Fußball

Kein Jubel trotz Rekord Die Geister, die Robert Lewandowski plagen

Lewandowski trifft im menschenleeren  Stuttgarter Stadion.

Lewandowski trifft im menschenleeren Stuttgarter Stadion.

(Foto: picture alliance / SvenSimon)

Robert Lewandowski ist ein Phänomen. Er bricht alle Rekorde, gewinnt alle Titel, doch verliert auf dem Weg womöglich die Freude. Der 33-jährige Pole kann nicht einmal mehr über seinen jüngsten Eintrag in die Geschichtsbücher jubeln. Das könnte auch mit Erling Haaland zusammenhängen.

Schon wieder ein Spiel für die Geschichtsbücher und trotzdem irgendwie unglücklich. Es ist aktuell nicht leicht, Robert Lewandowski zu sein. In der Bundesliga sind seine Treffer mittlerweile Normalität wie die täglich neuen Corona-Meldungen und seine Rekorde hübsches Beiwerk für eine Karriere, die trotz aller Titel, aller persönlichen Trophäen aktuell seltsam unbefriedigend wirkt. International steht er weiterhin im Schatten der großen Stars Cristiano Ronaldo, Lionel Messi und Neymar, denen auch abseits des Platzes mehr Glanz anhaftet. Der geht der Tormaschine des FC Bayern München weiterhin ab, so sehr er sich auch darum bemüht. Zusätzlich nerven Gerüchte um Erling Haaland, der ihn mal bei Bayern ersetzen und ihm mal bei Real Madrid den Vertrag wegschnappen soll.

Was war passiert? Mit seinen Toren beim 5:0 in Stuttgart schraubte der 33-jährige Lewandowski sein Torkonto im Kalenderjahr auf 42, ebenso viele wie Gerd Müller im Jahr 1972 erzielte hatte. Und der Pole hat noch ein Spiel gegen den VfL Wolfsburg, einem seiner Lieblingsgegner, gegen den er dereinst fünf Tore in nur neun historischen Minuten erzielte. Doch so richtig freuen wollte Lewandowski sich nicht. Er jubelte kaum, drehte bei und spielte weiter. Es war, trotz des Rekordes, wieder einmal ein Spiel, wie es schon häufiger unter dem neuen Trainer Julian Nagelsmann zu sehen war. Der Pole ist nicht mehr der Dreh- und Angelpunkt der Offensive, ist nur noch Teil des Kollektivs. Was ihn nicht daran hindert, seine Tore zu machen, denn daran kann ihn einfach nichts hindern.

Rekordbrecher Lewandowski war bis zu seinem ersten Treffer wenig zu sehen. Immer wieder ließ er sich tief ins Mittelfeld zurückfallen, wollte sich die Bälle von dort holen, kam kaum zu Aktionen. Dann die beiden Tore. Doch die ganz große Bühne an diesem Abend im Stuttgarter Stadion gehörte eindeutig Serge Gnabry, der neben seinen drei Treffern auch noch den Lewy-Doppelpack auflegte. "Ich habe mir viel vorgenommen, nachdem ich zuletzt nicht so viel Einsatzzeit hatte. Ich war motiviert, dass es dann so ein Spiel wird, hätte ich mir auch nicht erträumt", sagte der Nationalspieler, der in seiner Heimatstadt bei seinem ersten Startelf-Einsatz seit dem 12. Spieltag eine erstaunliche Show ins menschenleere Stadion zauberte.

Was passiert nach der Saison?

Gnabry also klaute Lewandowski die Schlagzeilen und tags darauf war es wieder einmal Erling Haaland, der mit seinem Namen nervte. Der soll nach einem Bericht der "Sport Bild" nun doch auf der Liste der Bayern stehen und vielleicht im Sommer von der Emscher an die Isar wechseln. Falls sich die Bayern mit dem Polen nicht auf einen neuen Vertrag verständigen sollten. Aktuell noch bis 2023 an den Rekordmeister gebunden, sollen im Frühjahr Gespräche stattfinden. Bei denen wird der Pole kaum unter die 24 Millionen Euro pro Saison gehen, die er laut ntv.de-Informationen aktuell verdient. Vielleicht zu viel für einen Stürmer, der langsam auf die Zielgerade seiner Karriere einbiegt.

