Fußball

BVB-Fans verhöhnen Lewandowski Das zweifelhafte Glück des FC Bayern

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Die Fußball-Bundesliga freute sich auf ein Spitzenspiel. Und die Fußball-Bundesliga bekam ein Spitzenspiel. Der FC Bayern ringt Borussia Dortmund in einem wilden Duell nieder. Zwei sehr strittige Entscheidungen helfen dem Meister, der allerdings eben auch Robert Lewandowski hat.

Was hat eigentlich Lionel Messi gemacht? Nun, der wieder offiziell beste Fußballer dieses Planeten hatte es an diesem Samstagabend etwas ruhiger angehen lassen. Mit seinen Milliarden-Adjudanten von Paris St. Germain hatte er sich in der 90. Minute noch zu einem Remis gegen RC Lens gerettet. Ballon d’Oresk war der Ballon-d’Or-Gewinner dabei nicht aufgetreten. Nunja, kann ihm egal sein. Diesen Titel gönnt ihm gefühlt eh niemand. Nicht weil Messi Messi ist, sondern weil es diesen unwiderstehlichen Robert Lewandowski gibt. Der hatte in diesem Jahr unter anderem den Ewigkeitstorrekord von Gerd Müller gesprengt. Mehr Legende geht eigentlich nicht.

Borussia Dortmund - FC Bayern 2:3 (1:2)

Tore: 1:0 Brandt (5.), 1:1 Lewandowski (9.), 1:2 Coman (44.), 2:2 Haaland (48.), 2:3 Lewandowski (77., Handelfmeter nach Videobeweis)
Dortmund: Kobel - Meunier, Akanji, Hummels, Guerreiro (82. Schulz) - Can, Dahoud (60. Malen) - Brandt (69. Wolf), Reus, Bellingham - Haaland (82. Tigges); Trainer: Rose.
München: Neuer - Pavard, Upamecano, Hernandez (74. Süle), Davies - Goretzka (65. Musiala), Tolisso - Coman (88. Nianzou), Thomas Müller, Leroy Sane (65. Gnabry) - Lewandowski; Trainer: Nagelsmann.
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Zuschauer: 15.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Can, Bellingham (4) - Lewandowski, Upamecano (2)
Gelb-Rote Karte: Rose (Trainer Dortmund)

Und wenn es bei diesem Ballon d’Or auch darum geht, wie wichtig ein Spieler für seine Mannschaft ist, dann wäre Lewandowski eben einfach auch mal an der Reihe gewesen. Alle Argumente zu dieser bis zu einem Skandal hochgejazzten Wahl waren in den vergangenen Tagen ausgetauscht worden. Nur einer hatte am Samstagabend noch einmal Bedarf, die Dinge klarzustellen. Der knapp geschlagene Lewandowski selbst. Im einzig echten Topspiel, das die Bundesliga noch zu bieten hat, war der Stürmer des FC Bayern der Mann, der das Duell bei Borussia Dortmund (3:2) alleine entschied. Wenn man von Schiedsrichter Felix Zwayer mal absieht, der Entscheidungen getroffen hatte, die den BVB fassungslos machten. Kein Elfmeter für Marco Reus (nach einem tüchtigen Rempler von Lucas Hernández, ohne Ansicht der Videobilder), dann aber Strafstoß für den FC Bayern nach einem unabsichtlichen Handspiel des stolpernden Mats Hummels (der Arm war allerdings draußen, mit Ansicht der Videobilder).

Nun, die Empörung war groß. BVB-Trainer Marco Rose flog nach einem emotionalen Ausbruch mit Gelb-Rot aus der Coaching-Zone. Kapitän Reus staunte und wiederholte nach dem Spiel im Interview ein lautes "Boah". Der wieder sehr starke Jude Bellingham witterte eine Verschwörung. Erling Haaland sprach von einem Skandal. Und die meisten der 15.000 Fans pfiffen sich ihre Wut lautest aus ihren Körpern. Das alles ließ Lewandowski völlig unbeeindruckt. Der Pole legte sich den Ball auf den Punkt, trabte gewohnt zögerlich an und vollendete präzise. Das war auch unbedingt nötig, denn Torwart Gregor Kobel hatte die Ecke geahnt. Es war das 3:2. Es war die Entscheidung. Es war der letzte Höhepunkt (oder Tiefpunkt aus Sicht des BVB) in diesem furiosen Spiel, das so viele Geschichten erzählte, die allerdings alle vom Sog der Schiedsrichter-Entscheidungen weggerissen wurden.

