"Hätte Weg freimachen sollen" Gibt es ein Comeback von Ex-Bundestrainer Löw?
27.01.2025, 09:43 Uhr
Löw ist noch nicht im Ruhestand.
(Foto: dpa)
Auf die Euphorie des WM-Titels sei die große Leere gefolgt, bekennt Ex-Bundestrainer Joachim Löw rückblickend. Auch, dass er 2018 nach dem Desaster an seinem Job festgehalten habe, stellt er inzwischen infrage. Das ändert aber nichts daran, dass er noch einmal als Trainer arbeiten würde.
Ex-Weltmeister-Coach Joachim Löw kann sich offensichtlich eine Rückkehr als Trainer vor allem von einer Nationalmannschaft vorstellen. In einem Interview vor seinem 65. Geburtstag am 3. Februar sagte der ehemalige deutsche Bundestrainer dem "Kicker" zunächst auf die Frage, ob eine neue Aufgabe für ihn im Profi-Fußball erstrebenswert sei: "Ich habe nicht den Druck wie ein junger Trainer, für den es immer zeitnah weitergehen muss." Er habe auch Zeit gebraucht, um Abstand zu finden, zu reflektieren und seine Emotionen einzuordnen.
"Es gab in den vergangenen zwei Jahren einige Angebote, aber ich hatte nicht das Gefühl, dafür zu brennen", erklärte er nun. "Mit spannenden Optionen werde ich mich aber beschäftigen. Ich habe die Erfahrung mit Nationalmannschaften und darin, ein Team mit einer Vision über zwei Jahre auf ein Turnier vorzubereiten."
Löw hatte nach zwei Jahren als Co-Trainer nach der WM 2006 im eigenen Land die DFB-Auswahl als Chefcoach von Jürgen Klinsmann übernommen. Er hatte 2014 mit Deutschland den WM-Titel in Brasilien geholt, im Juli 2021 endete nach mehreren enttäuschenden Turnieren aber die Ära Löw.
Laut "Bild"-Zeitung kann sich Löw ein Comeback - "Stand jetzt wohl vorerst aber nur als Nationaltrainer" - am liebsten schon bei der kommenden WM in knapp anderthalb Jahren in Kanada, den USA und Mexiko vorstellen. Er sehe sich künftig weiter zuallererst als Nationaltrainer und nicht unbedingt als Vereinscoach, hieß es bei dem Boulevardblatt. Zuletzt war er als einer der Kandidaten für Borussia Dortmund gehandelt worden, nachdem der Klub sich nach einer Pleiten-Serie von Nuri Sahin getrennt hatte.
"Nach der Euphorie in ein Loch gefallen"
Mit Blick auf seine Zeit als Nationaltrainer beim Deutschen Fußball-Bund räumte Löw ein, dass nach der WM 2018 in Russland, bei der Titelverteidiger Deutschland nicht über die Vorrunde hinausgekommen war, ein Rücktritt der richtige Schritt gewesen wäre. "Ich hätte den Weg freimachen sollen für jemanden, der mit neuen Ideen kommt und mit der goldenen Generation einen klaren Schnitt vollzieht", erklärte Löw im "Kicker".
Schon vier Jahre zuvor hatte er darüber nachgedacht - nach dem WM-Titel 2014, erklärt er auf Nachfrage: "Das hatte ich nach dem Endspiel in Rio nicht in Erwägung gezogen. Alle unsere Ziele waren erreicht worden. Und auch in den EM- und WM-Turnieren haben wir ja bereits viel erreicht und sind weit gekommen, oft bis ins Halbfinale. Wir waren in der Weltspitze und einige Jahre lang die Benchmark für andere."
Löw aber machte nach dem blamablen Vorrunden-Aus weiter, führte Deutschland noch zur Europameisterschaft 2021 - und schied mit der Nationalmannschaft im Achtelfinale gegen England aus. Erst anschließend folgte das Ende auf der DFB-Trainerbank - nach rund 15 Jahren.
2014 war Löw mit Deutschland in Brasilien Weltmeister geworden. Auch damals hatte er einen Rücktritt "nach dem Endspiel in Rio nicht in Erwägung gezogen", sagte er im Rückblick. Allerdings sei er "in der Woche nach der Euphorie in ein Loch gefallen. Ich habe mich gefragt: Brenne ich noch? Mir fehlten zu dem Zeitpunkt zunächst neue Impulse, neue Ideen", räumte Löw ein.
Auf einmal habe er "neue Wege gehen, neue Reize setzen" müssen, führte Löw weiter aus: "Auf dem Höhepunkt habe ich mich damit aber schwergetan. Ich hatte den Ehrgeiz, den Erfolg zu bestätigen, aber mir fehlte die zündende Idee. Deswegen bekam ich Selbstzweifel. Die positive Energie und der Anspruch, das Team auf diesem Niveau zu halten, waren aber immer vorhanden."
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid