Abschied von der Queen London erwartet mehrere Millionen Trauergäste
12.09.2022, 11:05 Uhr
Der Tod der Queen bewegt die Massen.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Vier Tage lang werden die Menschen in London Gelegenheit haben, sich persönlich am Sarg der Queen zu verabschieden. Die britische Metropole stellt sich auf einen Massenansturm ein. Es könnte sogar ähnlich turbulent werden wie 2005 bei der Beisetzung von Papst Johannes Paul II. in Rom.
Die Behörden in London stellen sich bei der öffentlichen Verabschiedung von Queen Elizabeth II. auf riesige Menschenmassen in der britischen Hauptstadt ein. Allein bei der viertägigen Totenwache im britischen Parlament werde mit rund zwei Millionen Trauernden gerechnet, die der Monarchin die letzte Ehre erweisen wollen, sagte der Alterspräsident des Unterhauses, Peter Bottomley, dem Radiosender BBC 4.
Der Sarg mit den sterblichen Überresten von Elizabeth II. soll ab Mittwoch in der Westminster Hall des britischen Parlaments aufgebahrt werden. Bis Montagfrüh soll er dort Tag und Nacht für die Öffentlichkeit zugänglich sein. "Als Queen Mum starb, kamen 200.000 Menschen, wir werden jetzt zehn Mal so viele sehen", ist sich der der konservativen Partei angehörende Bottomley sicher.
Es sei "eine traurige, aber großartige Gelegenheit für die Menschen, sowohl die Modernität der Monarchie als auch deren Geschichte zu sehen", so Bottomley. Die Organisation so vieler Menschen sei aber auch eine große Herausforderung, nicht zuletzt wegen des Bedarfs an Toiletten für so viele Personen, die stundenlang anstehen müssten.
Wartezeiten bis zwölf Stunden
Für Bürgerinnen und Bürger, die sich persönlich von der Queen verabschieden wollen, hat das Parlament bereits Hinweise veröffentlicht. Es sei mit erheblichen Wartezeiten zu rechnen, womöglich über Nacht, heißt es. Gelegenheiten zum Sitzen gebe es nur wenige. Das Mitbringen von Campingstühlen ist jedoch nicht erlaubt. Auch Teddybären und Blumen dürfen nicht mit ins Parlament hineingenommen werden.
"The Sun" zitierte zudem Personal, das sich um die Logistik der Trauerfeierlichkeiten kümmert. Die Wartezeiten könnten demnach bis zu zwölf Stunden betragen. Die Menschenschlangen könnten sich über mehrere Kilometer erstrecken.
"The Sun" spekuliert, die Massen an Trauernden könnten an die heranreichen, die 2005 in Rom Abschied von Papst Johannes Paul II. genommen hatten. Der Leichnam des Kirchenoberhaupts war damals im Apostolischen Palast aufgebahrt. Etwa eine Million Menschen standen über Stunden singend, weinend und betend Schlange, um einen letzten Blick auf den Pontifex zu werfen.
Dass London wohl mit einem Ansturm rechnen muss, belegt auch die Zunahme an Hotelbuchungen in der Metropole. Die Kette Travelodge mit knapp 80 Londoner Hotels etwa teilte mit, die Buchungen von Gästen aus allen Teilen des Landes nähmen zu. Man arbeite "rund um die Uhr", um sich auf die Zeit rund um den Staatsakt vorzubereiten. "Bei uns ist es voller geworden, seit sie die Daten verkündet haben", sagte ein Angestellter beim "The Bridge Hotel" im Londoner Stadtteil Southwark, das knapp eine halbe Stunde Fußweg von der Westminster Hall gelegen ist. Im noch näher gelegenen Waterloo Hostel sind die Buchungen um 30 Prozent gestiegen.
Begräbnis am 19. September
Queen Elizabeth II. war am Donnerstag im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben. Am heutigen Montagnachmittag soll der Sarg der Königin in einer Prozession zur St. Giles-Kathedrale in Edinburgh gebracht werden, wo die schottische Bevölkerung Abschied nehmen kann. Am Dienstag wird der Leichnam der Queen dann nach London geflogen. Hier wird die Monarchin am kommenden Montag, 19. September, mit einem Staatsbegräbnis zur letzten Ruhe gebettet.
Zahlreiche internationale Gäste haben ihr Kommen zu der Bestattung zugesagt, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und US-Präsident Joe Biden mit seiner Frau Jill. Empfangen werden sie dann von Charles III., der seit Samstag offiziell der neue britische König ist.
Quelle: ntv.de, vpr/dpa