Fuß an Kopf, aber kein Rot Bellingham besorgt sich Davies Telefonnummer
09.10.2022, 11:35 Uhr
Die Situation war für Davies unglücklich.
(Foto: IMAGO/Chai v.d. Laage)
Julian Nagelsmann ist nach dem Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga empört, dass es keinen Platzverweis gibt. Grund ist der Treffer von Jude Bellingham gegen den Kopf von Alphonso Davies. Während Schiedsrichter Deniz Aytekin die Entscheidung verteidigt, will der BVB-Star zum Telefon greifen.
Mittelfeldspieler Jude Bellingham von Borussia Dortmund will sich bei Alphonso Davies vom FC Bayern für seinen unfreiwilligen Kopftreffer im Liga-Topspiel entschuldigen. Er habe sich die Nummer besorgt, "und ich will ihm eine Nachricht schicken, um mich zu entschuldigen", sagte der 19-Jährige nach dem 2:2 gegen die Münchner: "Sein Kopf war zwar etwas tief, aber ich habe ihn getroffen. Jeder, der mich kennt, weiß: Ich gehe in Zweikämpfe, aber ich will nie jemanden verletzen."
Der früh verwarnte Bellingham hatte Davies kurz vor der Pause mit dem Fuß im Gesicht getroffen. Der sichtlich benommene Außenverteidiger war daraufhin ausgewechselt und mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht worden. Am Sonntag gab es dann Gewissheit: Davies erlitt eine Schädelprellung, teilte der Klub mit. Ihm gehe es den Umständen entsprechend gut.
Bayern-Trainer Julian Nagelsmann sagte nach dem Spiel, das sei ein Platzverweis gewesen, "und zwar ein lupenreiner". Und weiter: "Vor vier Monaten hatten wir eine Schulung. Da haben sie uns erzählt, dass ein Tritt ins Gesicht glatt Rot ist."
Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte die Aktion als unabsichtlich bewertet und weiterlaufen lassen. "In der Szene hat mir die letzte Überzeugung gefehlt, da auf Gelb-Rot zu gehen und so ein Spiel zu entscheiden", sagte der Referee. "Ich kann jeden verstehen, der die Szene anders auslegt. Es gibt Situationen, die sind nicht schwarz und weiß", ergänzte Aytekin. "Von einer klaren Roten Karte zu sprechen, sehe ich nicht so", erwiderte Aytekin auf Nagelsmanns Forderung im Aktuellen Sportstudio des ZDF.
Der ehemalige Schiedsrichter Manuel Gräfe sah ein anderes Problem. "Er hat es sich durch die frühen Gelben Karten selbst schwer gemacht", sagte Gräfe über die schnellen Verwarnungen von Aytekin in der Anfangsphase. Auch Aytekin selbst sagte, dass die erste Verwarnung gegen Bellingham eine "Kann-Gelbe-Karte" gewesen sei.
Unterstützung bekam Bellingham auch von Karl-Heinz Rummenigge. "Wenn ich ehrlich bin, bin ich ein bisschen auch beim Schiedsrichter und habe Verständnis, dass er das Stadion nicht endgültig zum Kochen bringen wollte. Es wäre eine harte Entscheidung gewesen, ihn mit Gelb-Rot vom Platz zu stellen", sagte der frühere Bayern-Vorstandsboss bei Bild-TV. Manuel Neuer sprach von einer spielentscheidenden Szene. "Meiner Meinung nach ist der Kopf nicht zu tief. Anfang der Saison wurde uns von den Schiedsrichtern erklärt, dass Kopftreffer eher geahndet werden mit einer Roten Karte. Das muss der Schiedsrichter abwägen." Anders als sein Trainer sagte er aber: "Wir fordern da jetzt keine Rote Karte."
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid