"Verantwortung für das Leid" Sandra Hüller tauft Rettungskreuzer für Geflüchtete
23.07.2024, 10:45 Uhr Artikel anhören
Sandra Hüller bei der Taufe des Rettungsschiffs "Sea-Eye 5".
(Foto: picture alliance/dpa/United4Rescue)
Im Mittelmeer ertrinken Zehntausende auf dem Weg nach Europa. Sandra Hüller will etwas gegen das Sterben auf den Migrationsrouten tun und übernimmt die Patenschaft für ein neues Schiff der Hilfsorganisation Sea-Eye. Gleichzeitig prangert sie die "Arroganz der Politik" an.
Die Schauspielerin Sandra Hüller hat ein Rettungsschiff getauft, das künftig Flüchtlingen im Mittelmeer zu Hilfe kommen soll. Die Zeremonie fand im Hafen der italienischen Stadt Ancona statt. "Ich wünschte, dieses Schiff müsste nicht existieren", wurde die 46-Jährige in einer Mitteilung des Vereins United4Rescue zitiert.
Die aus Suhl stammende Hüller ("Anatomie eines Falls") hatte die Patenschaft des fast 35 Jahre alten Kreuzers "Sea-Eye 5" übernommen. "Ich wünschte, die Regierungen Europas und der Welt würden endlich begreifen, dass Migration nicht aufhört, wenn sie das Sterben auf den Migrationsrouten zulassen", so Hüller weiter. "Sie wird aufhören, wenn sie die Verantwortung für das Leid der Menschen übernehmen, die ihre Heimat verlassen, verursacht durch die Arroganz und Ignoranz des Rests der Welt und der Politik."
Für die private deutsche Hilfsorganisation Sea-Eye mit Sitz in Regensburg ist im Mittelmeer aktuell ein weiteres Rettungsschiff unterwegs. Das zentrale Mittelmeer gehört zu den wichtigsten Routen von Menschen aus Afrika, die nach Europa kommen wollen. "Ich wünsche diesem Schiff eine friedliche See und danke der Besatzung für ihre leider notwendige Arbeit", sagte Hüller. "Mögen dieses Schiff und die Menschen darauf gesegnet sein."
Ein Großteil der Migranten und Flüchtlinge kommt über den Seeweg in Spanien, Italien und Griechenland an. Bei der Flucht über das Mittelmeer sind laut Statista mit Stand 24. Juni im Jahr 2024 mindestens 1045 Menschen gestorben. Seit dem Jahr 2014 sind dem Bericht zufolge etwa 29.949 Geflüchtete im Mittelmeer ertrunken. Allein im Jahr 2016 sind demnach über 5000 Menschen auf dem Seeweg nach Europa gestorben.
Politisches Engagement gegen Rechts
Mit Sandra Hüller war im März bei der Oscarverleihung in Los Angeles erstmals seit Luise Rainer vor 86 Jahren wieder eine deutsche Schauspielerin als beste Hauptdarstellerin nominiert. Hüller wurde zu DDR-Zeiten in Suhl in Thüringen geboren. In Berlin studierte sie auf der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch.
Die 46-Jährige engagiert sich gegen Rechtsextremismus. "Es ist gefährlich für die Demokratie, wenn sich viele Menschen vom rauen Ton der Rechten, von der Ungenauigkeit und Gewalt in ihrer Sprache anstecken lassen", sagte Hüller im Interview des "Stern". Sie hatte im Juni vor der Europawahl auf einer Kundgebung gegen Rechts in Leipzig gesprochen.
Im Interview wurde Hüller darauf angesprochen, dass die AfD verstärkt die Kultur ins Visier nehme. Sie höre von befreundeten Kollegen aus der Kulturszene, dass es immer wieder Einschüchterungsversuche gebe, sagte Hüller. "Für mich haben diese Leute schon verloren, wenn sie zu solchen Methoden greifen."
Quelle: ntv.de, gut/dpa