"Mia san mia" fehle dem Klub Matthäus und Co. rügen FC Bayern für Nagelsmann-Rauswurf
24.03.2023, 20:52 Uhr
Matthäus ist nicht über das Aus verwundert, aber über die Art und Weise.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das Aus von Julian Nagelsmann als Trainer des FC Bayern ist inzwischen offiziell bestätigt. Vom Bekanntwerden der Trennung bis zur Bestätigung durch den Klub vergehen viele Stunden. Viel Zeit, in der sich zahlreiche Ex-Profis des deutschen Rekordmeisters und weitere Experten kritisch äußern.
Fast 24 Stunden hat es gedauert, bis der FC Bayern zum Rauswurf von Julian Nagelsmann Stellung bezogen hat. Inzwischen ist es offiziell: Der 35-Jährige ist raus, sein Nachfolger wird Thomas Tuchel sein. Dennoch blieb viel Zeit für Experten, sich über den Klub und dessen Gebaren zu äußern. Lothar Matthäus, Rekordnationalspieler und TV-Experte bei RTL, ist einer von ihnen: "Für mich war es eigentlich keine große Überraschung mehr, dass die Bayern die Entlassung von Julian Nagelsmann vollzogen haben." Als Gründe nennt der ehemalige Kapitän des FC Bayern "die sportliche, aber auch persönliche Situation um Julian Nagelsmann" sowie die letzten Ergebnisse.
Des Weiteren macht der Rekordnationalspieler auch die Führungsetage der Münchner für die aktuelle Situation verantwortlich: "Die Bayern-Verantwortlichen haben in der letzten Zeit keine gute Figur abgegeben." Es sei "nicht mehr das 'Mia san mia', das die Bayern immer ausgezeichnet hat zu Zeiten von Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß."
Familiärer Umgang fehle dem FC Bayern derzeit
Ähnlich sieht das der frühere Sportmoderator Waldemar Hartmann: "Auch beim FC Bayern gilt das Gesetz: Der Fisch fängt am Kopf das Stinken an", sagte Hartmann der Deutschen Presse-Agentur. "Man hatte lange genug Zeit, sich zu überlegen, ob man Julian Nagelsmann verpflichtet." Auch vom jungen Alter des 35-jährigen Trainers und "seinem eigenen Kopf" habe man gewusst, erklärte Hartmann. Er betonte: "Man kann solche Entscheidungen treffen, man muss sie aber, und das erwartet die Öffentlichkeit, auch gut begründen können", sagte Hartmann. Ohne eine Erklärung bleibe "ein Geschmäckle".
Die Erklärung wurde inzwischen offiziell nachgereicht. Man sei im Klub überein gekommen, dass sich die Qualität des Kaders "zunehmend seltener gezeigt" habe. "Nach der WM haben wir immer weniger erfolgreich und attraktiv gespielt, die starken Leistungsschwankungen haben unsere Ziele in dieser Saison infrage gestellt, aber auch über diese Saison hinaus", so Vorstandschef Oliver Kahn.
Doch das dürfte Ex-Profi Thomas Helmer nicht überzeugen. "Wenn es an der sportlichen Situation liegen soll, frage ich mich, warum das nicht gleich am Montag nach der Niederlage gegen Leverkusen gemacht wurde", sagte Helmer dem Portal web.de. Auch Dietmar Hamann zeigte sich bei Sky verwundert: "Der Zeitpunkt war schon etwas überraschend", sagte der Ex-Bayern-Spieler. "Nach den beiden überzeugenden Paris-Spielen hätte ich schon gedacht, dass man zumindest dem Trainer noch die Chance gibt, gegen City ins Halbfinale einzuziehen."
Für Matthäus ist eins vorrangig wichtig beim FC Bayern. Der Klub müsse wieder "zurück zu den Wurzeln, zum familiären Umgang miteinander." Das habe "die Bayern in der Vergangenheit immer stark gemacht", so Matthäus, "das vermisse ich in den letzten ein bis eineinhalb Jahren."
Quelle: ntv.de, ara/dpa