Fußball

Krise auf und neben dem Platz Cristiano Ronaldo lässt seinen Trainer rauswerfen

Rudi Garcia (l.) war womöglich nur für wenige Monate Trainer des alternden Superstars.

Rudi Garcia (l.) war womöglich nur für wenige Monate Trainer des alternden Superstars.

(Foto: picture alliance / AA)

Neues von Cristiano Ronaldo. Der Portugiese spielt seit Januar 2023 einigermaßen erfolgreich in Saudi-Arabien. Immer wieder gelingen ihm Tore, aber nicht in allen Spielen. Jetzt hat der alternde Superstar dafür den Schuldigen ausgemacht, heißt es. Trainer Rudi Garcia muss seine Koffer packen.

Cristiano Ronaldo steht kurz vor Ende der Saison in Saudi-Arabien ohne Trainer da, das bestätigt der Al-Nasr. Es ist eine Nachricht, die den portugiesischen Nationalspieler erfreuen dürfte, zeichnet er doch laut Berichten spanischer Medien dafür verantwortlich. Al-Nasr trennt sich damit wenige Tage nach einem 0:0 gegen Al-Fahya von dem Franzosen Rudi Garcia. Der 59-Jährige soll nach dem Unentschieden ins Visier des 38-jährigen Superstars geraten sein und danach nicht mehr zu halten gewesen sein.

Wie sowohl "Marca" als auch "AS" berichten, habe der Klub die Geduld mit dem französischen Trainer nach weniger als einer Saison verloren. Weil es auf dem Platz nicht mehr so lief und weil er zuletzt auch mit der Kabine aneinandergeraten sei. Einer der Rädelsführer bei der Meuterei in Riad soll dabei Ronaldo gewesen sein, der das Vertrauen in Garcia verloren haben soll und ihm nicht zutraue, das volle Potenzial der Mannschaft auszuschöpfen.

Garcia war vor seinem Engagement in der Wüste unter anderem Trainer bei OSC Lille, Olympique Marseille und AS Rom in der Verantwortung. In Saudi-Arabien war seine Aufgabe klar definiert. Er sollte Al-Nasr zum ersten Meistertitel seit der Spielzeit 2018/2019 führen. Doch sieben Spieltage vor Schluss der Liga liegt der Klub nun drei Punkte hinter Titelverteidiger Al-Ittihad. Der Klub aus Dschidda hat zudem bereits im Januar Ronaldos Mannschaft aus dem Saudi Super Cup geworfen und sich die Trophäe gekrallt. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt war es zwischen Ronaldo und Garcia zu Unstimmigkeiten gekommen, nachdem der Franzose die vergebenen Chancen des Portugiesen für das 1:3 mitverantwortlich gemacht hatte.

Gute Torquote, aber nicht in allen Spielen treffsicher

In zehn Ligaspielen für den Klub aus der saudischen Hauptstadt Riad sind Ronaldo bislang bemerkenswerte elf Treffer gelungen. Allein neun dieser Tore erzielte er in nur drei Spielen gegen Al-Wehda, Damac und Al-Aldalah. In der Hälfte der Spiele blieb Ronaldo hingegen ohne Torerfolg. Seit seiner Ankunft Ende Januar gelangen Al-Nasr sieben Siege, zwei Unentschieden in der Liga. Doch im entscheidenden Spiel gegen Al-Itthiad setzte es ein 0:1. Ronaldos Team verlor die Tabellenführung und nach dem 0:0 gegen Al-Fahaya nun auch die Geduld. Dabei hatten sie in der Vorwoche noch ein 5:0 landen können.

"Das Ergebnis ist definitiv schlecht. Ich bin mit der Leistung der Spieler nicht zufrieden. Ich habe von ihnen verlangt, auf demselben Niveau wie im letzten Spiel zu spielen, aber das ist nicht passiert", hatte Garcia nach dem Spiel geschimpft. Es war, so die Berichte stimmen, eine seine letzten Aussagen als Trainer des saudischen Klubs.

Ronaldos Aufgabe in Saudi-Arabien

Cristiano Ronaldo war nach der WM 2022 mit großem Tamtam nach Saudi-Arabien gewechselt. Noch während des Turniers in Katar im November und Dezember des vergangenen Jahres hatte sein alter Klub, Manchester United, den Vertrag mit dem alternden Superstar aufgelöst. Letztendlich hatte eine Attacke Ronaldos gegen Erik ten Hag, den neuen Trainer, den Ausschlag gegeben. In einem bemerkenswerten Interview mit Piers Morgan hatte er dem Niederländer nach dem Verlust seines Stammplatzes "Verrat" vorgeworfen. "Ich respektiere ihn nicht, weil er mich nicht respektiert", hatte Ronaldo geschimpft. Für die Führung der Red Devils war dies ein willkommener Anlass für eine Trennung von der Diva.

Nach einer für Ronaldo enttäuschenden WM, bei der er auch seinen Stammplatz in der Nationalmannschaft verlor, verließ er Europa, um seine Karriere als Fußballprofidarsteller in einer der aufstrebenden Nationen des Weltsports zu beenden. Sein Vertrag läuft bis Mitte 2025. Er beschert dem mehrfachen Weltfußballer des Jahres insgesamt bis zu einer halben Milliarde Euro. "Ich bin ein einzigartiger Spieler", begründete Ronaldo seinen Vertrag bei seiner Vorstellung. Viel Geld, aber es bleibt zu bedenken: Wie dem WM-Gastgeber Katar geht es Saudi-Arabien in erster Linie jedoch nicht um den Sport. Vielmehr geht es dem Land neben der Diversifizierung und dem Sportswashing auch darum, sich in der Golf-Region gegenüber Katar oder den ebenfalls hochambitionierten Vereinigten Arabischen Emiraten als die Sporthochburg schlechthin zu positionieren.

Ein Schauspieler mit großer Macht

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Die Fußball-WM 2030 soll in die Wüste geholt werden und die Chancen dafür stehen überhaupt nicht schlecht. Die für 2029 geplanten, reichlich bizarren Asien-Winterspiele nahe der noch im Entstehen begriffenen Wüsten-Wolkenkratzerstadt Neom sind ein weiterer Baustein dieser Strategie. Zudem hat sich das Königreich in den letzten Jahren dafür unter anderem mit der Schwergewichts-WM im Boxen zwischen Andy Ruiz Jr und Anthony Joshua sowie der als "Blutgeld-Tour" kritisierten, weil millionenschweren LIV Golf International Series einen Namen gemacht. Wie in jedem anderen Golf-Staat, der was auf sich hält - also Katar, den VAE und Bahrain - macht auch der Formel-1-Zirkus Station im Land.

"Ronaldo als den bestbezahlten Fußballer der Welt zu bezeichnen ist so, als würde man Tom Cruise den bestbezahlten Kampfpiloten der Welt nennen", schrieb der "Guardian" in dieser Woche: "Es bedarf eines Realitätschecks. Ronaldo mischt im Sport nicht mehr mit. Er ist ein Schauspieler, ein öffentlicher Verstärker, ein Machtinstrument." Noch aber verfügt der hochbezahlte Ronaldo offenkundig weiterhin über genug Einfluss, um über die Schauspieler und Regisseure neben ihm zu bestimmen. Eine offizielle Bestätigung des Abgangs steht aktuell noch aus.

Quelle: ntv.de, sue

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