Fußball

"Darf man nicht hergeben" Fehlender Killer-Instinkt: Bayer-Kapitän zerfetzt sein Team

Ein Foulelfmeter besiegelt den Tiefschlag für Leverkusen.

Ein Foulelfmeter besiegelt den Tiefschlag für Leverkusen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Im 100. Pflichtspiel für Bayer Leverkusen von Trainer Xabi Alonso ist nach acht Minuten scheinbar alles für eine Feier vorbereitet. Doch dann schlampt der Deutsche Fußball-Meister und schenkt gegen Aufsteiger Holstein Kiel den Sieg her. Das macht Kapitän Lukas Hradecky rasend.

Lukas Hradecky war kaum zu bremsen, nach dem völlig unnötigen Punktverlust gegen den tapferen Aufsteiger Holstein Kiel schlug der Kapitän von Bayer Leverkusen Alarm. Von der Mentalität, die Leverkusen in der Vorsaison zum Double getragen hatte, sei nichts mehr zu spüren, schimpfte der Torhüter: "Wir waren Meister, weil wir jedes Spiel angegangen sind wie die Verrückten. Heute habe ich nicht den endlosen Willen gesehen, das Spiel zu killen."

Stattdessen "lassen wir metaphorisch gesagt den Patienten am Leben", führte Hradecky nach dem 2:2 (2:1) aus. Er habe "Eifrigkeit und Bissigkeit" nicht gesehen, die Kieler "haben sich den Punkt verdient, ganz ehrlich". Trainer Xabi Alonso, dessen 100. Pflichtspiel für Bayer mit einer großen Enttäuschung endete, hatte seine Spieler nach dem Abpfiff zunächst geschlossen in die Kabine geschickt.

Bayer Leverkusen - Holstein Kiel 2:2 (2:1)

Tore: 1:0 Boniface (4.), 2:0 Hofmann (8.), 2:1 Geschwill (45.+5), 2:2 Arp (69., Foulelfmeter)

Leverkusen: Hradecky - Tah, Andrich (70. Hincapie), Tapsoba - Frimpong (77. Adli), Xhaka, Palacios (70. Garcia), Grimaldo - Hofmann (60. Terrier), Wirtz - Boniface (70. Schick). - Trainer: Alonso

Kiel: Weiner - Ivezic, Erras, Geschwill - Becker, Knudsen, Porath (86. Komenda) - Holtby (86. Remberg), Gigovic (71. Schulz) - Machino (46. Arp), Skrzybski (46. Pichler). - Trainer: Rapp

Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)

Gelbe Karten: Frimpong (3), Tah - Knudsen (3), Weiner (2)

Zu besprechen hatte Leverkusen einiges: Nach der Führung durch Victor Boniface (4.) und Jonas Hofmann (8.) schaltete Bayer mehrere Gänge zurück und wurde noch vor der Pause durch Max Geschwill (45.+5) bestraft. Fiete Arp (69., Foulelfmeter) stellte den Spielverlauf auf den Kopf und sorgte für die Überraschung. Rekordmeister Bayern München könnte den Vorsprung auf Leverkusen am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt bereits auf fünf Punkte ausbauen.

"Wir haben zwölf Gegentore nach sechs Spielen - diese Statistik ist Wahnsinn", so Hradecky. "Die Führung kam zu schnell, zu einfach. Einen 2:0-Vorsprung darf man nicht hergeben. Egal, ob es Holstein Kiel, AC Mailand oder FC Bayern ist", sagte der Torhüter. "Diese Leichtigkeit und Lockerheit hat was anderes als Seriosität ausgestrahlt - und das muss weg." Auch Nationalspieler Robert Andrich war bedient. "Das darf nie passieren, dass wir dieses Spiel noch aus der Hand geben. Niemals", sagte Andrich bei Sky. "Es ist ein Rückfall in dem Sinne, dass man in solchen Spiele - ohne Kiel schlecht zu machen - da darfst du keine Punkte liegen lassen. Vor allem, wenn du 2:0 führst."

Kiels Finn Porath lobte dagegen die Einstellung des Aufsteigers. "Durch so ein Spiel merken wir, dass wir immer für Punkte infrage kommen", sagte er: "Das sollte uns Mut geben für die nächsten Wochen."

Hämische Kieler Fans

Das Unentschieden hatten die Kieler auf dem Rasen wie einen Sieg gefeiert - gemeinsam mit ihren Fans, die für die Leverkusener nichts als Häme übrig hatten. "Und ihr wollt deutscher Meister sein?", sangen die mitgereisten Kieler Anhänger.

Dabei hatte Leverkusens Mittelfeldchef Granit Xhaka nach den Highlight-Spielen bei Bayern München in der Liga (1:1) und in der Königsklasse gegen die AC Mailand (1:0) noch einmal die Sinne geschärft und volle Konzentration für den Ligaalltag gefordert. Die Sorge erwies sich zunächst als unbegründet. Mit einem Doppelschlag sorgte Leverkusen früh für klare Verhältnisse. Alonso durfte zufrieden sein. Der dritte Treffer durch Boniface wurde jedoch aufgrund einer Abseitsposition zurückgenommen (26.).

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Den Kielern gelang es dagegen kaum, die Mittellinie zu überspielen. Als der Meister allmählich in den Verwaltungsmodus schaltete und sich mehrere Unkonzentriertheiten leistete, schlug Kiel fast aus dem Nichts zu. Kurz vor dem Pausenpfiff verkürzte Geschwill per Kopf nach einer Ecke.

Die schnelle Antwort auf den Gegentreffer blieb aus. Kiel stabilisierte sich defensiv und schöpfte im Offensivspiel mehr Mut: Einen Konter über Benedikt Pichler (67.) stoppte Edmond Tapsoba in höchster Not. Leverkusen agierte weiterhin dominant, zwingende Abschlüsse erspielte sich Alonsos Team jedoch kaum. Arp bestrafte die Nachlässigkeiten, nachdem Jeremie Frimpong den Kieler Armin Gigovic im Strafraum gefoult hatte.

Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa

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