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Autor mit politischer Stimme Israelischer Schriftsteller Meir Shalev ist tot

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Shalev setzte sich für eine Zwei-Staaten-Lösung im Konflikt mit den Palästinensern ein.

Shalev setzte sich für eine Zwei-Staaten-Lösung im Konflikt mit den Palästinensern ein.

(Foto: picture alliance/dpa)

Relativ spät kommt Meir Shalev zum Bücherschreiben und damit auch zu seinen internationalen Erfolgen. Davor ist er Moderator in Israel. Auch Kriegserlebnisse prägen ihn. So wirkt er zeitlebens als starke politische Stimme und fordert etwa den Abzug Israels aus dem Westjordanland.

Der israelische Schriftsteller Meir Shalev ist im Alter von 74 Jahren gestorben. Staatspräsident Izchak Herzog äußerte Trauer über Shalevs Tod. "Wie schade, dass wir nie wieder die gespannte Erwartung auf ein neues Buch von Meir Shalev empfinden werden, das erscheinen und unser Leben verändern wird", twitterte Herzog. Besonders traurig sei es, dass man im 75. Jahr des Staates Israel - auch das Geburtsjahr von Shalev - nicht mehr mit ihm den Unabhängigkeitstag werde feiern können. Die Nachrichtenseite "ynet", für die Shalev regelmäßig Kolumnen schrieb, berichtete, der Autor sei einem Krebsleiden erlegen.

Shalev war am 29. Juli 1948 im israelischen Landwirtschaftskollektiv Nahalal geboren worden. Er wurde als eine der wichtigen zeitgenössischen Stimmen in Israel angesehen. Der Schriftsteller setzte sich für eine Zwei-Staaten-Lösung im Konflikt mit den Palästinensern ein.

Im Gespräch mit ntv.de sagte er 2015: "Bis heute gibt es nur eine Lösung und jeder weiß das: Israel muss die Territorien evakuieren, die wir 1967 okkupiert haben. Und die Palästinenser müssen den UN-Teilungsplan von 1948 akzeptieren. " Er war also dafür, dass israelische Siedler und die Militärverwaltung samt Sicherheitskräften etwa aus dem Westjordanland abziehen, und sah es als notwendig an, dass die Palästinenser Israel als Staat anerkennen.

In Hinsicht auf die Realisierung dieser nach seinem Ansinnen nötigen Bedingungen blieb er aber pessimistisch: "Aber ich befürchte, dass wir zu lange gewartet haben. Ich habe Angst, dass wir den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt, bereits überschritten haben. Dass Israel praktisch nicht in der Lage sein wird, die Siedlungen aufzulösen. Dass die Palästinenser niemals ihr Recht auf Rückkehr aufgeben werden. Das sind die beiden großen Klippen."

Shalev kämpfte als israelischer Soldat selbst im Sechstagekrieg 1967 und wurde Medien zufolge wenige Monate später im frisch besetzten Westjordanland durch Kugeln, die versehentlich aus den eigenen Reihen abgefeuert wurden, schwer verletzt. Bevor Shalev mit dem Bücherschreiben begann, war der Vater von zwei Kindern ein populärer Fernsehmoderator in Israel. Im Alter von 40 Jahren wurde sein Romandebüt "Ein Russischer Roman" veröffentlicht.

Shalevs verschiedene Bücher wurden schließlich in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Der Autor hatte auch in Deutschland Fans. Zu seinen Büchern, die auch auf Deutsch erschienen sind, gehören "Judiths Liebe", "Meine russische Großmutter und ihr amerikanischer Staubsauger" und "Zwei Bärinnen".

Quelle: ntv.de, mpe/dpa

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