"Elliot, der Drache" kehrt zurück Es hat sich ausgeschmunzelt
24.08.2016, 15:46 Uhr
Wer hätte nicht gern einen Drachen zum Freund? Pete (Oakes Fegley) und sein Kumpel Elliot im aktuellen Kinofilm.
(Foto: Disney )
Ende der 70er-Jahre erobert "Elliot, das Schmunzelmonster" die Herzen von kleinen und großen Kindern. Nun erfährt der Disney-Klassiker ein Remake. Doch mit dem Original hat das nicht mehr viel zu tun.
Das Remake-Karussell bei Disney dreht sich eine Runde weiter. Nachdem zuletzt bereits "Das Dschungelbuch" als "The Jungle Book" eine Frischzellenkur erfahren hatte, erlebt nun auch "Elliot, das Schmunzelmonster" seine Generalüberholung. Für unbefangene Kinobesucher bestimmt ein Heidenspaß. Nostalgikern, die versonnen an das Original zurückdenken, dürfte das Schmunzeln hingegen vergehen.
Vielleicht hat man sich deshalb hierzulande auch entschieden, den heute skurril angestaubt wirkenden Filmtitel aus den 1970er-Jahren nicht zu übernehmen: Aus dem "Schmunzelmonster" wird in der Version des Films von 2016 nur noch "Elliot, der Drache". Im Englischen indes gibt es keinen Unterschied. Hier tragen sowohl das Original als auch die jetzige Neufassung den Titel "Pete's Dragon" (Petes Drache) - als ginge es in beiden Filmen im Prinzip um das Gleiche. Doch abgesehen von der Hauptfigur eines Jungens namens Pete, der einen großen, aber grundsätzlich lieben und bei passender Gelegenheit unsichtbaren Drachen zum Freund hat, haben die beiden Streifen so gut wie nichts gemeinsam.
Auf Gesang verzichtet
Das Original spielt im frühen 20. Jahrhundert, das Remake in der Gegenwart. Im Original ist Pete ein Waisenkind mit der fiesen Adoptivfamilie der Gogans, im Remake wächst der Junge (Oakes Fegley) ohne irgendeine Familie allein mit Elliot im Wald auf. Im Original möchte Dr. Terminus Elliot am liebsten zu Pillen, Salben und Tinkturen verwursten, im Remake will Jäger Gavin (Karl Urban) dem Drachen ans Leder. Im Original findet Pete beim Leuchtturmwärter Lampie und seiner Tochter Nora Obhut, im Remake gerät er an Försterin Grace (Bryce Dallas Howard) und ihren Vater, Mister Meacham (Robert Redford). Im Original ist Nora auf der Suche nach ihrem auf See verschollenen Mann Paul, im Remake lebt Grace glücklich mit ihrem Freund Jack (Wes Bentley) zusammen. Im Original wird viel gesungen - im Remake kein bisschen.
Dabei war es nicht zuletzt die Musik, die das Original auszeichnete. Dementsprechend war es kein Zufall, dass die Rolle der Nora damals mit Sängerin Helen Reddy besetzt wurde. In Deutschland nicht allzu bekannt, war sie in den USA zu jener Zeit ein Superstar. Der von ihr in "Elliot, das Schmunzelmonster" gesungene Song "Candle on the water" wurde für einen Oscar nominiert. In der deutschen Fassung des Films übernahm Katja Ebstein Reddys Gesangspart. Während Mogli und Balu auch im "Dschungelbuch"-Remake "Probier's mal mit Gemütlichkeit" trällern durften, entschied sich Regisseur David Lowery im Falle von "Elliot", komplett auf derartige Reminiszenzen zu verzichten.
Ein Fell zum streicheln
Das Zweite, was das "Schmunzelmonster" von 1977 auszeichnete, war, dass es sich um einen der ersten Spielfilme überhaupt handelte, in dem "echte" Schauspieler mit Zeichentrick-Figuren interagierten. Seinerzeit eine kleine Sensation, kann die Technik von damals natürlich nicht im Geringsten mit der modernen Animationskunst mithalten. 2016 ist Elliot keine Figur, die am Zeichenbrett zusammengepinselt wurde, sondern eine, die so real wirkt, dass man ihr vom Kinosessel aus am liebsten über das flauschige Fell streicheln möchte.
So bietet "Elliot, der Drache" summa summarum gelungenen Action-Kino-Spaß in zeitgemäßem Gewand, an dem auch der mittlerweile 80-jährige Redford sicher gern mitgewirkt hat. Wer das sucht und mag, wird in den 102 Minuten auch definitiv auf seine Kosten kommen. Doch ersetzt dies nicht, auch noch einmal die DVD mit dem Original hervor zu kramen und einzulegen. An den liebenswerten Charme des "Schmunzelmonsters" kommt die Neuverfilmung nicht ran.
"Elliot, der Drache" läuft ab 25. August 2016 in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de