Übel unterwegs Welches Mittel hilft gegen Reisekrankheit?
27.05.2021, 19:02 Uhr
Ob im Zug, Flugzeug, Auto oder auf dem Schiff: Reisekrank kann jeder werden.
(Foto: imago/Panthermedia)
Die Urlaubsreise ist in greifbare Nähe gerückt. Nur leider muss man sich dazu meist in Flugzeug, Bahn oder Auto begeben. Und so manchen überfällt hier die Reisekrankheit. Welche Präparate gegen das plötzliche Elend helfen, hat Warentest untersucht.
Die sogenannte Reisekrankheit (Kinetose) tritt besonders dann auf, wenn der Mensch passiver Bewegung ausgesetzt wird, also im Bus, Auto, Zug oder Flugzeug sitzt oder mit dem Schiff reist. Also ausgerechnet bei jenen Verkehrsmitteln, mit denen sich besonders gerne in den Urlaub begeben wird. Nur Wanderer und Radler sind hier fein raus. Zumindest, wenn sie direkt von daheim loslegen.
Gemutmaßt wird, dass Übelkeit, Schwindel oder auch Schweißausbrüche auftreten, wenn das Gehirn widersprüchliche Sinneswahrnehmungen über die Körperbewegungen erhält. Insofern überrascht es nicht, dass auch Astronauten an Kinetose erkranken können. Doch diese Erkenntnis ist zu vernachlässigen, planen derzeit doch die wenigsten, ihren Sommerurlaub im Weltraum zu verbringen. Auf dem Weg zu ganz konventionellen Zielen trifft es hingegen besonders Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren. Bei älteren Menschen ab 50 nimmt die Reisekrankheit wieder ab. Grundsätzlich sind eher Frauen als Männer betroffen.
Nur ein Präparat uneingeschränkt empfehlenswert
Warum das so ist, ist noch nicht final geklärt. Aber wenigstens gibt es diverse Mittel, die gegen das Elend helfen sollen. 18 Mittel gegen die Reisekrankheit - darunter Tabletten, Kaugummis, Zäpfchen, Pflaster und Sirup - haben die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest untersucht.
Ergebnis? Uneingeschränkt für Erwachsene und Kinder über 10 Jahre empfehlen konnten sie nur eines der Präparate: die rezeptpflichtigen Scopoderm TSS Pflaster (30,52 Euro/5 Pflaster) mit dem Wirkstoff Scopolamin. Das Pflaster wird vor Reiseantritt hinters Ohr geklebt und gibt dort bis zu drei Tage lang seinen Wirkstoff über die Haut ins Blut ab.
Mittel mit dem Wirkstoff Dimehydrinat wurden von den Experten hingegen nur als "mit Einschränkung geeignet" befunden. Sie beinhalten 8-Chlortheophyllin, was gegen die müde machende Wirkung vieler Reisekrankheitsmittel wirken soll. Die Experten sehen in dem Wirkstoff "in der Praxis jedoch keinen Vorteil", im Gegenteil, sie weisen auf ein erhöhtes Risiko unerwünschter Nebenwirkungen hin. Zu den von Stiftung Warentest getesteten Mitteln mit Dimehydrinat zählen unter anderem: "Vomex A Kinder Lösung" (7,97 Euro/12 Beutel), "Vomex A Sirup" (10,98 Euro/100 ml), "Vomex A Dragees" (4,95 Euro/50 mg), "Reisegold Tabs gegen Reiseübelkeit" (5,75/10 Stück) und "Vomacur 40 Suppositorien" (4,88 Euro/10 Zäpfchen).
Ähnliches gilt für die Tabletten von Emesan (2,96 Euro/10 Tabletten) mit Diphenhydramin. Für Erwachsene sei das Mittel zwar zur Vorbeugung von Reisekrankheits-Symptomen geeignet, für Kinder wegen möglicher "ernsthafter Nebenwirkungen" jedoch nur mit Einschränkungen. Zwar machen die Mittel mit Diphenhydramin müde, bei Kindern sei allerdings auch die entgegengesetzte Wirkung möglich, warnen die Tester: Unruhe, Erregung, aber auch Fieberkrämpfe oder sonnenempfindliche Haut können bei ihnen als unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.
Was sonst noch helfen kann
Auch ein pflanzliches Mittel gegen Reisekrankheit wurde überprüft: das Präparat Zintona (6,75 Euro/10 Kapseln), das pulverisierte Ingwerwurzel enthält. Sein Vorteil: Laut Warentest sind hierbei keine unerwünschten Nebenwirkungen zu erwarten. Allerdings: Symptome der Reisekrankheit könnten durch das Ingwerpulver zwar gelindert werden, der Wirkeffekt sei jedoch schwächer als bei anderen Mitteln und bisher noch nicht ausreichend belegt.
Wer weiß, dass er zur Reisekrankheit neigt und vor allem unter Übelkeit leidet, sollte unmittelbar vor Reisebeginn besser kein fetthaltiges Essen zu sich nehmen. Denn das belastet den Magen unnötig. Allerdings sollte die Reise auch nicht mit nüchternem Magen angetreten werden, stattdessen gilt es, nur leichte Kost zu verzehren. Ärzte empfehlen zudem, auf Alkohol, Zigaretten und Koffein zu verzichten.
Quelle: ntv.de, awi