Unterhaltung

"Ich flipp' aus" James Franco ist der König der Berlinale

Der rote Teppich ist bei dieser Berlinale das zweite Zuhause von James Franco.

Der rote Teppich ist bei dieser Berlinale das zweite Zuhause von James Franco.

(Foto: REUTERS)

Er spielt in Blockbustern mit und in kleinen Independent-Filmen. James Franco kann alles und macht vieles richtig. Nun ist er mit drei Beiträgen der ungekrönte König der Berlinale. Nicht nur Anke Engelke ist begeistert. Zu fassen ist er trotzdem kaum.

"Mister Berlinale 2015" wird er von Wim Wenders genannt. Für die Deutsche Presse-Agentur ist er der "coolste Hund" von Hollywood. Und Anke Engelke war schon bei der Eröffnungsshow ganz angetan: "James Franco, meine Damen und Herren. Ich flipp' aus", sagte die Moderatorin und setzte sich erstmal zu ihm, um ihn anzuhimmeln und ein paar Minuten "unter vier Augen" zu plaudern (was Franco dann gleich rot anlaufen ließ).

In Wim Wenders' "Every Thing Will Be Fine" spielte Franco mit, weil ihn die Möglichkeiten faszinieren, die man mit 3D hat.

In Wim Wenders' "Every Thing Will Be Fine" spielte Franco mit, weil ihn die Möglichkeiten faszinieren, die man mit 3D hat.

(Foto: NEUE ROAD MOVIES GmbH / Donata Wenders / Berlinale)

Nicole Kidman und Natalie Portman sind zwar auch da, wie überhaupt Festivalchef Dieter Kosslick die Berlinale der Frauen ausgerufen hat. Aber der eigentliche König dieser Filmfestspiele ist Franco. In gleich drei Filmen ist er zu sehen. Zwei davon laufen im Wettbewerb, ein weiterer ist eines der Highlights der diesjährigen Panorama-Sektion. Und alle drei zeigen seine vielfältigen Fähigkeiten.

In "Queen of the Desert" von Werner Herzog spielt er den Geliebten der Hauptfigur Gertrude Bell, dargestellt von Nicole Kidman. Sein Auftritt sorgt für ein Raunen im Publikum. Er sagt zuckersüße Sätze und zitiert romantische Gedichte - ein sensibler Frauenschwarm halt.

Kunst, Kalauer und Mainstream

In "Every Thing Will Be Fine" steht er an der Seite von Charlotte Gainsbourg vor der Kamera. Franco spielt in dem 3D-Drama von Wim Wenders einen Mann, der schuldlos ein Kind zu Tode fährt und an den Schuldgefühlen fast zerbricht. Außerdem ist der Tausendsassa einer der Hauptdarsteller (und Produzent) von "I Am Michael", an der Seite von Zachary "Spock" Quinto. Es geht um einen Schwulenaktivisten, der sich mit seiner sexuellen Identität auseinandersetzt - und zum homophoben Pastor wird.

Auch in "I Am Michael" ist Franco neben Zachary Quinto auf der Berlinale zu sehen.

Auch in "I Am Michael" ist Franco neben Zachary Quinto auf der Berlinale zu sehen.

(Foto: Cara Howe / Berlinale)

Kunst und Drama, gesellschaftspolitischer Anspruch, Humor und Hollywood-Mainstream vermischen sich bei Franco auf nahezu schwerelose Weise. Die einen bewundern ihn als coolen Schönling mit Schlafzimmerblick, die anderen als kreativen Filmemacher, der in Independent-Filmen ungewöhnliche Themen aufgreift oder in Dramen intensive Rollen übernimmt. Wieder andere kennen ihn als Teil der Judd-Apatow-Gang, als Darsteller der Serie "Freaks and Geeks" oder von zotigen Komödien wie "Ananas Express" und "Das ist das Ende".

Franco, der in Kalifornien aufwuchs, ist gerade mal 36 Jahre alt, aber seine Filmografie ist so lang wie die eines altgedienten Hollywood-Stars. Man verliert da leicht den Überblick. Zumal er manchmal gleichzeitig als Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent arbeitet. Nebenher ist er auch noch bildender Künstler, Dozent an Filmhochschulen, Autor und Musiker. Dass er noch nicht den ganz großen Durchbruch erlebt hat, liegt vermutlich nur daran, dass er nicht allzu viel Wert darauf legt.

