Fußball

Zwar "weniger sexy", aber ... Wiedererstarkter BVB sucht in Europa seinesgleichen

Der BVB ist saisonübergreifend seit 16 Bundesliga-Spielen ungeschlagen.

Der BVB ist saisonübergreifend seit 16 Bundesliga-Spielen ungeschlagen.

(Foto: IMAGO/Team 2)

Spielerisch glänzt Borussia Dortmund derzeit selten, die Ergebnisse aber geben Trainer Edin Terzić recht. Der sechste Sieg am achten Bundesliga-Spieltag ist Ausdruck des neuen BVB-Mantras: "Weniger sexy, mehr Erfolg." Kapitän Emre Can nutzt die Partie gegen Bremen für eine Empfehlung.

Die Tabellenführung mag kaum länger halten als bis zum späten Samstagnachmittag, mit etwas Glück auch bis in den Samstagabend hinein. Trotzdem lässt sich schon nach dem Auftakt des 8. Bundesliga-Spieltags festhalten, dass Borussia Dortmund weit besser dasteht, als es die überschaubare Euphorie rund um den Klub vermuten lässt. Der Last-Minute-Vizemeister des Vorjahres hat im Sommer seine Schlüsse aus dem tragisch verpassten Titel gezogen, wie Trainer Edin Terzić nach dem 1:0 (0:0)-Arbeitssieg gegen Werder Bremen berichtete und dann in vier Wörtern prägnant zusammenfasste: "Weniger sexy, mehr Erfolg."

Das Heimspiel gegen Bremen taugt dafür als anschauliches Beispiel, denn ein Fußballfest waren die 90 Minuten am Freitagabend keineswegs. Ein genialer Pass von Kapitän Emre Can brachte Julian Brandt in der 67. Minute in eine großartige Abschlussposition, mit einem feinen Lupfer sorgte der 27-Jährige in seinem bereits 300. Bundesliga-Spiel für den einzigen Treffer. Nur Eike Immel und Karl-Heinz Körbel waren jünger beim Erreichen dieser Marke, beide brachten es letztlich auf über 500 Bundesliga-Einsätze, Körbel hält mit 602 gar den Rekord.

Über Bestwerte wollte dann auch Terzić gerne sprechen, nachdem seine Mannschaft saisonübergreifend zum 16. Mal in Folge unbesiegt geblieben war. "Man kann von einer konstanten Entwicklung sprechen", sagte der 40-Jährige, der die nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz gegenüber dem FC Bayern verpasste Meisterschaft Ende Mai, als Ansporn verarbeitet zu haben scheint: "Wir haben aus 27 Spielen 66 Punkte geholt - da muss man in Europa schon gucken, ob das noch einer anderen Mannschaft gelungen ist." Das macht im Schnitt 2,44 Punkte pro Partie, eine herausragende Quote. In dieser Saison sind es nach sechs Siegen und zwei Remis schon 20 Punkte, also 2,5 pro 90 Bundesliga-Minuten.

Dass die spielerische Finesse, das offensive Spektakel der vergangenen Jahre aktuell Ergebnisfußball gewichen ist, ist laut Terzić kein Zufall. "Wir haben lange genug in den letzten zehn Jahren schönen und sexy Fußball gezeigt, der am Ende aber nicht dazu geführt hat, unsere maximalen Ziele zu erreichen." Das schlägt sich im Torverhältnis von 17:8 nieder, der Erfolg gegen Werder war bereits der dritte 1:0-Sieg der laufenden Saison. In der kompletten Vorsaison gab es fünf davon.

Can zeigt laut Terzić "das Einzige, was zählt"

"Wir haben in den letzten Wochen ein paar richtig gute Schritte gemacht", hatte Terzić bereits vor dem Anpfiff gesagt: "Nicht nur ergebnistechnisch, sondern auch von den Leistungen. Jetzt geht es darum, das ganze weiterzuführen und zu beweisen, sich die Dinge weiterhin hart zu erarbeiten, weiter zu verdienen." Die bisweilen biederen Auftritte scheint Terzić, der den BVB Ende 2020 erstmals für ein halbes Jahr und dann im Sommer 2022 wieder von seinem Nachfolger Marco Rose übernommen hatte, dabei für notwendig zu halten.

Gegen Bremen lag es allerdings auch an der mangelhaften Chancenverwertung, dass die Dortmunder nicht früher für die Entscheidung sorgten, sondern bis in die Nachspielzeit hinein zittern mussten. Zuvor hatte, wie es Fußballkommentatoren gerne formulieren, ausgerechnet Emre Can das Tor des Tages mit einem vorzüglichen Zuspiel eingeleitet. Terzić hatte ihn vor der Saison zum Kapitän gemacht, nach wechselhaften Auftritten aber auch zweimal auf die Bank gesetzt. Die ersten beiden Länderspiele unter dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann musste Can auch deshalb vor dem Fernseher verfolgen, neben Torschütze Brandt reisten aus Dortmund nur Niclas Füllkrug, Mats Hummels und Niklas Süle mit in die USA.

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Diesmal aber "hat er ein richtig gutes Spiel gezeigt", lobte Terzić völlig zurecht: "Emre hat mit seinem Tempo wichtige Laufduelle für uns gewonnen, sehr viele Zweikämpfe für uns gewonnen und auch im Ballbesitz gute Entscheidungen getroffen." Der 29-Jährige war sehr präsent im Zentrum, zeigte großes Engagement, kurzum: eine starke Leistung. Laut Terzić "das Einzige, was zählt, wenn man sich für die nächste Länderspielpause empfehlen kann".

Die nächste Chance dafür bietet sich am Mittwoch in der Champions League gegen das mit saudi-arabischen Millionen aufgepäppelte Newcastle United (21 Uhr/DAZN und im Liveticker bei ntv.de), das jüngst das katarisch finanzierte Starensemble von Paris St. Germain mit 4:1 vermöbelt hatte. Im Europapokal ist der BVB bislang allerdings nur mit "weniger sexy" aufgefallen, "mehr Erfolg" lässt nach dem 0:2 in Paris und dem 0:0 gegen die AC Mailand noch auf sich warten. Es ist das erste Aufeinandertreffen überhaupt mit dem Traditionsklub aus der nordenglischen Industriestadt, der nach der Übernahme durch den saudi-arabischen Staatsfonds PIF erstmals seit 2002 wieder in der Königsklasse antritt.

Quelle: ntv.de

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