 28-Jährige Schulte sang sein Lied ab genau 22 Uhr mit viel Gefühl, begleitet von grafischen Einblendungen und Fotos im Hintergrund und ohne große Showeffekte. Das Lied hat er seinem Vater gewidmet, der starb, als sein Sohn noch ein Teenager war.
Die Show des Eurovision Song Contest hatte zuvor einen unmusikalischen Aufreger überstanden - beim Auftritt der britischen Sängerin SuRie rannte ein Mann auf die Bühne, entriss ihr das Mikrofon und schrie hinein. Sofort wurde er von der Bühne gezerrt. SuRie beendete ihren Song "Storm". Zunächst wurde bekannt gegeben, sie würde den Auftritt noch einmal wiederholen dürfen - doch SuRie verzichtete darauf. Am Ende landete sie trotz eines guten Auftritts abgeschlagen auf Platz 24.
Die Künstler waren vielfältig - neben schrillen und bunten Liedern schlugen einige Musiker ernstere Töne an. Zum vierten Mal war auch Australien als Ehrengast dabei, weil es dort viele Fans gibt, die die Show gucken. Wettanbieter hatten Zypern (Eleni Foureira, "Fuego"), Israel und Irland (Ryan O'Shaughnessy, "Together") vorne gesehen. Auch Schulte bewegte sich in den Top Ten.
Im vergangenen Jahr hatte der Portugiese Salvador Sobral mit dem stillen Lied "Amar pelos dois" gewonnen und so den Grand Prix in sein Heimatland geholt. Sobral, der im Dezember ein neues Herz transplantiert bekommen hat, trat bei der Show als Pausen-Act auf. Er sang seinen Siegerhit zusammen mit der brasilianischen Musiklegende Caetano Veloso Der Auftritt gehörte zu den emotionalen Höhepunkten der großen Musikshow, die laut Veranstalter weltweit etwa 200 Millionen TV-Zuschauer verfolgen.
Die Zuschauer konnten wie immer über den Sieger mit abstimmen, jedoch nicht für die eigene Nation. Ihr Voting wurde ergänzt von Juroren. In diesem Jahr war die Punkteverkündung von Jurys und Publikum bereits zum dritten Mal getrennt, zuerst wurden per Schalte in alle 43 Teilnehmerländer die Jurystimmen abgefragt, dann verlasen die Moderatoren die Zuschauervoten. Nach den Jury-Voten hatte noch Österreich vorne gelegen.
Die Jury-Punkte aus Deutschland gab Barbara Schöneberger bekannt. Sie war live von der ESC-Party auf der Hamburger Reeperbahn zugeschaltet. In der deutschen Jury hatten dieses Jahr die Schlagersängerin und zweimalige Grand-Prix-Teilnehmerin Mary Roos gesessen sowie die Sänger Max Giesinger und Mike Singer, die Singer-Songwriterin Lotte und der Musik-Manager Sascha Stadler. Sie gaben die Höchstwertung von zwölf Punkten für Schweden, das am Ende Platz sieben belegte.
Insgesamt nahmen am 63. Eurovision Song Contest in Lissabon dieses Jahr 43 Länder teil. 17 Beiträge wurden in den beiden Halbfinals am Dienstag und Donnerstag aussortiert. Deutschland hat bisher zweimal den ESC gewonnen: Vor Lenas Triumph 2010 mit dem Song "Satellite" siegte Nicole 1982 mit "Ein bißchen Frieden".
Quelle: ntv.de, vpe/dpa