Nagelsmann, Lewandowski und Haaland.

Nagelsmann, Lewandowski und Haaland.

(Foto: picture alliance/dpa)

Da kommt Haaland gerade recht und Mino Raiola, der Berater des Norwegers, auch. Der hatte die Bayern in den vergangenen Wochen in den exklusiven Kreis der vier Klubs aufgenommen, die für seinen Klienten im kommenden Sommer in Frage kommen. Und wenn Raiola etwas sagt, dann sagt er es nicht ohne Grund. Kaum jemand beherrscht das Transfergeschäft so wie er. Kaum jemand weiß, wie er wann welche Knöpfe drücken muss, um für seine Klienten das bestmögliche Angebot rauszuschlagen. Der große Zlatan Ibrahimovic hat ein Buch darüber geschrieben.

Haaland ist auf dem Transfermarkt, diesem großen Geschäftsfeld des Fußballs, in aller Munde. Lewandowski irgendwie auch, doch meist nur noch als schmückendes Beiwerk. Immer wieder stand der Pole kurz vor einem Transfer zu Real Madrid. Schon bereits zu seinen Dortmunder Zeiten wurde er dort gehandelt, das Interesse war nie erloschen, doch womöglich schließt sich diese Tür ganz langsam. Laut spanischen Medienberichten hat der spanische Gigant seinen Fokus auf Haaland gelegt. Der genieße bei den Bemühungen oberste Priorität. Noch so ein Rückschlag für Lewandowski, der so gerne geliebt werden würde, der für seine Leistungen außerhaolb des Münchener Kosmos immer nur Respekt erhält.

Bayern kann nur noch verlieren

Vielleicht also wurde Lewandowski in Stuttgart auch nur bewusst, wie hoffnungslos das alles ist. Die Sache mit seiner Sehnsucht nach Anerkennung und vielleicht auch die Sache mit der Bundesliga. Das 5:0 in Stuttgart war bereits Bayerns fünfter Saisonsieg mit fünf oder mehr erzielten Toren. Der Rekordmeister hat nach 16 Spieltagen bereits 52 Treffer erzielt und ist auch in dieser Kategorie längst dem Rest der Liga enteilt. Allein 18 Tore erzielte davon der polnische Stürmer. Bayern stürmt auch hier auf einen neuen Rekord zu. Die bisherige Bundesliga-Bestmarke für eine Saison liegt bei 101 Toren, von der 1971/1972er-Mannschaft der Bayern aufgestellt.

Noch trister ist für die, die sich von der Liga Spannung erhoffen, ein Blick auf die Tabelle der Bundesliga kurz vor der Weihnachtspause. Vorne die Bayern, dahinter mit gehörigem Abstand der BVB, vielleicht noch Bayer Leverkusen und danach ein, wenn man es weit fassen will, bis zu den Abstiegsrängen reichendes Mittelfeld. Zwischen Platz vier, Hoffenheim, und Platz 16, Augsburg, liegen vor den heutigen Spielen nur zehn Punkte. Ein paar Siege also.

Doch für die Bayern zählt das alles nichts. Sie können in dieser Saison beinahe nur noch verlieren. Im Pokal raus, dem Rest der Bundesliga enteilt und in der Champions League auch international einer der Top-Favoriten. Alles andere als der zehnte Meistertitel in Folge wäre für den Klub eine Katastrophe, die Champions-League-Trophäe die Krönung, aber noch in weiter Ferne. Der Druck wiegt schwer auf den Giganten aus dem Süden, die sich nach einer überhaupt nicht so souveränen Hinrunde trotzdem hoch verdient und frühzeitig Herbstmeister nennen können.

Quelle: ntv.de

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