Politik

Der Kriegstag im Überblick Russen im Donbass weiter auf dem Vormarsch - Charkiw nach Selenskyj-Besuch unter Beschuss

Ein bei einem Angriff zerstörtes Auto in Sjewjerodonezk.

Ein bei einem Angriff zerstörtes Auto in Sjewjerodonezk.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

In Luhansk bringt Russland die Ukraine stärker in Bedrängnis. Um die Zwillingsstädte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk ziehen die Truppen des Kremls einen engeren Belagerungsring. Explosionen gibt es auch in Charkiw, kurz nachdem Präsident Selenskyj den Soldaten dort einen Besuch abstattet. Der 95. Kriegstag im Überblick.

Russische Truppen umzingeln Städte in Luhansk

Russland hat den militärischen Druck im Osten des Landes aufrechterhalten. Besonders umkämpft ist Sjewjerodonezk in Luhansk. Russisches Militär hat die ostukrainische Stadt fast komplett umstellt. "Der Feind hat neue Angriffsoperationen ausgeführt", berichtete die ukrainische Armee aus dem Gebiet. Nach Angaben von Gouverneur Serhij Gajdaj dauerte der russische Angriff im Laufe des Tages weiter an, es gebe bereits Straßenkämpfe in der Stadt.

Sowohl in Sjewjerodonezk als auch in der durch einen Fluss getrennten Zwillingsstadt Lyssytschansk verschlechtere sich die Lage zusehends, warnte Gajdaj. "Die kommende Woche wird sehr schwer." In Lyssytschansk sei unter anderem ein russisches Geschoss in ein Wohnhaus eingeschlagen, berichtete der Gouverneur auf Telegram. "Ein Mädchen war sofort tot, vier Menschen mussten ins Krankenhaus gebracht werden." Zuvor hatte es nach eigenen Angaben die strategisch wichtige Kleinstadt Lyman erobert. Experten halten die russischen Angriffe aus verschiedenen Gründen inzwischen für schlagkräftiger als zu Beginn des Krieges.

Selenskyj dankt Soldaten in Charkiw bei Besuch

Die ostukrainische Stadt Charkiw ist kurz nach Bekanntwerden eines Frontbesuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj beschossen worden. Dabei sei ein Teil der zweitgrößten Stadt des Landes getroffen worden, sagte Charkiws Bürgermeister, Ihor Terechow, ukrainischen Medien zufolge. Weitere Details nannte er nicht. Es war der erste bekannte Besuch Selenskyjs im Frontgebiet im Osten des Landes seit Beginn der russischen Invasion. Selenskyj machte sich in Charkiw ein Bild von der Zerstörung durch den Krieg. Im offiziellen Telegram-Kanal des Präsidenten verbreitete Videoaufnahmen zeigten Selenskyj unter anderem dabei, wie er Soldaten auszeichnete. "Ich bin grenzenlos stolz auf unsere Verteidiger. Jeden Tag kämpfen sie unter Einsatz ihres Lebens für die Freiheit der Ukraine", sagte Selenskyj.

EU-Kommission legt Kompromiss zu Öl-Embargo vor

Im Streit über die Pläne für ein europäisches Öl-Embargo gegen Russland legte die EU-Kommission einen neuen Kompromissvorschlag vor. Der Entwurf sieht vor, zunächst nur die Einfuhr von per Schiff transportiertem Öl auslaufen zu lassen. Über die riesige Druschba-Pipeline transportiertes Öl wäre demnach bis auf Weiteres von dem Embargo ausgenommen. Damit könnte Russland einen Teil seiner Geschäfte mit Unternehmen in der EU fortführen. Laut EU floss zuletzt rund ein Drittel der Gesamtliefermengen durch die Druschba-Pipeline. Diese versorgt Raffinerien in Ungarn, der Slowakei und Tschechien sowie in Polen und Deutschland.

Botschafter geht nicht von Atomwaffen-Einsatz aus

Der russische Botschafter in London, Andrei Kelin, rechnet nicht damit, dass sein Land in der Ukraine Atomwaffen einsetzen wird. Nach den Regeln des russischen Militärs sei dies nur vorgesehen, wenn Russland in seiner Existenz bedroht sei, sagte Kelin in einem BBC-Interview. "Das hat nichts mit der aktuellen Operation zu tun." Auch die Frage, ob er glaube, dass Präsident Wladimir Putin im Fall einer Ausweitung des Krieges bereit sei, einen nuklearen Angriff auf Großbritannien zu verüben, verneinte der Botschafter. Dieses und ähnliche Szenarien waren vor einigen Wochen im russischen Staatsfernsehen öffentlich diskutiert worden.

Erdogan bekräftigt Nein zur Norderweiterung der NATO

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bleibt auch nach Verhandlungen mit Schweden und Finnland bei seinem Veto gegen die NATO-Norderweiterung. "Solange Tayyip Erdogan an der Spitze des türkischen Staates steht, können wir nicht 'Ja' zu einem Nato-Beitritt von Ländern sagen, die den Terror unterstützen", sagt Erdogan der Zeitung "Hürriyet" zufolge. Die Länder hätten nicht die erwartenden Schritte im Kampf gegen den Terrorismus unternommen. Erdogan wirft ihnen vor, "Terrororganisationen" wie der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK zu unterstützen. Ankara verlangt außerdem die Auslieferung von angeblichen Terroristen aus beiden Ländern.

Esken dämpft Erwartungen bei jährlichen Verteidigungsausgaben

Unterdessen dämpfte SPD-Chefin Saskia Esken Erwartungen an eine exakte, jährliche Einhaltung des sogenannten Zwei-Prozent-Ziels bei deutschen Verteidigungsausgaben. "Wir werden das Zwei-Prozent-Ziel nicht in jedem Jahr gleichermaßen erreichen", sagte Esken der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Als Grund nannte die SPD-Vorsitzende Schwankungen bei der Beschaffung von Rüstungsgütern. Das Zwei-Prozent-Ziel besagt, dass jedes Jahr mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung investiert werden sollen. Dies hatten sich die NATO-Mitglieder versprochen.

Weitere Artikel zum Ukraine-Krieg

Alle weiteren Entwicklungen können Sie in unserem Liveticker zum Ukraine-Krieg nachlesen.

Quelle: ntv.de, lve/rts/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen