DFB-Elf in der Ekstase-KritikTraumdebüt für 19-Jährigen, Kimmich ist der Boss, gierige Zauberfüße
Das Beste kommt zum Schluss. Die DFB-Elf fertigt im "Endspiel" der WM-Qualifikation die Slowakei ab, weil beinahe alle Spieler überragend auftreten. Kimmich gibt den Boss, Wirtz schlägt Traumpässe und Sané und Woltemade knipsen. Dann kommt der große Auftritt von Assan Ouedraogo.
Oliver Baumann: Der Torhüter muss lange auf seine erste Ballberührung warten. Ist dann in der einzigen DFB-Wackelminute stark zur Stelle und hechtet die einzige Chance der Slowaken in der ersten Halbzeit zur Ecke (21.). Beim Volleykracher von Duris begräbt er die Kugel souverän in seinen Armen (51.).
Nico Schlotterbeck: Fehlte gegen Luxemburg verletzt und zeigt dem Bundestrainer, was dieser an ihm hat. Grätscht hier mal resolut dazwischen, zeigt da sehr gute Spieleröffnungen, die für einen Innenverteidiger im modernen Fußball unabdingbar sind. Darf sich Mitte der zweiten Halbzeit auf der Bank erholen.
Jonathan Tah: Agiert weitaus sicherer als gegen Luxemburg und ist vor allem körperlich präsent, was für die nicht gerade mit Berserkern bestückte Nationalelf wertvoll ist. Übernimmt später für Kimmich die Binde - und sieht dennoch für Meckern Gelb.
Joshua Kimmich: Der Kapitän ist zurück und das tut dem DFB-Spiel sichtbar gut. Von Schmerzen ist nichts zu sehen, Kimmich ist von Anfang an ständig unterwegs auf der Außenbahn und presst aggressiv. Gibt der Mannschaft Sicherheit, schaltet sich offensiv immer wieder zentral ein. Seine Chip-Bälle aus der Spielfeldmitte sind zunächst zu ungenau, die Flanken von der Seite dafür umso besser. Zum Beispiel die zum 1:0 auf Woltemade. Wird nach einem Doppelwechsel genau wie Schlotterbeck geschont.
David Raum: Bei seinem Heimspiel ist er der Einzige, dem kein Highlight gelingt. Seine Flanken von der linken Seite finden selten einen Abnehmer. In der 72. erntet er trotzdem warmen Applaus bei seiner Auswechslung.
Aleksandar Pavlović: Der defensivere der Sechser ordnet das Spiel mit Übersicht und Ruhe, schlägt gute Seitenverlagerungen. Sucht die Vertikale und spielt so den wichtigen Hockey-Assist auf Goretzka vor dem 2:0. Wird in der Pause als Vorsichtsmaßnahme (leichten Schlag kassiert) von Nmecha ersetzt.
Leon Goretzka: Ackert, wie man es von ihm erwartet und ist bei Ecken immer präsent. Zeigt beim Gnabry-Tor, dass er auch ein feines Füßchen besitzt, mit einem tollen Pass genau in die Schnittstelle. Hat in der zweiten Halbzeit Pech, dass sein starker Rechtsschuss gehalten wird.
Florian Wirtz: Emsig, Aktivposten, immer anspielbar. Der Liverpooler Zauberfuß scheint es zu genießen, endlich mal wieder befreit aufzuspielen. Hat den ersten Abschluss in der 15. Minute, aber schießt über das Tor. Schlägt kurz darauf einen traumhaften, tiefen Ball über das halbe Feld genau in den Lauf von Sané, der zum 3:0 führt. Noch genialer ist aber der Pass zum 4:0, den er genau derart durch die komplette Hintermannschaft der Slowaken chipt, dass Sané ihn direkt verarbeiten kann. In der zweiten Halbzeit überzeugt der Zauberfuß auch mit Defensivarbeit und läuft mehrmals einen Slowaken in der eigenen Hälfte ab.
Leroy Sané: Kann mit einem einzigen Spiel all die herbe Kritik und viel Frust abschütteln. In der 36. Minute löst er sich im perfekten Zeitpunkt bei einem tiefen Lauf, ein Kontakt reicht zur Ballmitnahme, ein zweiter zum Schuss flach ins linke Tornetz. Sei erstes Länderspieltor seit mehr als einem Jahr ist das 3:0. Das 4:0 erzielt er artistisch nach einem erneut tollen Laufweg. Legt noch zirkusreifer per Hacke das 6:0.
Serge Gnabry: Ähnlich stark am Wirbeln wie Wirtz und Sané. Hat in der 25. Minute nach einem guten Lauf das 2:0 auf dem Fuß, aber sein Abschluss ist zu unplatziert. Macht es vier Minuten später besser: Sticht perfekt durch und vollendet eiskalt. Sein fulminanter Distanzschuss kurz vor der Pause rauscht knapp am Gehäuse der Slowaken vorbei. Spielt in der zweiten Hälfte ohne Eigensinn und mit Übersicht den Assist zum Baku-Tor.
Nick Woltemade: Dieser Typ ist überall. Noch beeindruckender als sein 1:0-Dosenöffner ist, dass der Stürmer kurz zuvor zu Kimmich gestikuliert, wie dieser die Flanken zu schlagen hat. In der 18. Minute köpft er wuchtig zum 1:0 ein, nachdem er sich clever von seinen Verteidigern davonschleicht, steht er in der Luft wie Karlheinz Riedle in seinen besten Tagen. Stellt später den Körper gut rein und ermöglicht damit Wirtz den Pass zum 4:0. Wurstelt sich nach der Pause stark durch mit seinen langen und doch schnellen Beinen und initiiert damit auch das fünfte deutsche Tor. Kurz darauf legt er artistisch per Hacke für eine Goretzka-Chance auf. Ist kurz vor Ende Teil der wunderbaren Kombination, die den sechsten Treffer bringt.
Felix Nmecha: Geht auf die defensive Pavlovic-Position. Fordert viele Bälle, um sich zu zeigen. Leidet darunter, dass die DFB-Elf ein paar Gänge runterschaltet. Sein Distanz-Kracher (73.) gerät etwas zu zentral.
Ridle Baku: Kommt für Kimmich - und trifft nur drei Minuten später zum 5:0.
Malick Thiaw: Kommt für Schlotterbeck - und erhält sieben Minuten später die erste Gelbe der deutschen Elf.
Nathaniel Brown: Ersetzt Raum und fällt weder positiv noch negativ auf.
Assan Ouedraogo: Keine zwei Minuten nach der Einwechslung schießt der erst 19-jährige Debütant sein erstes Länderspieltor. Kurz darauf gelingt dem Ex-Schalker ein feiner Hackentrick durch die Beine des Gegenspielers. Traumeinstand im heimischen Leipziger Stadion!
