Auslosung zur Nations League Joachim Löw hat jetzt andere Prioritäten
03.03.2020, 14:37 Uhr
Achja, die Nations League.
(Foto: picture alliance/dpa)
In Amsterdam werden die Gruppen für die nächste Ausgabe der Nations League ausgelost. Die Zeremonie ist für Bundestrainer Joachim Löw auch Sinnbild des schweren Wegs der Fußball-Nationalmannschaft zurück zur Spitze - und trotzdem nur nebensächlich.
Die Niederlande oder England, Frankreich oder Spanien - trotz der Aussicht auf eine weitere Hammergruppe trat Bundestrainer Joachim Löw die Reise nach Amsterdam gelassen an. Der deutschen Fußball-Nationalmannschaft drohen bei der Auslosung (ab 18 Uhr, ntv.de-Ticker) zur zweiten Auflage der Nations League zwar erneut Hochkaräter, doch für Löw haben andere Dinge Priorität.
Die Europameisterschaft in 101 Tagen wird nämlich auch über die Zukunft des 60-Jährigen entscheiden. Die im September beginnende Nations League ist ungeachtet der feierlichen Zeremonie im Beurs van Berlage Conference Centre in Amsterdam daher nur zweitrangig. "Die Jahre der Selbstverständlichkeit sind vorbei", hatte Löw zuletzt gesagt: "Wir müssen uns alles neu und hart erarbeiten, Schritt für Schritt, mit Leidenschaft, Begeisterung und Überzeugung."
Löw schaut nur auf die EM
Topf 1: Portugal, Niederlande, England, Schweiz
Topf 2: Belgien, Frankreich, Spanien, Italien
Topf 3: Bosnien-Herzegowina, Ukraine, Dänemark, Schweden
Topf 4: Kroatien, Polen, Island, Deutschland
Das bekam seine Mannschaft auch bei der ersten Auflage der Nations League zu spüren, an deren Ende der sportliche Abstieg stand. Doch da die Uefa die Division A von 12 auf 16 Mannschaften aufstockte, darf das DFB-Team weiter bei den "Großen" mitspielen. Allerdings wurde der viermalige Weltmeister lediglich in Topf vier eingeteilt, daher droht beispielsweise eine Gruppe mit dem letztjährigen Finalisten Niederlande, Weltmeister Frankreich und Schweden.
Löw hat jedoch nur die EM vom 12. Juni bis 12. Juli im Kopf, wo seine Mannschaft in der Vorrunde unter anderem auf Frankreich und Titelverteidiger Portugal trifft. "Wir haben eine Hammergruppe. Aber wir spielen in München. Das ist ein Riesenpfund und wird uns helfen", sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff.
"Wir alle haben aus der WM gelernt"
DFB-Präsident Fritz Keller hat ungeachtet der Vorrundengegner das EM-Halbfinale als Ziel ausgerufen. Und was, wenn nicht? Zumindest ein zweites Vorrunden-Aus wie bei der desaströsen WM 2018, als Löw seine dunkelste Stunde als Trainer erlebte, wird er sich nicht erlauben dürfen. "Wir alle haben aus der WM gelernt", beteuert Löw, "bei einem Turnier sind alle Spiele K.-o.-Spiele."
Vor den EM-Härtetests in Madrid gegen Spanien am 26. März und fünf Tage später gegen Italien in Nürnberg hat sich die Personallage entspannt. Zuletzt erreichten Löw sogar positive Nachrichten von seinen beiden größten Sorgenkindern: Leroy Sané gab 208 Tage nach seinem Kreuzbandriss in der U23 von Manchester City sein Comeback, Niklas Süle stieg nach seinem Kreuzbandriss wieder ins Lauftraining ein. Es habe keine Komplikationen gegeben, sagte der Münchner, Löw darf daher auf eine EM-Teilnahme seines Abwehrchefs hoffen.
Die Begegnungen mit Spanien und Italien kommen für Süle aber noch zu früh, sind für seine Mitspieler aber eine echte Standortbestimmung. "Die Spanier zählen für mich zu den Favoriten. Wir freuen uns auf diesen Test, der für uns ein Gradmesser ist", sagte Bierhoff, der die Spiele als Gelegenheit sieht, "den einen oder anderen Spieler noch einmal auf höchstem internationalen Niveau zu testen". Denn vor der Nominierung seines vorläufigen EM-Aufgebots Mitte Mai bleiben Löw ansonsten keine Möglichkeiten mehr, etwas auszuprobieren. Seinen endgültigen 23er-Kader wird der Bundestrainer während des Trainingslagers in Seefeld/Tirol nominieren. Damit beschäftigt er sich jetzt schon mehr als mit der Nations League.
Quelle: ntv.de, Oliver Mucha, sid