Fußball

Kirche statt Stadion Launiger Klopp bekennt sich zu Mainz

Heidel (r.) lässt es sich bei der Preisverleihung nicht nehmen, Anekdoten zu Klopp (m.) zu erzählen.

Heidel (r.) lässt es sich bei der Preisverleihung nicht nehmen, Anekdoten zu Klopp (m.) zu erzählen.

(Foto: imago/Martin Hoffmann)

Ein Abend mit Jürgen Klopp verspricht vor allem: viel Unterhaltung. Das gilt auch bei der Verleihung des Mainzer Medien-Preises an den Fußball-Startrainer. In der Christuskirche spielt die Orgel "You'll never walk alone" und Klopp schwärmt von seiner alten Heimat.

Weniger Angst und mehr Entspanntheit im Umgang mit Medien - mit diesem Rat an alle Fußballvereine hat Liverpool-Trainer Jürgen Klopp den Mainzer-Medien-Preis entgegengenommen. "Wenn jemand fragt, gebe ich eine Antwort - wenn das jemand nicht gefällt, kann ich es nicht ändern." Der frühere Spieler und Trainer von Mainz 05 war für die bislang kaum bekannte Auszeichnung nach Mainz gekommen.  Zuvor hatte er schon zweimal einen Deutschen Fernsehpreis für seine Auftritte als TV-Experte erhalten, diese Auszeichnungen aber nicht persönlich entgegengenommen. Nun hatte er bei seiner Rückkehr jede Menge Spaß.

Fußball und Religion - bei und für Klopp geht das wunderbar zusammen.

Fußball und Religion - bei und für Klopp geht das wunderbar zusammen.

(Foto: imago/epd)

Das fing an mit der Stadion-Hymne "You'll never walk alone", auf der Orgel gespielt in der Mainzer Christuskirche. Dann erklärte der Herzchirurg Christoph-Friedrich Vahl von der Universitätsmedizin Mainz als Mitbegründer des Preises, dass die Jury nicht etwa den fußballerischen Erfolg würdigen wollte, und auch nicht "seine emotionalen Ausbrüche am Spielfeldrand". Aber Klopp lebe Fairness vor. Auch leiste er "einen wichtigen Beitrag, um das Bild des Deutschen im Ausland in kleinen Schritten zum Positiven zu verändern".

"Er vermittelt Geist des Fußballs"

Das war 2001 nicht zu ahnen. Damals machte FSV-Manager Christian Heidel den in Mainz nur als "Kloppo" bekannten Verteidiger in höchster Abstiegsnot zum Trainer des Zweitligavereins. Heidel, mit Krawatte in Schalke-Blau in seine Geburtsstadt gekommen, erinnerte an das "schallende Gelächter" bei der Vorstellung des neuen Trainers. Was folgte, waren Klassenerhalt, Bundesliga-Aufstieg 2004, dann 2008 der Wechsel zu Borussia Dortmund und 2015 zu Liverpool. "Er vermeidet Populismus, er ist authentisch, auch wenn es manchmal unangenehm sein kann", sagte Heidel in seiner Laudatio. Auch in einer inzwischen veränderten Medienwelt, in der Information oft von Bewertung verdrängt werde, halte Klopp an Offenheit, Ehrlichkeit und Bodenständigkeit fest.

"Medien sind Mittel der Kommunikation, sie verbinden Menschen", betonte der gastgebende evangelische Dekan Andreas Klodt. "Wir haben hier ein Medium sitzen, das uns etwas vom Geist des Fußballs vermittelt." Und Klopp sprach in der Christuskirche auch von seinem persönlichen Glauben: "Christ-Sein, und auch das Mensch-Sein ist ein steter Versuch, und da bin ich noch dabei."

BVB-Meisterschaft - warum nicht?

Nach der Übergabe des Preises - in der Stadt Gutenbergs war das eine eigens gestaltete Druckgrafik - trat Klopp ans Mikrofon. In seiner Dankesrede mokierte er sich ein bisschen über die vielen Fragen von Journalisten vor Beginn der Feier. Und kritisierte: "Wir leben in einer Zeit, in der auch die Medien dafür verantwortlich sind, dass Donald Trump Präsident der USA ist." Aber dann schwärmte er von der "wunderschönen Zeitreise" des Abends und bekannte mit Blick auf den bis zur Empore voll besetzten Kirchenraum: "Für meine Familie und mich ist Mainz Heimat und wird auch irgendwann mein Zuhause sein."

Natürlich kam er auch nicht um Fragen zum Sportlichen herum. Borussia Dortmund hat aus Klopps Sicht jedenfalls eine gute Chance auf die Meisterschaft in der Bundesliga. "Dortmund spielt einen Super-Fußball und Lucien Favre macht einen tollen Job", sagte der Coach des FC Liverpool. "Es ist ganz normal, dass auch Bayern mal seine Schwierigkeiten hat." Zu den Chancen seiner "Reds" in der Premier League äußerte sich Klopp vorsichtig optimistisch: "Wir sind gut, aber die anderen leider auch."

Quelle: ntv.de, Peter Zschunke, dpa

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