Fußball

Beratung über Lockerungen DFL muss auf weitere Signale warten

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Die Deutsche Fußball-Liga hat ihre Hausaufgaben gemacht und ein in weiten Teilen überzeugendes Konzept zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs vorgelegt. Aber die nahe Zukunft des Profi-Fußballs liegt weiter in fremden Händen. Heute wartet die Liga erwartungsgemäß vergeblich auf klare Signale, wie es weitergeht.

Die Deutsche Fußball-Liga wartete an diesem Donnerstag vergeblich auf ein klares Signal. Die Konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder erfüllte nicht die Hoffnung auf einen Neustart der ersten und zweiten Liga zumindest mit Geisterspielen. Die Runde wird über größere Lockerungen der Einschränkungen erst am 6. Mai entscheiden.

Die Chancen, dass der Ball nun zumindest Ende Mai in den leeren Stadien der Liga wieder rollt, stehen aber dennoch nicht schlecht. Nachdem das Bundesarbeitsministerium und die Sportministerkonferenz (SMK) das Konzept der DFL für die Austragung der restlichen neun Spieltage der Saison ohne Zuschauer überzeugend fanden, setzt die Liga nun auf die Zustimmung in der Runde mit Kanzlerin und Länderchefs.

Dass schon bei dieser Videoschalte eine Entscheidung fällt, ist ausgeschlossen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der jüngst noch einen Start am 9. Mai in Aussicht gestellt hatte, sagte zuletzt: "Ich würde diesmal nicht allzu viel erwarten. Es wäre sinnvoll, wenn wir ein Update machen, aber keine zusätzlichen überstürzten Aktionen einleiten."

Ein Sprecher der SMK-Vorsitzenden Anja Stahman teilte am Mittwoch mit: "Wir rechnen derzeit nicht mit einer Entscheidung über Öffnungen nach dem Gespräch der Kanzlerin mit den MinisterpräsidentInnen morgen. Die Auswirkungen der vorsichtigen Öffnungen werden sich vermutlich erst im Verlaufe der kommenden Woche vollständig abschätzen lassen."

Zuvor hatte sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet vorsichtig gezeigt. "Wir haben uns gemeinsam darauf verständigt, über weitere Maßnahmen erst zu entscheiden, wenn wir valide Zahlen dazu haben, wie sich die ersten Öffnungen ausgewirkt haben", sagte Laschet den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Da diese Zahlen am Donnerstag noch nicht vorliegen, werden wir über mögliche größere gemeinsame Öffnungsschritte frühestens am 6. Mai sprechen können."

Auch die Bundesliga ist abhängig von den Lockerungen, die die Politik nach dem Shutdown Stück für Stück ermöglicht. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer wollte sich am Mittwoch nicht festlegen, ob über die Geisterspiele dann spätestens bei der für den 6. Mai geplanten Unterredung von Kanzlerin und Regierungschefs der Länder entschieden wird. "Für die Neubewertung ist das aktuelle Infektionsgeschehen entscheidend", betonte Demmer. Sie sagte, für die Profis gelten "die gleichen Infektionsschutzregeln wie für alle anderen auch". Die Kanzlerin, so hört man, stand zuletzt der Idee, die Bundesliga schnell wieder zu starten, skeptisch gegenüber.

Auch zwei SPD-Ministerpräsidenten äußerten sich ablehnend zur möglichen Fortsetzung der Fußball-Bundesliga-Saison. Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil hält es "nicht für angemessen, dass wir die Bundesliga wieder starten lassen, aber gar keine Perspektive für die Kinder oder für den Breitensport haben", sagte er am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Ähnlich äußerte sich Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke im RBB-Inforadio: "Spielplätze sind zu, Kitas sind zu, Bundesliga spielt wieder - das passt nicht wirklich zusammen". Dies werde auch, "glaube ich, in der Masse der Bevölkerung auf wenig Zustimmung stoßen". Er wolle Spielplätze, Schulen und Kitas so schnell es geht, wieder öffnen, meinte Woidke, das Vorgehen müsse aber immer wissenschaftlich begründet sein.

Bundeskanzleramtsminister Helge Braun wagte im Interview mit ntv "noch gar keine Prognose. "Das ist ein sensibles Thema da wird heute bestimmt drüber diskutiert. Entscheidungen erwarte ich mir nächste Woche."

"Dann kannst du es gleich vergessen"

Das Bundesarbeitsministerium hält eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs für unbedenklich: "Aus Sicht des BMAS ist die Weiterentwicklung des DFL-Konzepts sinnvoll, reduziert Risiken und ist daher arbeitsschutzrechtlich akzeptabel. Der Arbeitsschutz der Spieler, Trainer und Betreuer kann bei vollständiger Umsetzung des Konzepts weitgehend sichergestellt werden", heißt es in einem Schreiben der Behörde an das Kanzleramt, das Innen- sowie an das Gesundheitsministerium.

Entscheiden können aber auch die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten nicht verbindlich, wann und wo wieder gespielt werden darf. Die entscheidende Instanz sind die Gesundheitsbehörden vor Ort. Die aber werden sich an den Richtlinien orientieren, die aus Berlin und den Landeshauptstädten vorgegeben werden. Sollten Geisterspiele lokal verboten werden, stünde es den Bundesligisten dann frei, sich für ihre "Heimspiele" ohne Zuschauer eine neue Heimat zu suchen.

Zu viel Zeit soll sich die Politik aber nicht lassen: "Es ist völlig ausgeschlossen, dass erst im Juni gespielt wird, dann kannst du es gleich vergessen", sagte Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, dem "Spiegel": "Wir haben ja noch neun Spieltage zu spielen, wir haben noch Relegationsspieltage. Und dann kommt der DFB-Pokal noch dazu. Und wir müssen damit rechnen, dass auch mal ein Spiel ausfällt."

"Zeichen Deutschlands an die Welt"

Lobende Worte fand bereits Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge für die Politik. "Wenn wir den Ligabetrieb wieder aufnehmen, wäre das auch ein Zeichen Deutschlands an die Welt, dass unsere Politik sehr gut arbeitet. Ich habe in den letzten Tagen wahnsinnig viele Anrufe aus Italien, England und Spanien erhalten, die sich erkundigen, wie es möglich ist, dass wir überhaupt trainieren dürfen", sagte er in einem Interview dem "Münchner Merkur" und der "tz". Sollte es losgehen, sieht er die Liga aber auch wieder vor neuen Bewährungsproben: "Natürlich muss der Fußball von Spiel zu Spiel den Beweis erbringen, dass wir mit den Vorgaben vorbildlich und diszipliniert vorgehen.

Mit Spannung blickt auch der organisierte Sport auf die Videoschalte, nach dem die Sportministerkonferenz bereits die Wiederaufnahme des Sportbetriebs, insbesondere in den Vereinen, "als dringend erforderlich" bezeichnet hatte. Demnach könne der Sport- und Trainingsbetrieb im Breiten- und Freizeitsport in einem ersten Schritt wieder erlaubt werden, wenn die Angebote an der "frischen Luft" im öffentlichen Raum oder auf öffentlichen oder privaten Freiluftsportanlagen stattfinden. Dazu gehörten die Einhaltung der Distanz- und Kontaktregeln sowie Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen, vor allem bei der gemeinsamen Nutzung von Sportgeräten, hieß es.

Quelle: ntv.de, ter/sid

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