Fußball

Mal Weltklasse, mal LuxemburgMitreißende DFB-Elf heilt mit WM-Ticket nicht alle Wunden

17.11.2025, 22:42 Uhr
imageEin Kommentar von Sebastian Schneider, Leipzig
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Julian Nagelsmann ist erleichtert. (Foto: picture alliance / SvenSimon)

Große Erleichterung in Leipzig: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft löst das Ticket für die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr. Als es höchst brenzlig wurde, sendet sie das richtige Zeichen.

Abpfiff. Erleichterung. Die 21. WM-Teilnahme. Es war wirklich allerhöchste Eisenbahn.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gewinnt das "Endspiel" um die WM-Teilnahme gegen die Slowakei deutlich mit 6:0 (4:0). Auf den allerletzten Metern korrigiert sie den Eindruck eines betrüblichen Länderspielherbsts. Endlich zeigt sie das, was sie sich vorgenommen hat. Dominanz, Spielfreude. Es ist die bestmögliche Botschaft, die die DFB-Elf hätte senden können.

Denn zuvor sah es arg düster aus. Ein Spiel kann alle Zweifel gar nicht wegwischen. Fünf Qualifikationsspiele, mehr als 450 Minuten lang war es schwierig. Die DFB-Elf zeigte keinen Fortschritt, keine Evolution. Bundestrainer Julian Nagelsmann sagte es selbst, sein Team war vom Pfad abgekommen. Es hatte einen "Bruch" gegeben.

Da waren stellenweise ein paar gute Szenen gegen Nordirland. Die vielen Standardtore, das war doch ein Fortschritt. Beim einzigen überzeugenden Auftritt (vor dem "Endspiel"), dem 4:0 gegen Luxemburg, war der Gegner mehr als 70 Minuten in Unterzahl. Bundestrainer Nagelsmann wollte in den Partien das Fundament für den WM-Titel legen. Die Spiele gegen die Slowakei, Luxemburg und Nordirland beherrschen. Alle Zweifel ausradieren. Und endlich wieder eine Spitzenmannschaft sein, die um jeden Preis gewinnen will.

Besorgniserregende Auftritte

Ironischerweise ist zuvor ziemlich genau das Gegenteil eingetreten. Beim 2:0-Erfolg gegen Luxemburg war das DFB-Team nach der schwachen ersten Halbzeit derart verunsichert, dass auch Bundestrainer Nagelsmann selbst vorsichtig wurde. "Am Ende habe ich nicht das Gefühl, dass die Mannschaft es nicht verträgt, wenn man super draufhaut, ehrlich gesagt", sagte Nagelsmann nach Abpfiff. "Sondern wir wollen alle gemeinsam erfolgreich sein." Ohje.

Klar, es ist eine Binse und auch wahr: Es gibt keine Kleinen mehr im internationalen Fußball. Luxemburg liegt zwar auf dem 97. Platz der Weltrangliste (hinter El Salvador und Guatemala), hat zuletzt aber eine starke Entwicklung zurückgelegt. Nordirland (Platz 69) war zwei Jahre lang daheim ungeschlagen. Und die Slowakei, immerhin Platz 46, hat bei der EM im vergangenen Jahr auch die Engländer im Achtelfinale vor arge Probleme gestellt.

Aber die Art und Weise, wie die DFB-Elf phasenweise aufgetreten ist, bereitete lange Zeit große Sorgen. Es begann schon mit der 0:2-Niederlage in Bratislava. Ideenlos, planlos, mutlos. Ausrutscher sind okay, aber es setzte sich fort. Nordirland zwang der DFB-Elf ihr körperbetontes Spiel auf. Und Luxemburg? Das hohe Pressing des Weltranglisten-97. stresste die Nagelsmannschaft derart, dass sie zwischenzeitlich völlig den Faden verlor.

Und was will man bei der WM?

Die Gründe für die Schwäche der DFB-Elf sind weiträumig seziert. Mit dem monatelang verletzten Jamal Musiala musste ein Unersetzbarer ersetzt werden. Mit Kai Havertz fehlt ein systemrelevanter Teil der Offensive. Abwehrchef Antonio Rüdiger und seine Vertretung Nico Schlotterbeck waren auch lange verletzt, genauso wie Torwart Marc-André ter Stegen. Aber wer sagt, dass sie alle auch in alter Form zurückkehren? Bei Schlotterbeck hat's geklappt, aber auch bei Musiala? Man will es nicht hoffen, aber so eine schwere Verletzung kann auch Spuren hinterlassen. Und findet Florian Wirtz wieder konstant in die Spur?

Wenn Nagelsmann mit seiner DFB-Elf ein neues Selbstbewusstsein aufbauen wollte, dann doch in dieser Quali-Gruppe - eben mit den ganzen Ausfällen. Nach dem schwierigen Start hatte sich die Nationalelf selbst in eine schwierige Lage manövriert. Es drohte, ohne Mut, ohne Hoffnung zur WM zu reisen. Man konnte sich schon die Frage stellen: Was will die DFB-Elf da eigentlich?

Klar, das "Endspiel" um die WM war nur ein Spiel. Auch das darf man nicht überbewerten, es heilt nicht alle Wunden. Aber das Signal, was die DFB-Elf sendet, ist entscheidend. Die Peinlichkeit der Playoffs bleibt erspart. Ab jetzt bleiben nur noch sechs Monate und ein paar Testspiele, um die neue Hoffnung im Fußballland auch nachhaltig zu nähren.

Quelle: ntv.de

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