Ratgeber

Vorzeitige Tilgung Tolle Rendite durch kreative Anlagestrategien

Die Anlagezinsen sind im Keller - und bleiben dort auch noch ein Weilchen. Verbraucher können dennoch Renditen von drei bis fünf Prozent erzielen. Sie brauchen dazu: einen alten, noch laufenden Darlehensvertrag. Und einen gut bestückten Notgroschen.

Anleger sollten laufende Kredite auf Sonderzahlungen prüfen.

Anleger sollten laufende Kredite auf Sonderzahlungen prüfen.

(Foto: dpa)

Das Trauerspiel geht weiter. Nachdem die US-amerikanische Notenbank FED auf die erhoffte Leitzinserhöhung erst einmal verzichtet hat, müssen Anleger die Hoffnung auf steigende Zinsen begraben. Wieder einmal.

Schon fast glücklich schätzen kann sich da, wer noch Darlehen aus früheren Jahren abzahlt und trotz seiner Schulden über einen Notgroschen für schlechte Zeiten verfügt. In dieser Konstellation eröffnen sich angesichts der aktuellen Niedrigzinsen nämlich höchst lukrative Gestaltungsmöglichkeiten. Der Grund: Selbst alte Ratenkredite, die vor Juni 2010 abgeschlossen wurden, lassen sich mit einer dreimonatigen Frist kündigen und kostenfrei vorzeitig zurückzahlen – das beschert den Betreffenden einen satten Zinsvorteil.

Bei jüngeren Konsumentenkrediten fällt bei einer verfrühten Kündigung zwar eine Entschädigung an. Sie macht aber nur ein Prozent der vorzeitig zu tilgenden Summe aus. Bei 3000 Euro Sonderzahlung wären dies 30 Euro. Ein überschaubarer Betrag, den der zu erwartende Zinsvorteil um ein Vielfaches übertreffen dürfte.

Tipp

Welche Renditen sich auf diese Weise (oder durch eine Sondertilgung) erzielen lassen, können Sie mit dem Tilgungsrechner der FMH-Finanzberatung ermitteln – ganz einfach, indem Sie bei den Berechnungen zwar die Zinsen verändern, aber die Ratenhöhe gleich lassen. Dann sehen Sie am Ende den Vorteil in den unterschiedlichen Restschulden oder Gesamtkosten.

Umschuldung bei Wüstenrot und Co.

Auch Bausparkassen werben damit, dass sie ohne Ankündigung und Entschädigungen höhere Raten oder üppige Sondertilgungen akzeptieren. Es lohnt sich, die Anbieter beim Wort zu nehmen.

Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.

Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.

Wir haben in unseren Archiven einmal nachgesehen: Fast alle Bauspartarife, die vor 2011 abgeschlossen wurden, haben Darlehenszinsen von über zwei bis fünf Prozent. Kunden, die etwas Liquidität übrig haben, sollten ihrer Gesellschaft daher mitteilen, dass sie die monatliche Rate erhöhen wollen: Schon haben sie denselben Effekt wie beim Abschluss einer Geldanlage, die drei bis fünf Prozent Rendite abwirft – ganz einfach, weil die Schulden schneller schmelzen. Fazit: Jeder Euro, der zusätzlich in überteuerte Verträge fließt – auch als Sondertilgung –, spart die aus heutiger Sicht überhöhten Zinsen. Und damit bares Geld.

Eine Umschuldung hingegen lohnt nicht immer. Sie ist nur zu empfehlen, wenn sich der Bausparrestbetrag in ein größeres Bankdarlehen integrieren lässt. Läuft etwa die Zinsbindung beim Hypothekendarlehen aus, können Kunden das Bauspardarlehen vorzeitig und kostenfrei ablösen und ihre Immobilie von Stund an zu den günstigen, aktuellen Zinsen weiter finanzieren. Das überteuerte Bauspardarlehen isoliert umzuschulden ist hingegen selten angebracht, weil die Restschulden vieler Bausparverträge unter 30.000 Euro liegen – das bedeutet einen Zinsaufschlag und Naserümpfen bei vielen Banken.

Flexible Fördergelder

Auch viele Förderdarlehen können Verbraucher vor der Zeit ganz oder teilweise zurückzahlen, ohne zusätzliche Kosten fürchten zu müssen. Alle KfW-Darlehen für die Wohnraum-Modernisierung Standard (141) und Öko-Plus (143) haben etwa noch Zinssätze von 2,5 bis 5,5 Prozent. Die Programme werden zwar nicht mehr angeboten; Wohnraum Modernisieren Öko-Plus ist seit Juni 2009 nicht mehr im Katalog, das Programm Wohnraum Modernisieren Standard seit Juni 2012. Bei beiden war und ist es aber erlaubt, die Verträge ganz oder teilweise kostenfrei zurückzuzahlen. Da seinerzeit die meisten Verträge eine Zinsbindungsfrist von zehn Jahren vorsahen, lassen sich fast alle noch vorhandenen Kredite dieser Programme vorzeitig und kostenfrei tilgen. Eine Anhebung der Rate ist allerdings nicht möglich. Renditebringer sind allein die regelmäßigen Sondertilgungen.

Ähnliches gilt für das Nachfolge-Programm Energieeffizient Bauen (Wohneigentumsprogramm 153): Bei Vertragslaufzeiten von 20 und 30 Jahren mit zehnjähriger Zinsbindung war zum Neuabschluss im September 2011 ein Zinssatz von 2,5 bis 4,25 zu bezahlen. Auch diese Verträge können Kunden kostenfrei vorzeitig zurückzahlen. Unerfreuliche Ausnahme von der Regel: Das sehr beliebte Wohneigentumsprogramm 124 der KfW erlaubt keine Sondertilgung und keine kostenfreie vorzeitige Kündigung.

Fazit

Anleger, denen die niedrigen Zinsen aufs Gemüt schlagen, sollten die Ordner mit alten, noch laufenden Verträgen herauskramen und prüfen, welche Sonderzahlungen möglich sind. Das gilt für Konsumentenkredite, Bausparverträge und auch KfW-Darlehen. Auch bei den Hypothekendarlehen können sie noch einmal nachsehen, in welchem Umfang flexible Raten oder Sonderzahlungen erlaubt sind. 

Quelle: ntv.de

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