Fußball

"Zukunft Profifußball"DFL-Taskforce muss wohl zaubern können

30.04.2020, 14:39 Uhr
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Christian Seifert hat eine Mammutaufgabe für die Taskforce "Zukunft Profifußball". (Foto: imago images / MIS)

DFL-Chef Christian Seifert will dem Profifußball neue Rahmenbedingungen verpassen, dafür soll die Taskforce "Zukunft Profifußball" ihren Dienst aufnehmen. Aus München gibt es ermutigende Signale, doch die Widerstände werden gewaltig sein. Nicht nur bei den Profiteuren des Milliardenspiels.

Die Zeichen waren auch schon vor der Corona-Krise da - nur wollte keiner so recht hinsehen. Es sei nicht leicht, "eine Diskussion über mögliche Fehlentwicklungen in einem System zu führen, das in den vergangenen Jahren derart erfolgreich war wie im Profifußball", gab DFL-Geschäftsführer Christian Seifert zu. Das oft fehlende Eigenkapital der Klubs, die teils immensen Schulden, die gefährliche Abhängigkeit vom TV-Geld, die absurd hohen Ablösesummen und Gehälter, die zunehmende Entfremdung von den Fans - all diese Problemfelder wurden überdeckt vom auf Hochglanz polierten Produkt Bundesliga. "Dann braucht es vielleicht sogar eine echte Krise", meinte Seifert, "um innezuhalten, um sich zu überprüfen." Dieser Moment ist nun gekommen.

Noch geht es für die Deutsche Fußball Liga (DFL) zwar hauptsächlich um die Rettung der Saison, aber "sobald wir wieder atmen können", kündigte Seifert in der "FAZ" an, soll eine Taskforce "Zukunft Profifußball" die Rahmenbedingungen definieren, "unter denen wir künftig spielen wollen". Gehaltsobergrenze, Eigenkapitalerhöhung, Rettungsschirm, Öffnung der 50+1-Regel: Es wird bei der Diskussion keine Tabuthemen geben.

Trainer Steffen Baumgart von Ligaschlusslicht SC Paderborn ist skeptisch, was die Neuorientierung angeht. Gerade in Krisenzeiten werde "viel geredet und theoretisiert", aber "wir dürfen nicht blauäugig sein und glauben, alles wird besser, vernünftiger". Seifert versteht die Vorbehalte, auch deshalb verspricht der DFL-Boss noch nichts. "Wir dürfen jetzt nicht zu einem Ankündigungsweltmeister werden", sagte er: "Symbolpolitik hilft niemandem."

"Wer spart, steigt ab"

Die Klubs zeigen sich bereit für Reformen. "Wir müssen gewisse Exzesse versuchen zu normalisieren", sagte Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge im Münchner Merkur und der tz. Man müsse "gewisse Dinge mit Augenmaß wieder zurückdrehen", zum Beispiel den Transfermarkt: "Bis dato war es ein Rattenrennen, das um die besten Spieler der Welt stattfindet." Das Problem ist nur: "Wer spart, steigt ab." Das sagte Sportökonom und Insolvenz-Experte Daniel Weimar von der Uni Duisburg-Essen im SID-Interview. Für ihn sind die Klubs "strukturell fast gezwungen, sich zu überschulden und Risiken einzugehen".

Hilft mehr Geld? Die Rufe nach einer stärkeren Öffnung für Investoren werden lauter. Doch viele glauben, dass das frische Geld die Spirale nur weiter drehen würde. Deshalb forderte Vorstand Oliver Leki vom SC Freiburg im kicker eine Absicherung der 50+1-Regel als "Kernelement des deutschen Fußballs". Andere Lösungen könnten das Abschaffen des Abstiegs und das Einführen der Gehaltsobergrenze sein, doch beides scheint (noch) nicht umsetzbar. Eine geschlossene Gesellschaft wie im nordamerikanischen Franchise-System würden die deutschen Fans nicht akzeptieren.

Die Deckelung der Gehälter (Salary Cap) ist mit aktuellem EU-Recht nicht vereinbar. Seifert erhofft sich hier "neue Signale seitens der Politik", zumal es in einigen Ländern die Begrenzung von Beraterhonoraren bereits gebe. Doch selbst wenn sich deutsche Klubs in neuralgischen Punkten solidarisch zeigen: So lange es den internationalen Wettbewerb gibt, bleibt das "Rattenrennen", wie es ist. Zumal auch Seifert betont, dass die internationale Attraktivität auch nach Corona "elementar" sei.

Die Taskforce "Zukunft Profifußball", in die laut Bayern-Präsident Herbert Hainer der künftige Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn gehört, muss also den gordischen Knoten lösen. Ein "Weiter so", das versicherte Seifert, werde es nicht geben: "Wir wollen nicht einfach nur irgendwie aus der Krise kommen und dann weitermachen wie bisher."

Quelle: ntv.de, Jörg Soldwisch, sid

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