Bitterböser Spott von den Rängen

Da war natürlich Lewandowski. Was wäre der FC Bayern nur ohne ihn? Tja, das möchten sie sich in München nicht vorstellen. In einer wilden Anfangsphase, in der der Rekordmeister heftig schlingerte, reichte eine Szene, um die heißblütigen Dortmunder blitzartig abzukühlen. Nur vier Minuten nach dem sensationellen Auftakt durch Julian Brandt (1:0, 5. Minute), stellte der Stürmer aus München ganz lässig und abgezockt auf 1:1. Es war bereits sein 15. Treffer in der Liga, der 16. brachte später die Entscheidung. "Er hat sehr gut gespielt. Dass die Tore von hoher Bedeutung sind, ist selbstverständlich, aber Robert hatte auch andere Aktionen, die für mich richtige Winner sind", befand Trainer Julian Nagelsmann. Und er freute sich, auch, dass Lewandowski den verhöhnenden Messi-Messi-Rufen der BVB-Fans so souverän und gelassen trotzte.

Eine andere Geschichte erzählte die bayrische Abwehr. Wieder einmal war sie nicht das Fundament, dem man traut, mächtige Erfolgserzählungen auf ihr zu bauen. Allen voran Dayot Upamecano. Der Franzose fremdelt weiter sehr mit der angedachten Rolle des Abwehrchefs: Stellungsfehler, verlorene Duelle mit Haaland (gut, damit ist er nicht alleine) und ein wilder Fehlpass, der in der Nachspielzeit fast noch den Ausgleich ermöglicht hätte. Ob sie sich in München manchmal doch ein bisschen darüber ärgern, in diesem Sommer mit David Alaba und Jérôme Boateng gleich zwei Stammkräfte verloren zu haben? Boateng übrigens war einst im Frühsommer 2020 in Dortmund für ein Handspiel mit ausgestrecktem Ellenbogen nicht bestraft worden. Nunja, so's Fußball. Würde Ailton jetzt sagen.

Beim FC Bayern konnten sie schwarzgelbe Empörung ohnehin nicht nachvollziehen. Was wenig überraschend war. "Der Elfmeter war für mich unstrittig", urteilte Nagelsmann. Und auch für Thomas Müller war der Strafstoß die richtige Entscheidung: "Ich mach mir jetzt wahrscheinlich keine Freunde, aber wenn ich die Szene jetzt sehe, geht Hummels schon mit dem Arm hin. Ich kann mir vorstellen, dass das in der Regelschulung der Schiedsrichter ein Elfmeter ist." Der Antreiber des FC Bayern hatte immerhin Verständnis für die Wut der Dortmunder. Auch wegen der Reus-Szene. "Ich kann den Frust verstehen. Das ist das Bittere, dass diese Szenen so ein intensives Spiel entscheiden."

Ruhe für das bayrische Chaos

Ja, intensiv, das war dieses Spitzenspiel. Begeisternd geführt von erlebnisfreudigen und mutigen Offensivreihen. Staunend begleitet von bisweilen äußerst vogelwilden Abwehrformationen. Und die Bayern hatten gezeigt, was sie ausmacht, wenn sie unter Druck stehen. Und davon gab es im Verein zuletzt reichlich: Corona-Ausbrüche, Impfskeptiker, Fan-Wut gegen den Sponsoren-Deal mit Katar und ein deswegen völlig entgleistes Jahrestreffen, das Ehrenpräsident Uli Hoeneß schockierte. In Dortmund schüttelte die Mannschaft, die weiter ohne den mit Corona infizierten Joshua Kimmich auskommen musste, sich wieder und wieder. Sie schärfte den Fokus nach, wenn die Wucht des BVB zu groß wurde. Wie zu Beginn beider Halbzeiten, die mit frühen Toren eröffnet worden waren. So hatte Haaland den 1:2-Rückstand, der immer gefährliche und sehr aktive Kingsley Coman hatte direkt vor der Pause getroffen, nur zwei Minuten nach Wiederanpfiff ausgeglichen. Sehenswert.

Die Bayern spielten nicht nur gut (wie die Dortmunder übrigens auch), sie waren auch gnadenlos und bestraften drei bittere Fehler. Das 0:1 hatte Hummels verbockt, beim 1:2 schoss Raphael Guerreiro Hummels im eigenen Strafraum an und vorm 2:3 war es eben der Arm des Nationalspielers im Wartestand, dem Zwayer unterstellte, verbotene Dinge getan zu haben. Spiele wie diese nähren die Zweifel, ob der Abwehrchef tatsächlich noch eine Zukunft im DFB-Team hat. Bei seinem Teamkollegen Brandt sieht die Sache anders aus. Der kämpft sich langsam zu einer starken und endlich konstanteren Form. Umso bitterer für ihn: Der Samstagabend endete für ihn nach einem fürchterlich anzusehenden Zusammenprall mit Upamecano im Krankenhaus. Aber noch nach dem Spiel gab Rose Entwarnung. Etwas Schlimmeres war dem offenbar kurz bewusstlosen Dribbler nicht passiert.

Tja, und nun? Alles wie immer. Der FC Bayern bleibt Tabellenführer, die Dortmunder hadern mit sich und dem Schicksal. Und Lionel Messi bleibt Gewinner des Ballon d'Or. So's Fußball.

Quelle: ntv.de

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