"Spider-Man" und "127 Hours"

Bekannt wurde Franco allerdings 2002 mit einem Blockbuster: In "Spider-Man" und dessen Fortsetzungen spielt er den Kumpel und späteren Feind von Hauptdarsteller Tobey Maguire. Franco hatte auch Hauptrollen in "Planet der Affen: Prevolution" und "Die fantastische Welt von Oz" oder in "The Interview", der Nordkorea-Komödie, die so viel diplomatischen Staub aufwirbelte. Demnächst spielt er die Hauptrolle in einer TV-Miniserie über das Kennedy-Attentat nach einem Roman von Stephen King.

Franco in "Spider-Man 2" als Gegenspieler von Tobey Maguire.

Franco in "Spider-Man 2" als Gegenspieler von Tobey Maguire.

(Foto: imago stock&people)

Doch neben diesen Großproduktionen ist Franco an unzähligen kleinen und unabhängigen Filmen beteiligt - mit Erfolg. Für einen Fernsehfilm über James Dean bekam er 2001 einen Golden Globe. Für das Drama "127 Hours" über einen Kletterer, der tagelang in einer Felsspalte feststeckt, wurde er für den Academy Award als bester Hauptdarsteller nominiert. Im gleichen Jahr moderierte er an der Seite von Anne Hathaway auch noch die Oscar-Gala. Bis heute rätseln Zuschauer, auf welcher Droge er damals war - so verpeilt wirkte er.

Dieser Auftritt ist nur ein Aspekt, der in "The Roast of James Franco" von 2013 persifliert wurde. In der Comedy-Sendung wird er gnadenlos durch den Kakao gezogen - von seinem alten Kumpel Seth Rogen und anderen Kollegen. Und die halten sich nicht zurück. "Für ihn wird ein Traum wahr", sagt Rogen zur Begrüßung, "weil er in einem Raum mit lauter Freunden ist, die ihn mit Scheiße bewerfen". Da werden Witze gemacht über seine jüdische Herkunft, über seinen Wissensdurst und seine Vielseitigkeit - und natürlich über seine sexuellen Vorlieben. Sarah Silverman etwa erklärte, dass Franco weder homo- noch heterosexuell sei, um mit Anspielung auf seinen Schlafzimmerblick zu ergänzen, er könne einfach seine Augen nicht weit genug öffnen, um zu erkennen, mit wem er schläft.

Diese spitze Bemerkung ist kein Wunder. Viele von Francos Filmen drehen sich um Männlichkeit, um deren Infragestellung und um Sexualität. In "Milk" über den ersten offen homosexuell lebenden US-Politiker spielte er den Liebhaber der Hauptfigur (dargestellt von Sean Penn). In "Howl" gab er den schwulen Beat-Dichter Allen Ginsberg, in "Lovelace" über die gleichnamige Pornodarstellerin den Playboy-Gründer Hugh Hefner. "Interior. Leather. Bar." schließlich dreht sich um jene schwulen Sexszenen, die Anfang der 80er-Jahre aus dem legendären Film "Cruising" mit Al Pacino herausgeschnitten wurden.

Lieber noch mehr Regie führen

Weil sich Franco immer wieder mit homosexuellen Themen beschäftigt oder Schwule darstellt, spekulieren Medien oft über seine Sexualität. Ihn selbst lässt das kalt. Die schwulen Figuren, die er spiele, ließen sich nicht auf ihre Vorlieben im Schlafzimmer beschränken, antwortete er einmal lapidar. Und fügte hinzu: "Aber vielleicht bin ich auch einfach nur schwul."

Schubladen scheint er halt nicht zu kennen oder zumindest nicht wichtig zu nehmen. Genau das macht ihn zu einem der derzeit spannendsten Künstler der USA. Abseits des Hollywood-Mainstreams interessiert sich Franco für Projekte, die gesellschaftliche Themen aufgreifen oder neue Stilmittel ausprobieren. So adaptierte er zuletzt etwa als Drehbuchautor und Regisseur ein Buch des US-Schriftstellers Cormac McCarthy: "Child of God" lief auf den Festivals von Venedig und Toronto, hierzulande kam er nur als DVD heraus.

Aber als Regisseur und Produzent tätig zu sein, ist Franco offenbar wichtiger als der Rummel um die berühmten Schauspieler. "Einen Film wie 'I am Michael' von Anfang bis zum Ende zu begleiten, ist unglaublich befriedigend", sagte er kürzlich der dpa über den von ihm produzierten Film. Zudem hofft er, öfter Regie führen zu können. Man sollte sich also nicht wundern, wenn Franco bei der nächsten Berlinale wieder groß auffährt, mit ein, zwei oder drei Filmen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen