US-Wahl 2024

Wilde "Palast-Putsch"-Gerüchte Was der Kandidatur von Kamala Harris noch im Weg stehen könnte

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Kamala Harris ist die designierte Präsidentschaftskandidaten der Demokraten.

Kamala Harris ist die designierte Präsidentschaftskandidaten der Demokraten.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Kamala Harris hat ihre Kandidatur für den Präsidentschaftswahlkampf gegen Donald Trump so gut wie sicher. Dennoch kursieren in den USA wilde Gerüchte, wonach ein "Palast-Putsch" die Kandidatur von Harris noch ins Wanken bringen kann.

Kann für Kamala Harris im Rennen um die Kandidatur für das Präsidentenamt überhaupt noch etwas schiefgehen? Der noch amtierende US-Präsident Joe Biden hat sich für Harris ausgesprochen, auch die meisten anderen führenden Politiker der Demokratischen Partei stärkten der aktuellen Vizepräsidentin öffentlich den Rücken. Spätestens Mitte August fällt die endgültige Entscheidung auf dem Nominierungsparteitag in Chicago. Stand jetzt wird Kamala Harris dort zur Präsidentschaftskandidatin und damit zur Gegnerin von Donald Trump gekürt.

Für Harris ist das eine einmalige Chance. "Dass Kamala Harris sofort zugesagt hat, war nicht anders zu erwarten. Sie wäre in keinem offenen Wettbewerb so weit gekommen", sagt der Politikwissenschaftler Thomas Jäger im ntv-Interview. "Wir haben schon einmal erlebt, dass sie kandidiert hat. Da hat sie nicht mal die erste Vorwahl in Iowa erreicht, sondern ist schon vorher ausgeschieden", blickt Jäger auf ihre erfolglose Kampagne für die Präsidentschaftswahl 2020 zurück.

Jetzt sind ihre Erfolgsaussichten, zumindest die Kandidatur zu gewinnen, rosig. Harris hat nach dem Rückzug von Biden nur etwas mehr als einen Tag gebraucht, um die nötige Mehrheit der demokratischen Delegierten hinter sich zu bringen. Sie benötigt beim Parteitag im August mindestens 1975 der insgesamt 3949 Delegiertenstimmen. Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur AP kommt Harris schon jetzt auf 2538 Stimmen.

Erhält kein Kandidat mehr als die Hälfte der Stimmen, folgt ein zweiter Wahlgang, in dem dann zusätzlich auch 749 sogenannte Super-Delegierte mit abstimmen dürfen, darunter ehemalige Präsidenten, amtierende Gouverneure und Kongressabgeordnete. Dann würde so lange gewählt, bis ein Kandidat mehr als 50 Prozent der Delegiertenstimmen hinter sich vereinen kann.

"TV-Debatte war abgekartetes Spiel"

Die Delegierten können in Chicago frei entscheiden und theoretisch doch einen anderen Kandidaten unterstützen. Dafür müsste in den nächsten vier Wochen aber eine historische Kehrtwende kommen. Delegierte, die sich jetzt für Harris aussprechen, müssten plötzlich auf einen anderen Kandidaten umschwenken. Das klingt absurd, aber zumindest die "New York Post" hält eine solche Verschwörung gegen Harris für möglich.

Die Zeitung zitiert einen angeblichen Insider aus der Demokratischen Partei, wonach beim Nominierungsparteitag nicht Kamala Harris, sondern Mark Kelly zum Präsidentschaftskandidaten gekürt werden könnte. Laut der Quelle handelt es sich um einen großangelegten "Palast-Putsch": Erst sei Joe Biden dazu gebracht worden, einen Rückzieher zu machen. Knackpunkt war das katastrophale TV-Duell gegen Trump. "Diese Debatte war ein abgekartetes Spiel, um die Demokraten davon zu überzeugen, dass er nicht für das Präsidentenamt kandidieren kann", zitiert die "New York Post" ihre Quelle. Biden hielt dem Druck keine vier Wochen mehr stand, verabschiedete sich nach vielen weiteren Patzern per unterschriebenem und auf X verbreitetem Brief aus dem Präsidentschaftsrennen.

In einem nun folgenden zweiten Schritt, so schreibt die "New York Post" sollen die demokratischen Delegierten "nachdrücklich dazu ermutigt" werden, auf dem Parteitag für Mark Kelly, den Senator von Arizona, und nicht für Kamala Harris zu stimmen.

Strippenzieher Barack Obama im Hintergrund?

Als ein Indiz für die mögliche Revolte gegen Harris wird unter anderem das Verhalten Barack Obamas genannt, der sich als einer der wenigen Demokraten-Größen bisher nicht für Harris ausgesprochen hat. Der ehemalige Präsident will stattdessen einen "Prozess, aus dem ein hervorragender Kandidat hervorgeht". Obama und Joe Biden sollen sich schon seit längerer Zeit nicht mehr so grün sein wie während ihrer gemeinsamen Zeit als Präsident und Vize im Weißen Haus.

Dass die wilde "Palast-Putsch"-Geschichte stimmt, ist aber dennoch extrem unwahrscheinlich. Kelly ist aktuell als Vizepräsidentschaftskandidat im Gespräch und hat sich in einem Statement auf X bereits selbst auf Harris' Seite geschlagen. "Ich könnte nicht zuversichtlicher sein, dass Vizepräsidentin Kamala Harris die richtige Person ist, um Donald Trump zu besiegen und unser Land in die Zukunft zu führen."

Auch Laura von Daniels von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) sagt im ntv-Interview, dass Kamala Harris die Präsidentschaftskandidatur im Normalfall nicht mehr zu nehmen ist. Alles andere sei "kaum vorstellbar", sagt die Politologin. "Sollte es in der Demokratischen Partei eine Art Palast-Revolution gegen Kamala Harris geben, wäre das für die Partei sehr schädlich."

Harris-Konkurrenz aus dem Rennen

Es gibt zwar theoretisch Alternativen zu Harris - die haben sich aber selbst aus dem Rennen genommen, weil sie der amtierenden Vizepräsidentin öffentlich ihre Unterstützung versichert haben. Zum Beispiel US-Verkehrsminister Pete Buttigieg. Auch Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom hat kurz nach Bidens Rückzug eine Empfehlung für Kamala Harris abgegeben, genauso der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro. Gretchen Whitmer, Gouverneurin von Michigan, will auch nicht antreten. Und Michelle Obama hat bekanntermaßen auch keine Ambitionen auf das höchste politische Amt.

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Kamala Harris kann auf dem Weg in den Präsidentschaftswahlkampf nur noch ein wilder "Palast-Putsch" dazwischen kommen - der aber sehr unwahrscheinlich ist. Zumal andere Insider aus der Demokratischen Partei betonen, selbst Barack Obama stehe voll hinter der Kandidatur von Harris. Der 45. US-Präsident stehe in "regelmäßigem Kontakt mit ihr" und habe Harris privat bereits "voll unterstützt", berichtet der Sender NBC News unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Personen.

Im Normalfall wird Kamala Harris somit beim Parteitag oder sogar ein paar Wochen früher, sollte die Kandidatenkür vorverlegt werden, deutlich die meisten Delegiertenstimmen bekommen, um danach gegen Donald Trump anzutreten. Wenn sie am 5. November die Wahl gewinnt, würde sie im Januar als erste US-Präsidentin in der Geschichte vereidigt werden.

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Dieser Text ist eigentlich ein Podcast: Welche Region schickt nur Verlierer in den Bundestag? Warum stirbt Ostdeutschland aus? Wieso geht dem Iran das Wasser aus? Welche Ansprüche haben Donald Trump und die USA auf Grönland?

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Quelle: ntv.de

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